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Down

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Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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Dunkelheit heranströmte, zu einem durchdringenden Chor aus Lärm.
    Sie wand sich im Griff des Wesens und ihre Augen fanden Potter. Der Mann litt offenkundig, sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse purer Qual. Er hatte den geschärften Beinknochen, mit dem sie verletzt worden war – und den sie anschließend in Danis Rücken gerammt hatte – tief in den Oberkörper des Monsters gestoßen. Während sie gegen die Umklammerung ankämpfte, knurrte Potter das Monster an und riss den Knochen heraus, um erneut ins Schwarze zu treffen. Der Koloss winselte wie ein verängstigter Hund und sie trommelte mit den Fäusten gegen seinen Arm.
    »Jawoll! Fick dich!« Sie brach in schallendes Gelächter aus und schlug wieder und wieder auf ihren Peiniger ein. Ihre Fäuste taten weh, aber das Triumphgefühl machte alles wett. Potter war auf bestem Weg, die Kreatur zu töten. Es machte ihr nichts aus, dass es kein perfekter Sieg war. Sie brachten das Vieh um, das ihr Todesangst eingejagt und einen guten Mann weggenommen hatte. Damit konnte sie sich anfreunden.
    Doch dann segelte sie in hohem Bogen durch die Luft, noch ehe sie begriff, dass das Monster sie weggeschleudert hatte. Ein Schrei formte sich in ihrer Brust, doch sie schlug auf dem Boden auf, bevor er sich löste. Dann kugelte sie immer schneller über den Boden, bevor die abschüssigen Wände der Senke sie in die Tiefe beförderten.
    Nein!
    Die Hände bremsten ihren Sturz. Haut mit der Temperatur von Klärschlamm berührte sie und brüchige Nägel gruben sich in ihr Fleisch. Wie bei einem Rockkonzert wurde sie durch die Menge getragen, kaum behutsamer, als man ein Bündel Wäsche behandelt. Ihr Körper hob und senkte sich, die vielen Hände betasteten, drückten und zwickten sie.
    Doch die Hände trugen sie nicht einer Bühne mit hellen Scheinwerfern und einer Nebelmaschine entgegen. Es gab auch keine Abtrennung – von Security-Leuten in gelber Montur bewacht, die bereitstanden, um diese Hände abzufangen und zurück in die Menge zu schicken. Stattdessen trugen sie Shannon auf eine Dunkelheit zu, die nach ihr rief, in der Zähne surrten wie Sägeblätter. Sie blickte nach unten und vergaß zu schreien. Es gab keinen Grund dafür. Sie brauchte nur hinzusehen und erkannte, was dort in der Tiefe lauerte, sich aus dem Loch erheben und in ihre Welt eindringen wollte. Sie kannte es und sie hasste es.
    »Erstick dran«, sagte sie.
    Und es zerstörte sie.
    Das schreckliche Ding, das Curtis und die Piloten entführt hatte, wich zurück. Potter sprang ihm gegen die Brust, riss den Knochen zum zweiten Mal heraus und versenkte ihn erneut neben einem Paar Wunden, aus denen bereits schwarzes Blut herauspumpte. Er bellte dem Bastard ins Gesicht und wollte über die Schmerzen lachen, die hinter seiner Iris aufflackerten. Doch er tat es nicht. Wut kontrollierte seine Handlungen und er riss den Knochen los und stach erneut zu, wiederholte die wuchtigen Stöße, bis seine Arme brannten und ihm nicht länger gehorchten.
    Er sackte zu Boden, rollte sich auf den Rücken ab und kippte den Kopf zur Seite. Das Brüllen der mächtigen Wesenheit in der Senke malträtierte weiterhin seinen Schädel, doch er konnte nichts dagegen tun. Er war zu erschöpft, um zu laufen, vielleicht nicht einmal in der Lage, aufzustehen. Mit Sicherheit würde er Jen nicht tragen können, die den toten Körper ihrer Schwester hin und her wiegte, wobei sie Worte mit den Lippen formte, die er als »Es tut mir so leid« identifizierte. Ein Teil von ihm fragte sich, ob sie wirklich in Sicherheit waren oder die Dunkelheit sie immer noch mit all diesen Händen oder etwas Schlimmerem erwischen und sie sich in den Mund stopfen konnte. Doch mehr als alles andere wollte er liegen bleiben und sich ausruhen. Sein Körper weigerte sich, etwas anderes zu tun.
    Langsam reckte er den Kopf und starrte in den Nachthimmel. Die Sterne funkelten. Es brachte ihn zum Lächeln.
    »Tut mir leid, Shannon«, sagte er. »Tut mir leid, Marie. Tut mir leid, Dad. Tut mir leid, ganze gottverdammte Welt.« Dann schloss er seine Augen.

Dreizehn
    Nach einer Zeitspanne, die sich wie eine Ewigkeit purer, gleißender Folter anfühlte, begann das gottlose Brüllen, das aus der Senke drang, abzuebben. Zunächst wurde es nur ein wenig leiser, dann verwandelte es sich von einem wütenden, hungrigen Schrei in einen, der ängstlich, beinahe kläglich wirkte. Jen nahm es durch das Brummen in ihrem Schädel wahr und sie glaubte zu begreifen, was vor sich
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