Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
Vom Netzwerk:
von Hüsker Dü und Fugazi in der Garage geprobt.«
    »Ich glaube, einmal haben wir The Waiting Room fast fünf Stunden am Stück gespielt.«
    An der Tür war ein Klopfen zu hören, dann schwang sie auf, bevor jemand darauf reagierte. Potter sagte seinen Spruch auf.
    »Noch 20 Minuten, Jungs.«
    »Okay«, meinte Curtis. »Räumen wir auf.«
    »Lassen wir’s liegen«, entgegnete Greg. »Dann können wir später weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
    »Denk ans Flugzeug, Mann.«
    »Stimmt. Okay, scheiß drauf. Dann lass uns zusammenpacken und noch ein bisschen einspielen.«
    Sie starren entsetzt hin und verrenken sich die Hälse, um das tosende Feuer besser sehen zu können, das eines der Triebwerke einhüllt. Die Beleuchtung in der Kabine flackert und erlischt. Ein Kreischen schält sich aus der Dunkelheit, darunter mischt sich ein gluckerndes Schluchzen. Aus einer Entfernung, die nicht real sein kann und nur durch die Panik erklärbar ist, ruft eine Stimme: »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, als ob es ein heidnischer Lobgesang wäre.
    Die Flammen breiten sich aus, flackern und verschwinden abrupt, als hätte man sie per Knopfdruck ausgeschaltet. Alle verstummen, das kollektive Luftanhalten einer einzigen, tief verängstigten Kehle. Keiner weiß so recht, worauf sie hoffen und welche Fragen sie besser nicht stellen. Ihnen wird klar, dass das Triebwerk den Geist aufgibt. Das Einzige, was sie jetzt noch hören, ist das Klappern des Flugzeugrumpfes, das Pfeifen von Wind um den ausgefallenen Motor herum und das unbeholfene Heulen des verbliebenen Motors. Es erinnert auf unangenehme Weise an ein Schwein, das in nackter Todesangst um sein Leben rennt.
    »Kommst du?«, meldete sich Dani von der Tür aus. Sie umklammerte den Rahmen etwas fester, als sie es eigentlich wollte, und strich mit der anderen Hand ihre langen blonden Haare hinter das Ohr zurück. Alle hielten sie deshalb für bescheuert, aber sie empfand das Einspielen immer noch als spannendes Ritual. Wie sie zu fünft im Kreis standen und Jen ihre Gitarre hart anschlug, damit sie gegen den Gesang ankam. In der Regel einigten sie sich auf zwei kurze Songs oder einen längeren, je nach Tagesform. Potter hatte angefangen, Regeln durchzusetzen, nachdem sie in Dayton vor dem Auftritt über eine Viertelstunde dumm rumgesessen hatten.
    »Rede mit deinem Göttergatten, Chica.«
    »Ich hab’s gleich.«
    Dani beobachtete, wie Kevin eine hohe E-Saite auf Jens Telecaster spannte und mit dem Stimmen anfing. Er hielt sich den Gitarrenhals ans Ohr und war schon nach wenigen Momenten zufrieden. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihr Mann war zwar kein Bandmitglied, aber sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen, einen Auftritt ohne ihn durchzustehen.
    »Bitteschön, Kleine!«, sagte er und drückte Jen die Tele in die Hand. Sie klatschte anerkennend, bevor sie das Instrument entgegennahm.
    »Juhu! Mein Held! Auf geht’s!« Sie warf sich den Gitarrengurt über die Schulter, sprang von der Couch und joggte in Richtung Bühne. Mit ihrem blonden Kurzhaarschnitt und dem grünen Pullover hätte sie glatt als Grunge-Version von Peter Pan durchgehen können.
    Dani lachte so dreckig, wie sie konnte, und schlurfte ebenfalls den Gang entlang. Als sie ihre Schwester einholte, warf sie ihr einen kurzen Blick zu.
    »Wie findest du meinen Mann?«
    »Langweilig.«
    »Du lügst!«
    »Tu ich nicht. Ich sage die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit.«
    »Mich langweilt er jedenfalls nicht.«
    »Du bist ’ne Schnarchnase.«
    »Nee. Ich hab Sex mit ihm!«
    »Halt die Klappe.«
    »Ständig!«
    »Sei still!«
    »Er hat einen Penis!«
    Die Schwestern wieherten vor Lachen, als sie in Richtung Green Room liefen.
    Für einen Augenblick, der sich viel zu lange anfühlt, warten sie schweigend. Tief in ihrem Inneren hoffen sie, dass gleich die beruhigende Stimme des Piloten aus der Bordsprechanlage kommt. Dass er ihnen versichert, alles sei in bester Ordnung. Dass es kein Problem darstellt, mit nur einem Triebwerk weiterzufliegen. Dass ihnen zwar genau genommen eine Notlandung bevorsteht, aber auf der Landebahn eines regulären Flughafens. Nur noch ein paar nervenaufreibende Minuten und es ist überstanden. Sie werden sich in Sicherheit befinden und Freunden und Familie später etwas zu erzählen haben.
    Aber die Stimme des Piloten lässt sie im Stich. Es gibt keine beruhigenden Worte oder Versprechen. Alles, was sie zu hören bekommen, sind die ratternden Geräusche des Fliegers, des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher