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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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vorwärts. Die über seine Schulter gehängte SG schien er fast vergessen zu haben. Er hielt die Augen halb geschlossen und Potter fragte sich, ob der Gitarrist tatsächlich in der Verfassung war, sein legendäres Solo hinzulegen. Er musste zusehen, dass er den kleinen Trottel zurück in die Spur brachte.
    Das Intro schwoll in einem Crescendo an, während die Band über die Stufen zur Bühne hinaufspurtete und Potter die Treppe mit einer Taschenlampe anleuchtete, damit keiner von ihnen stolperte oder hinfiel. Oben hielten zwei Mitglieder der Crew Jens Gitarre und Gregs Bass bereit. Er war davon ausgegangen, dass Jen heute Abend die Tele spielte, aber anscheinend hatte sie ihre Meinung kurzfristig geändert. Stattdessen stieß sie ein fröhliches »Danke, Kumpel!« aus, als sie eine in Zeitungspapier gewickelte Stratocaster vom Roadie entgegennahm. Sie glotzte ihre Schwester mit einer übertriebenen Rockstargrimasse an, als sie sich die Gitarre umschnallte. Dani konterte mit einem Paar Teufelshörnern.
    Potter wusste, dass das Intro noch exakt 20 Sekunden dauerte. Das rhythmische Quietschen von Rückkopplungen vermischte sich mit dem hypnotischen Sound afrikanischer Trommeln. Conner hüpfte nervös auf den Fußballen herum und schien sich gefangen zu haben. Curtis und Greg umarmten sich kurz.
    »Wer ist die beste Band der Welt?«, rief Curtis.
    »Zeppelin«, antworteten die anderen.
    »Und die zweitbeste?«
    »Die Beatles!«
    »Und was sind wir?«
    »Platz sechs!«
    »Und das braucht uns verdammt noch mal nicht peinlich zu sein!«
    Jubel brandete auf und die Bandmitglieder sprangen unter dem ohrenbetäubenden Beifall der Menge auf die Bühne.
    Das letzte Triebwerk der Maschine gibt ein hart schepperndes Geräusch von sich. Etwas, das an das Lungen zerfetzende Husten eines alten Mannes erinnert, rasselt durch die Kabine – laut genug, um die Schreie zu übertönen – dann erstirbt der Motor. Die restlichen Schreie ersterben im selben Moment, zerbröseln zu leisem Wimmern und stillen Gebeten. Alles wird ruhig. Das Pfeifen von Tragflächen, die durch die wütenden Böen schneiden, wird zum vorherrschenden Klang. Überall in der Chartermaschine kneifen sich Augen zusammen und drücken sich Hände fest genug, um Knöchel kreideweiß hervortreten zu lassen.
    Dann ertönt das neue Geräusch: ein scharfes Knistern, als die Baumspitzen am Boden des Flugzeugs kratzen. Erst ist es nur eine. Dann kommen weitere hinzu. Bald verstärkt es sich zu einem rauen Chor aus splitterndem Holz und dann kehren die Schreie zurück. Etwas erbebt, ein metallisches Ächzen, das durch die gesamte Länge des Flugzeugs läuft.
    Dann brüllt etwas noch lauter als die Menschenmenge in einem riesigen Stadion und die Welt erhebt sich, um sie zu rammen.

Zwei
    Dani wachte auf und stand in Flammen. Qual und Entsetzen füllten ihr ganzes Dasein aus und der Schrei, der sich aus ihrer Kehle löste, war das beängstigendste Geräusch, das sie je in ihrem Leben gehört hatte. Er kreiste durch ihren Kopf wie eine lebende Sirene. Sie wusste nicht, wo sie war oder wer sich bei ihr befand. Das Feuer nahm ihre gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. Flammen züngelten über ihren Körper und fraßen sie Stück für Stück auf. Als ihr Schrei verstummte, versuchte sie zu atmen, was lediglich dazu führte, dass sie Hitze in ihre Lungen sog. Ihr blieb die Luft weg, in ihrer Brust breitete sich ein beklemmendes Gefühl aus. In ihrer Kehle klickte es, als sich der erste klare Gedanke in ihr Bewusstsein drängte.
    Kevin! Jen!
    Sie waren ganz in der Nähe. Das wusste sie, erinnerte sich daran, obwohl sie sich an nichts sonst erinnern konnte. Ihr Mann. Ihre Schwester. Sie musste sie finden und sich vergewissern, dass es ihnen gut ging.
    Großer Gott, dieses Feuer!
    Sie schaute nach unten und sah Flammen an ihrer Brust züngeln. Sie kräuselten sich in Richtung ihres Gesichts und leckten am Shirt. Sie brach in wilden Aktionismus aus und versuchte, sie zu ersticken. Ihre Unterarme trommelten gegen den Oberkörper, Panik ließ sie schneller und schneller werden. Sie nahm die Hitze an ihrem Körper kaum wahr. Die Panik blendete jede bewusste Wahrnehmung aus. Das Verlangen, ihren brennenden Leib zu löschen, verdrängte sogar die Sorge um ihre Familie.
    Während sie das Menschenmögliche unternahm, um ihre eigene Haut zu retten, fing sie langsam an, andere Geräusche, andere Stimmen zu registrieren. Sie versuchte, Kevin und Jen in dem Gewirr auszumachen, aber es gelang ihr
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