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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition)
Autoren: Eva Almstädt
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Code und den passenden Fingerabdruck für den Scan. Der vorläufige Besucherausweis, den man Julia gestern Nacht noch ausgehändigt hatte, war gerade mal so etwas wie ein Dokument ihrer Daseinsberechtigung, mit dem sie jedoch nirgendwohin gelangen konnte.
    Als sie einmal neben einer Tür darauf wartete, dass Leela ihnen Einlass verschaffte, strich Julia neugierig mit dem Finger über die Blätter einer exotischen Blume, die künstlich aussah – wie beinahe alles hier. Leela warnte sie sofort, bloß nichts anzufassen: Die Pflanzen hier könnten giftig sein. Mit dieser Warnung im Hinterkopf erreichte Julia schließlich mit ihrer Führerin den Bürobereich, in dem die ICL-Mitarbeiter saßen. Offensichtlich besaß Leela keine gültige Keycard für den Zutritt, denn sie klingelte. Barry, der Amerikaner, den sie schon beim Frühstück getroffen hatten, öffnete die Tür, und Julia trat ein. Leela Kumari blieb jedoch an der Schwelle stehen, als sei dies die Grenze zum Feindesland. Sie erklärte, sie würde Julia um sechs wieder abholen, und verschwand.
    »Ist das hier immer so?«, wollte Julia wissen, während sie ihren neuen Arbeitsplatz musterte. Sie befand sich in einem luftigen, sparsam eingerichteten Raum, in dem es keine angestammten Plätze gab. Zwischen Topfpalmen und mobilen Schallschutzwänden standen Schreibtische und fahrbare Rollcontainer. Automatische Jalousien filterten das Licht und warfen gestreifte Muster auf Teppichboden und Wände.
    »Wie ist es denn hier?«, fragte Milan.
    »Fürsorglich?« Bevormundend, dachte Julia. »Hier nimmt doch wohl niemand ernsthaft an, ich würde nachher nicht zurück in mein Apartment finden.«
    »Solange Sie nur einen vorläufigen Besucherausweis haben, dürfen Sie sich nicht unbegleitet auf dem Gelände fortbewegen.«
    »Genießen Sie die Fürsorge, solange sie andauert, also noch etwa …« Gundula warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Zweiundzwanzig Stunden. Danach heißt es: Friss oder stirb.«
    »Und was soll ich fressen?«
    Gundula ignorierte einfach die Frage, blickte zu ihrem Computer und tippte auf der Tastatur herum.
    Milan Gorkic wühlte zunächst in den Schubladen seines Bürocontainers, bevor er schließlich zu Julia aufblickte und antwortete: »Die wunderbare Welt von Serail Almond.«
    Ein paar Augenblicke später wandte Gundula sich ihr wieder zu und gab ihr einen ersten Überblick über ihren Aufgabenbereich. »Sie übernehmen Tjorven Lundgrens Aufgaben. Haben Sie ihn eigentlich mal kennengelernt?«
    »Nicht persönlich. Wir haben mal miteinander telefoniert, glaube ich.«
    »Schade. Ein Schwede – sehr netter Kerl. Und ein fähiger Mann, aber leider auch ein Chaot. Ich fürchte, er hat Ihnen einen Haufen ungeordnete Arbeit hinterlassen.«
    »Machen wir denn keine Übergabe?«, fragte Julia.
    Gundula blinzelte. »Das geht nicht.«
    Julia sah sie fragend an, erhielt jedoch keine Erklärung.
    Nach ein paar Augenblicken unbehaglichen Schweigens merkte Milan an: »Tjorven ist schon seit drei Wochen weg.«
    »Wurde er etwa fristlos entlassen?«, hakte Julia nach und fügte in Gedanken hinzu: Oder ist dieser Tjorven Lundgren tot umgefallen? Eine Weile blickte sie in verlegene Gesichter.
    »Er ist ein Outdoor-Freak«, erwiderte schließlich Milan. »Zelten, wandern, mit den Einheimischen in Kontakt kommen und so. Nach einem langen Wochenende in der Pampa ist er nicht wieder zu Serail Almond zurückgekehrt.«
    »Ist er einfach so abgehauen?«
    »Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Spurlos.«
    M ANHATTAN , N EW Y ORK , USA
    »Wir können das auch mit einem Foto erledigen.« Der Polizist, der Rebecca Stern gegenübersaß, musterte sie mit kaltem Blick. »Das ist die normale Vorgehensweise bei Identifizierungen im OCME.«
    In diesem Land liebte man Abkürzungen. Rebecca hatte vorab recherchiert, was in New York auf sie zukommen würde, und wusste daher, dass der Beamte das Office of the Chief Medical Examiner meinte, also die Rechtsmedizin. Er mochte sie nicht – das hatte sie schon bei der Begrüßung auf dem Flur gespürt: Ryan Ferlands kleine, helle Augen waren über ihren Körper geglitten wie über eine besonders dekadente Schaufensterdekoration. Doch im Unterschied zum Bummel durch die Straßen konnte er hier und jetzt nicht einfach weitergehen, sondern musste sich mit ihr beschäftigen. Er war Zeuge gewesen, als sich ihre Schwester Moira das Leben genommen hatte. Vielleicht war das der Grund, weshalb er sich ihr gegenüber so abweisend gab: Sie war die
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