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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition)
Autoren: Eva Almstädt
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so«, sagte Martinez ohne den Anflug eines Lächelns. »Aber einen Moment dauert es noch.« Sie saß vor einem Computerbildschirm und tippte etwas auf der Tastatur. »Bei der Toten handelt es sich nicht um Ihre Schwester Moira Stern, sagen Sie?«
    »Hey, Sie ist noch gar nicht wieder ganz da«, beschwerte sich Ferland.
    »Da liegt eine alte Frau, und Sie wollen mir weismachen, dass das meine Schwester Moira ist?«, brauste Rebecca auf. »Moira ist jünger als ich; sie ist erst zweiundzwanzig!«
    »Der Verwesungsprozess ist möglicherweise schon so weit fortgeschritten …«, wandte Martinez nüchtern ein.
    »Sie sah aber bereits ein paar Minuten nach ihrem Tod genauso aus«, hörte Rebecca Ferland sagen.
    »Der Tod verändert einen Menschen stark«, entgegnete Martinez und sah Rebecca prüfend an. »Sie sollten sich ganz sicher sein. Hat Ihre Schwester irgendwelche unveränderlichen Kennzeichen?«
    »Sie hat sich die Ohren anlegen lassen, als sie fünfzehn war. Da sind Narben hinter ihren Ohren, und es gibt eine am linken Knie. Ein Unfall mit Inlinern, als sie zwölf war.«
    »Tätowierungen, Piercings, größere Operationsnarben?«
    »Moiras Körper ist ihr Kapital, sie würde ihn niemals freiwillig verunstalten.«
    »Warten Sie hier«, wies Martinez sie an und verließ den Raum. Ferland eilte hinterher.
    Die Tür fiel mit einem Knall hinter ihm zu; und Rebecca blieb allein in einem fensterlosen Raum zurück, umgeben von drückender Stille. Sie stand auf und ging ein paar Schritte umher in der Hoffnung, auf diese Weise etwas von ihrer Anspannung loszuwerden. Die Tote, die sie gesehen hatte, konnte nicht Moira sein. Wieder hatte sie das faltige, schuppige Gesicht vor Augen – das Gesicht einer sehr alten Frau. Aber wo war dann Moira geblieben? Es musste eine Verwechslung sein, was durchaus vorstellbar war bei den vielen Toten in New York: den Opfern von Gewaltverbrechen, nicht identifizierten Toten, Menschen, die mit einer unklaren Todesursache verstorben waren. Wie sollte man Moiras Leiche, wenn sie denn überhaupt hier war, da jemals wiederfinden? Die wenigen Sachen, die man ihr kurz gezeigt hatte und die ihre Schwester getragen haben sollte, konnten Moiras gewesen sein – oder auch nicht. Sie hatten sich zu selten gesehen in letzter Zeit. Wie auch? Rebecca hatte einen anspruchsvollen und zeitraubenden Beruf und seit ein paar Monaten auch wieder einen festen Freund … Noël Almond zu treffen bedeutete meistens, sich in ein Flugzeug zu setzen; da reiste man nicht mal schnell in die USA, um sich Moiras Gejammer anzuhören. Verdammt. Sie war neunundzwanzig, Moira zweiundzwanzig, da dachte man doch, man habe noch alle Zeit der Welt, um sich irgendwann mal richtig auszusprechen!
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Martinez und Ferland betraten mit ernster Miene den Raum.
    »Da sind Narben hinter den Ohrmuscheln«, berichtete Gina Martinez. »Außerdem hat die Tote eine etwa drei Zentimeter lange, senkrecht verlaufende Narbe auf dem linken Knie. Keine weiteren unveränderlichen Kennzeichen. Die Körperlänge beträgt hundertsiebenundsiebzig Zentimeter.« Sie maß Rebeccas hochgewachsene Gestalt mit einem kurzen Blick. »Und sie ist untergewichtig.«
    »Das stimmt so weit alles«, sagte Rebecca schwach. »Aber warum sieht sie so schrecklich aus?«
    Ryan Ferland verzog sein Gesicht zu einer zufriedenen Grimasse. »Ich sag doch. Das schreit nach einer Autopsie.«

3. Kapitel
    B IHAR , I NDIEN
    Als Julia, gewissenhaft von Leela begleitet, zurück in ihr Apartment kam, standen ihre Koffer neben dem Schreibtisch. Sie hob den ersten aufs Bett und klappte ihn auf. Julia hatte keine technischen Geräte in ihren Koffern gehabt – keinen Fotoapparat, kein weiteres Mobiltelefon, nicht mal einen E-Book-Reader. Trotzdem waren ihre Sachen durchsucht worden, wie sie sogleich sah. Das Durchleuchten hatte offensichtlich nicht gereicht … Die Vorstellung, wie jemand in ihren Kleidungsstücken und persönlichen Dingen gewühlt hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Dann sah sie ein neues Mobiltelefon auf dem Schreibtisch, das offenbar für sie bestimmt war; daneben befand sich ein Zettel, auf dem der PIN-Code stand. Julia nahm es in die Hand und schaltete es ein. Sie hatte ihrer Freundin Sonja versprochen, sie anzurufen, sobald sie bei Serail Almond angekommen war. Das war gestern durch die Aktion in der Schleuse unmöglich geworden. Nun zögerte sie. Natürlich konnte man sie damit abhören, die Frage war nur, wozu? Sie dachte an die
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