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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition)
Autoren: Eva Almstädt
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sehen, aber sie lassen uns nicht zu ihr runter.«
    »Und da meinst du, ich würde dir mal eben helfen?« Die Augen in ihrem dunkelhäutigen Gesicht glitzerten spöttisch, als sie Rebeccas Gestalt, den akkuraten Pagenkopf, den schwarzen Hosenanzug und den grauen Kaschmirmantel taxierte.
    »Es dauert nicht lange«, versprach Ferland. »Wir wollen nur einmal runter für eine offizielle Identifizierung.«
    Rebeccas Blick fiel auf das Namensschild, das an der Brust der Frau befestigt war: Gina Martinez – Identification Staff.
    »Dann geht in mein Büro und wartet dort auf mich«, sagte Martinez und sah auf ihre Uhr. Warnend fügte sie hinzu: »Es kann aber eine halbe Stunde dauern.«
    »Du bist ein Engel, Martinez.« Ferland bedeutete Rebecca mit dem Kopf, ihm zu folgen. Auf dem Weg in das Büro teilte er ihr mit: »Wenn wir den offiziellen Weg gehen, kann das nämlich noch viel länger dauern.«
    Erneut fragte sich Rebecca, ob es normal war, dass ein Polizist so viel Zeit opferte, um bei einer simplen Identifizierung dabei zu sein.
    Nach zwanzig Minuten holte Martinez sie und Ferland in ihrem Büro ab und geleitete sie dorthin, wo die Leichen der Verstorbenen aufbewahrt wurden. Während der Takt ihrer Schritte durch die langen Gänge hallte, dachte Rebecca, dass der heutige Tag viel Material für ihre nächsten Albträume liefern würde.
    Martinez stieß schließlich eine doppelte Metalltür auf, und sie waren mittendrin im Reich der Toten.
    Rebecca schreckte zurück. Es roch … Sie hätte darauf vorbereitet sein sollen, dachte sie. Es roch fast wie der Napf mit dem Katzenfutter, den sie eine Woche lang in ihrer Wohnung unter der Heizung hatte stehen lassen, als sie mal mit Noël nach Prag gereist war. Ihre Katze war derweil in einer Tierpension gewesen und mit einem Dachschaden wieder bei ihr eingezogen.
    »Sorry, nicht gerade ordentlich hier«, entschuldigte sich Martinez und stieß eine Rollbahre zur Seite, auf der unter einem Tuch grün-grau angelaufene Füße hervorschauten.
    Nachdem Rebecca dies gesehen hatte, zwang sie sich, ihren Blick stur auf Ferlands Nacken zu richten, und befahl ihren Gedanken, sich mit seiner Narbe zu beschäftigen, die unter seinem Haaransatz knallrot auf der hellen Haut leuchtete. Das Wundmal war noch nicht alt. Was war das? Eine Stichverletzung?
    Mit dieser Taktik gelangte sie mit nicht mehr als einem leichten Unwohlsein im Magen vor eine Wand mit Edelstahlschubladen. Das flaue Gefühl war alles andere als eine Überraschung. Sie atmete flach und presste ihre Handtasche an sich. Gleich hast du es hinter dir, sagte sie sich. Alles klärt sich auf. Vielleicht war es gar nicht Moira, die hier lag. Solange sie ihre Schwester nicht tot gesehen hatte, gab es Hoffnung. Das alles war vielleicht nur ein Irrtum, der sich gleich aufklären würde. Diese Reise und der grauenhafte Ort hier: Das alles hatte doch nichts mit dem Leben von Rebecca Stern zu tun!
    Die Mitarbeiterin des OCME zog mit geübtem Griff eine der Schubladen vor.
    Rebecca bemerkte noch, wie Ferland neben sie trat. Hatte er Angst, sie würde im letzten Moment weglaufen? Oder umfallen? Sie zwang ihren Blick in die Richtung, wo der Kopf der Leiche liegen musste. Sie sah langes, dunkles Haar, das ein gräulich-blasses Gesicht umrahmte. Eine spitze Nase, schuppige, faltige Haut … Sehr alte Haut. »Das ist nicht meine Schwester!«, rief sie mit überschnappender Stimme, bevor ihre Knie nachgaben.
    Rebecca blinzelte irritiert. Das Licht war zu hell. Und warum lag sie auf dieser Liege? Da tauchte Ferlands Kopf als riesiger Schatten vor ihr auf.
    »Sind Sie okay?«, erkundigte er sich.
    »Was ist passiert?«
    »Sie sind umgefallen, Miss Stern. Kommt in den besten Familien vor.«
    So viel Zartgefühl hatte sie ihm gar nicht zugetraut. Sie setzte sich auf und schwang ihre Beine über den Rand der Liege. Ihr war immer noch schwindelig, aber wenigstens roch es hier besser. Ihrer Kleidung entströmte noch schwach ein Hauch von Tod und Verwesung, aber der dominierende Geruch in diesem Raum war der nach Desinfektionsmitteln und angebranntem Kaffee. Jetzt einen Kaffee … Sie fühlte sich irgendwie erleichtert, fast euphorisch. Im nächsten Moment begriff sie, warum: Moira war nicht tot! Als Rebecca aufstehen wollte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie zurück.
    »Moment noch. Möchten Sie ein Glas Wasser?«, fragte Martinez.
    »Nein, danke. Ich muss nur raus hier, dann geht es mir sofort besser.«
    »Das geht uns allen
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