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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf
Autoren: Alison Gaylin
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kurze Telefongespräch zurück, das sie vierundzwanzig Stunden zuvor mit Morasco geführt hatte.
    Â»Warum haben Sie nach Iris Neff gefragt?«
    Â»Entschuldigung, manchmal platzen einfach irgendwelche Sachen aus mir heraus.«
    Â»Mrs Spector –«
    Â»Brenna. Mrs Spector ist meine Mom.«
    Â»Ihr Assistent hier meint –«
    Â»Mein Assistent?«
    Â»Er sagt –«
    Â»Sind Sie gerade mit Trent zusammen?«
    Â»Er sagt, Sie wären nicht in der Stadt.«
    Â»Das stimmt.«
    Â»Ich würde mich gern mit Ihnen treffen, sobald Sie zurückkommen.«
    Â»Könnten Sie mir bitte sagen, worum es geht?«
    Â»Ich denke, darüber sollten wir sprechen, wenn Sie wieder hier sind.«
    Â»Worum geht es?«, fragte Brenna laut.
    Die Frau neben ihr – eine ängstliche Fliegerin, die während des gesamten Starts nervös einen Rosenkranz befingert hatte – blickte Brenna an, als ob ihr plötzlich eine zweite Nase gewachsen wäre, die jeden Augenblick zu explodieren drohte oder so.
    Â»Tut mir leid«, erklärte Brenna ihr. »Ich habe mich nur gerade … an etwas erinnert.«
    Â»Oh«, sagte die Frau, die Brenna niemals für den Rosenkranztyp gehalten hätte, denn sie hatte stacheliges, rosa-weiß gesträhntes Haar, eine strassbesetzte Bibliothekarinnenbrille auf der Nase, trug ein altmodisches schwarzes Kleid, und eine Rosentätowierung schlängelte sich an ihrem dünnen bleichen Arm hinauf. Sie hatte in etwa Brennas Alter, und zu Hause in New York, wo sie ohne jeden Zweifel lebte, war sie wahrscheinlich die coolste Lehrerin am Zentrum für Design. Während sie hier nicht mehr als ein schlotterndes Nervenbündel war.
    Â»Haben Sie einen Sohn?«, fragte sie plötzlich.
    Â»Seltsame Frage, aber … nein«, antwortete Brenna. »Ich habe eine Tochter. Maya. Sie ist dreizehn. Und Sie?«
    Â»Was?«
    Â»Haben Sie einen Sohn?«
    Am Vortag, um fünfzehn Uhr achtundzwanzig, hatte Brenna eine SMS von Maya bekommen: Dad meint, du holst mich einen Tag später ab.
    Brenna, für die das Verfassen einer SMS die reinste Folter war, hatte mühsam ein paar Sätze in ihr ausnehmend bescheidenes Alles-andere-als-smart-Phone getippt und ihr erklärt, Larry Shelby wäre erst einen Tag später als geplant aus Los Angeles gekommen, und es täte ihr entsetzlich leid, aber sie könne es nicht ändern, Maya würde ihr fehlen, sie würde Maya lieben, und sie mache es auf alle Fälle wieder gut …
    Keine Antwort. Wie nicht anders zu erwarten, denn seit Maya in der siebten Klasse war, drückte sie ihren Zorn am liebsten dadurch aus, dass sie beleidigt schwieg.
    Â»Ich wollte wissen, ob Sie einen Ton haben. Mein Kopfhörer funktioniert anscheinend nicht. Aber es ist sicher schön, wenn man eine Tochter hat. Ich glaube, am besten schlafe ich, bis wir in La Guardia sind.«
    Sie rutschte ein Stück von Brenna fort, quetschte sich in den engen Raum zwischen Sitz und Fenster, kniff die Augen zu und tauchte ab. Was für Brenna vollkommen in Ordnung war. Auch sie klappte die Augen zu und verschwand auf ihre eigene Art.
    16. Oktober 1998. Das erste und letzte Mal, dass Brenna mit Detective Nick Morasco von der Polizei in Tarry Ridge gesprochen hatte, aber erst nachdem Jim in der Küche hinter sie getreten war, während sie in Tank Top und Pyjamahose an der Spüle gestanden und die Reste des Lachses vom Vorabend aus dem Edelstahltopf gekratzt hatte. Erst nachdem sie den sanften Druck von Jims Handfläche auf ihrem nackten Bauch, die Knöpfe seines Hemds an ihrem Rücken und seinen Mund an ihrem Ohr gespürt hatte. »Ich müsste gegen sechs zu Hause sein.«
    Der sanfte, geistesabwesende Kuss trifft auf ihr Schlüsselbein. Brenna dreht sich um, legt ihre Hand an Jims frisch rasierte Wange und küsst ihn auf den Mund.
    Seine weichen Lippen, die den Kuss erwidern, seine Hand, die liebevoll ihr Haar zerzaust …
    Der Fernseher, der tschilpt: »Elmo hat an Eisenbahnen gedacht!«
    Mayas Stimme aus dem Wohnzimmer: »Daddy! Bring mir eine Überraschung mit!« Und Jim, der sich lächelnd von ihr löst, während sie ihm in die Augen sieht. Seine Augen sehen aus, als hätte jemand ein Feuer hinter ihnen entfacht.
    Â»Bring mir auch eine Überraschung mit«, flüstert sie.
    Das Flugzeug machte einen leichten Satz. »O Gott«, entfuhr es der Lehrerin
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