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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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Berlin ist eine der grünsten Städte, die es gibt. Und die mit den meisten Seen.«
    »Im Mai«, wiederholt Luna. »Bis dahin dauert es dauert noch über ein halbes Jahr.«
    Falk scheint sie nicht gehört zu haben. »Dann ziehst du dir etwas Nettes an und ich führe dich zu den schönsten Plätzen.«
    Luna weiß nicht, was sie sagen soll. In ihrem Bauch
kribbelt es und ihr Herz beginnt schneller zu schlagen. Wenn Falk jetzt schon Pläne für den Mai im nächsten Jahr schmiedet, will er dann wohl noch mit ihr zusammen sein. Oder zumindest befreundet. Noch sind sie kein Paar, aber vielleicht kommt es heute Abend dazu. Falk steuert den Wagen jetzt mit einer Hand, mit der anderen greift er nach Lunas und lächelt sie von der Seite an, Luna sieht seine Zähne, die die Farbe von abgezogenen Mandeln haben, seine Augen, in denen sich die vorbeifliegenden Straßenlaternen spiegeln, die lässig in seine Stirn fallenden Haarsträhnen, seine glatt rasierten Wangen. Es wäre schön, von ihm sagen zu können: »Mein Freund«.
    Dicht hinter ihm betritt sie schließlich das Restaurant. Mit sicherem Schritt geht Falk vor bis zur Bar, wo er von dem Besitzer des Restaurants mit Namen begrüßt wird. An der Garderobe nimmt er Luna den Mantel ab, ehe ein junger Kellner beide zu einem etwas abseits gelegenen Tisch führt. Lunas Beine zittern leicht, als sie sich setzt, doch Falk schenkt ihr ein warmes Lächeln und bestellt mit knappen Worten einen Aperitif und die Speisekarte. Ein Blick von ihm genügt, um den Kellner wieder fortzuschicken. Als beide ihren Campari haben, hebt Falk sein Glas und prostet Luna zu.
    »Das ist eines meiner Lieblingsrestaurants«, verrät er. »Aber um satt zu werden, muss man schon einiges bestellen. Die Portionen sind nicht groß.«
    »Ich bin nicht sehr hungrig«, beeilt sich Luna zu sagen. Sie blickt sich um und versucht, sich zu entspannen, was nicht leicht ist, da sie ein wenig fröstelt, Falk hat einen Tisch am Fenster gewählt, der ihnen zwar einen Blick auf die Straße gewährt, aber auch einem unangenehmen Luftzug ausgesetzt ist. So unauffällig wie möglich legt sie sich ihr Halstuch so, dass es etwas mehr wärmt. Dann
beugen sich beide über die Speisekarte, der Kellner bringt einen französischen Rotwein des Jahrgangs 2003 und lässt Falk probieren; der nimmt einen Schluck, überlegt, trinkt noch einmal, dann nickt er. Der Kellner schenkt auch Luna ein und fragt mit gedeckter Stimme, ob sie schon ihre Speisen ausgewählt hätten.
    »Wir nehmen das Chateaubriand«, bestimmt Falk, klappt seine Karte zu und nimmt Luna die ihre aus der Hand. »Bitte.«
    Mit einer leichten Verbeugung nimmt der Kellner die Karten entgegen, tritt an Luna vorbei, um das Fenster zu schließen, dankbar sieht sie zu ihm auf. Luna wagt nicht zu sagen, dass sie gerne Fisch gegessen hätte, das auf der Karte angebotene Seezungenfilet hat ihr sofort Appetit gemacht. Es wäre das erste Mal seit Thores Tod gewesen, dass sie sich wieder an Fisch herangewagt hätte, mit Falk zusammen hätte sie sich sicher genug gefühlt, ihn zu probieren. Von einem Chateaubriand hat sie keine Vorstellung, fühlt sich aber zu befangen, um dies zuzugeben.
    Der Kellner bemerkt ihren leicht enttäuschten Blick, ist wohl geübt darin, jedem Gast mit viel Einfühlungsvermögen das Gericht anzubieten, das seinem Geschmack am meisten entspricht.
    »Die Dame ist einverstanden?«, erkundigt er sich lächelnd. »Wir hätten sonst auch eine hervorragende Fischplatte für zwei Personen, die bei unseren weiblichen Gästen außerordentlich beliebt ist. Seezunge, Lachs, Eismeershrimps in Zitronenbutterfarce, dazu Wildreis und einem leichten Salat aus …«
    »Fisch zum Rotwein?«, unterbricht ihn Falk in barschem Ton. »Für das erste gerade begonnene Lehrjahr als Restaurantfachmann sind Sie schlicht zu alt. Und nun gehen Sie und sorgen Sie dafür, dass wir nicht stundenlang auf unser Essen warten müssen.«

    »Sehr wohl, mein Herr«, stößt der Kellner hervor. »Selbstverständlich. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    Er eilt fort, dreht sich jedoch noch einmal um und zwinkert Luna zu, ohne dass Falk es bemerkt, der mit dem Rücken zum Raum sitzt.
    »Unprofessionell«, sagt er und schiebt sein Messer auf der gestärkten Tischdecke hin und her. »So was von unprofessionell. Eine Schande, in so einem Restaurant.«
    Ein paar Augenblicke lang starrt er mit angespannten Gesichtszügen auf seine Serviette. Luna trinkt einen Schluck Wein, dann noch einen, genau
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