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Dorian

Dorian

Titel: Dorian
Autoren: K. C. Hayes
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nicht ihr Blut. Er saß ja immerhin an der Quelle.
    Was ein Blödsinn.
    Sie schaltete den Computer aus.
    Ich… und ein Vampir, das ich nicht lache.
    Tess wollte sich beweisen, das sie momentan einfach neben der Spur war und sich ein stärkeres Ich zugelegt hatte. Der Stress hatte nun mal seine Nebenwirkungen. Und wo kannte man besser Ruhe finden als in der Kirche. So konnte sie auch gleich sehen, ob der Friedhofsgärtner seine Arbeit machte und das Grab ihrer Eltern in Ordnung hielt.

    Tess fuhr durch die wenig befahrenen Strassen der Stadt. Nur die festliche Beleuchtung ließ erahnen, das Weihnachten vor der Tür stand. Die Ladenbesitzer standen ratlos vor ihren Geschäften und warteten auf Kundschaft. Die Leichenwagen fuhren stille Korsos durch die Stadt und statt dem üblichen Gedränge auf der Eisbahn am Rockefeller Center fuhren ein paar Kinder unter der strengen Aufsicht ihrer Eltern einsam ihre Runden.
    Tess hielt ihre Maschine vor der St. James Church an und verstaute ihren Helm in der Seitentasche. Sie war nicht gerade religiös, denn sie glaubte nur an das, was sie sah. Sie hatte zuviel verloren und erlebt und war Gottes ständige Prüfungen leid. Dennoch fand sie hier Trost und Geborgenheit. Sie war hier willkommen.
    Ehrfürchtig öffnete sie die Tür zum Gotteshaus, doch schon als sie die ersten Meter des Mittelganges entlang ging, wurde ihr speiübel.
    Alles um sie herum fing sich an zu drehen. Hilfesuchend hielt sie sich am Taufbecken fest. Das geweihte Wasser stank bestialisch nach altem Müll. Die aufgestellten Kerzen erloschen in ihrer Gegenwart.
    „Raus hier… sofort.“ brüllte es ihrem Kopf.
    „Hallo Miss, was machen sie denn da?“
    Pater O´ Malley schob den Vorhang des Beichtstuhls zur Seite, als Tess vor Magenschmerzen aufstöhnte.
    „Bitte helfen sie mir Pater… ich kann nicht mehr.“
    Tess streckte ihm ihren Arm entgegen.
    Der Geistliche kam mit der Bibel in der Hand auf sie zugerannt.
    Doch als er sich ihr nähern wollte, riss ihn eine unbekannte Kraft zurück. Er versuchte es erneut, doch abermals konnte er sie nicht erreichen. Er nahm seinen Rosenkranz und hielt ihn schützend vor sich.
    „Bitte Pater, ich bin nicht der Teufel.“ rief Tess ihm entgegen.
    „Dann verschwinde aus den heiligen Hallen, was immer du auch bist.“
    Tess fauchte ihm entgegen. Sie hatte fürchterliche Angst. Pater O´ Malley küsste sein silbernes Kreuz und warf es in das Taufbecken. Tess wich zurück, denn die Wassertropfen verbrannten ihre Haut.
    „Helfen sie mir… ich bin nicht das Böse. Ich bin ein Kind Gottes. Genau wie sie.“
    Daraufhin verlor Tess das Bewusstsein. Sie lag zusammengerollt wie ein kleines Kind auf den kühlen Steinen des Kirchenbodens. Vorsichtig trat der Pater näher. Was immer von ihr Begriff genommen hatte, war verschwunden. Er kniete neben ihr nieder und holte sie zurück in die Wirklichkeit.
    „Wo bin ich?“
    „Sie sind in Sicherheit.“
    Tess schaute sich um. Sie erinnerte sich, sie war in der St. James Church.
    „Kommen Sie, setzten wir uns.“
    Auf wackeligen Beinen folgte sie dem Pater zum Altar. Das riesige Holzkreuz kam ihr auf einmal sehr bedrohlich vor und sie ging ein Schritt zurück. In ihrer Magengegend begann es erneut zu brodeln. Sie setzte sich vorsichtig in die erste Sitzreihe, schloss die Augen und atmete tief durch. Definitiv hatte hier jemand etwas dagegen, das sie hier war und das war sicherlich nicht Gott.
    Pater O´ Malley reichte ihr ein Glas Wasser.
    „Danke Pater.“
    „Sie wissen mein Kind, jedes Gottesgeschöpf ist in unserer Kirche willkommen, nur ich kann Sie gerade sehr schlecht einschätzen, wohin sie gehören.“
    Tess war in einem heiligen Gebäude, in denen Lügen bestraft wurde. Sie musste die Wahrheit sagen oder gehen. Sie entschied sich zu beichten.
    „Wenn ich das nur wüsste. Es geht schon seit Tagen so. Ich habe in letzter Zeit so einiges hinnehmen müssen und habe oft gedacht, ich schaffe es nicht mehr. Der einzige Ausweg war mir eine zweite Persönlichkeit zuzulegen. Mutiger und Stärker, als ich es jemals sein werde. Jemand, der mir weiterhilft, doch es war wohl ein Pakt mit dem Teufel, Pater.“
    Tess sah den Geistlichen entschuldigend an.
    „Jedenfalls bin ich auf dem Weg mich zu verlieren. Das andere Ich nimmt von mir immer mehr Besitz ein. Bisher konnte ich es rufen, wenn ich es brauchte, doch jetzt verselbständigt sich die Sache… wie sie gerade gesehen haben.“
    Instinktiv rutschte der Pater von ihr ab.
    „Wenn
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