Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
verweigert. Ihr seid zum Haus zurückgekehrt und habt sie geholt. Du hast dein Versprechen gebrochen. Die Schuld an ihrem Tod liegt einzig und allein bei dir, mein Freund.«
    Millimeter für Millimeter löste Shaw den Blick von Katie und richtete ihn auf Kuchin. Dem Ukrainer war deutlich anzusehen, dass er das alles genauso geplant hatte: das leere Haus, keine Wachen bei Katie. Und damit das alles auch möglichst echt aussah, hatte er den Truck auftauchen und die Männer ein paar Schüsse abfeuern lassen. Das war kein Hinterhalt gewesen. Er hatte gewollt, dass Shaw Katie befreite. Shaw sollte sein Versprechen brechen. Und wie das größte Greenhorn aller Zeiten war Shaw ihm in die Falle gegangen.
    Angetrieben von einer Wut, wie er sie bis dahin nur einmal in seinem Leben empfunden hatte, explodierte Shaw förmlich, und nach nur vier Sekunden hatte er fast die ganze Strecke zwischen sich und Kuchin zurückgelegt. Doch Kuchin hatte noch weit weniger Zeit benötigt, um wieder anzulegen und sorgfältig zu zielen. Shaws Hirn war genau im Zentrum des amerikanischen Visiers, mit dem man gar nicht vorbeischießen konnte . Doch kurz bevor er schoss, wirbelte der Nebel um Kuchin herum und hüllte ihn ein.
    Der Schuss kam. Dann noch einer. Und schließlich der letzte.
    Kuchin senkte das Gewehr im selben Augenblick, als Shaw sprang. Dann fiel das Gewehr in den Dreck, als der Griff des Ukrainers erschlaffte und Blut aus den drei Löchern in seiner Brust spritzte. Die Einschusslöcher lagen so dicht beieinander, dass alle drei Kugeln das Herz getroffen hatten.
    Reggie nahm die Pistole wieder herunter. All der Rauch in der Schießanlage hatte schlussendlich doch noch seinen Zweck erfüllt. Sie hatte sich einfach gemerkt, wo Kuchin in dem Nebel stand. Und diesmal hatte ihr Ziel sich auch nicht bewegt.
    Kuchin sank mit weit aufgerissenen Augen auf die Knie. Er konnte einfach nicht glauben, was gerade passiert war. Dabei war der Mann eigentlich schon klinisch tot. Wissenschaftler nannten das manchmal die ›technische Seele‹, das letzte Aufbäumen eines toten Gehirns, bevor das Leben wirklich endete.
    Einen Augenblick später prallte Shaw auf Kuchin und trieb ihm das Messer mit solcher Gewalt in den Schädel, dass der Griff abbrach. Fedir Kuchin fiel nach hinten und Shaw auf ihn. Und Shaw schlug ihn, einmal, zweimal, dreimal, und seine Schläge wurden immer schneller, bis der tote Mann kein Gesicht mehr hatte und Shaws Hände bluteten.
    »Shaw! Er ist tot. Tot. «
    Reggie versuchte, ihn von dem Toten herunterzuziehen, doch Shaw stieß sie grob zu Boden. Dann schien er plötzlich zu realisieren, was geschehen war. Er sprang auf und rannte zu Katie. Er suchte nach ihrem Puls, fand aber keinen. Verzweifelt versuchte er, sie wiederzubeleben; doch ihre Brust wollte sich nicht heben, ihr Herz nicht schlagen. Dann, plötzlich, stöhnte sie; ihr Körper zuckte, und sie nahm einen gewaltigen Atemzug.
    Shaw schaute zu Reggie hinauf, die neben ihn gerannt war. »Hilf mir. Bitte.«
    Während Shaw Katies Kopf in den Armen hielt, öffnete Reggie ihren Overall und schaute sich die Wunde an.
    »Sie ist glatt durchgegangen«, verkündete sie schließlich, »aber sie hat ihr Herz knapp verfehlt, sehr knapp.« Sie verband die Wunde und stoppte die Blutung, so gut sie konnte. Shaw rief Frank an und berichtete ihm, was geschehen war. Sie hätten einen Notarzt dabei, sagte Frank.
    Während Katie langsam ein- und ausatmete, setzte Reggie sich auf die Fersen zurück und schaute zu Whit, der sich noch immer das Bein hielt und leise vor sich hin stöhnte. Dann drehte sie sich zu Kuchins zerschmetterter Leiche um und erinnerte sich an etwas. »Möge Gott verstehen, warum ich das getan habe«, murmelte sie und bekreuzigte sich.
    Als Reggie bemerkte, dass Shaw am Arm blutete, krempelte sie ihm den Ärmel auf und sah das Blut, wo die Kugel die Haut gestreift hatte.
    »Du hast seinen Schuss abgelenkt«, sagte sie.
    »Was?«, erwiderte Shaw.
    »Sein Schuss hat dich am Arm erwischt, bevor er sie getroffen hat. Du hast die Flugbahn verändert. Vermutlich hat er auf ihren Kopf gezielt. Nach dem zu urteilen, was er gesagt hat, hätte der Schuss tödlich sein sollen.«
    Shaw blickte zu Katie. Offensichtlich interessierte ihn das alles nicht. »Ohne mich wäre sie überhaupt nicht hier.«
    »Shaw, du hast ihr das Leben gerettet.«
    »Noch nicht«, sagte er, und ein Schluchzen kam aus seinem Mund. »Noch nicht.« Er hielt Katie, so fest er konnte, als könne er so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher