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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel
Autoren: David Baldacci
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verhindern, dass das Leben sie verließ … und die Frau ihn.

Kapitel einhunderteins
    K atie und Whit wurden im Flugzeug von dem Notfallteam behandelt, das Frank mitgebracht hatte. Als sie in Boston landeten, kamen beide sofort ins Krankenhaus. Shaw, Reggie und Frank saßen stundenlang im Wartezimmer. Frank trank einen Becher schlechten Automatenkaffees nach dem anderen, während Shaw einfach nur auf den Boden starrte. Die Ärzte kamen heraus und berichteten ihnen, dass Whit wieder vollständig gesunden würde. Dann vergingen noch mehr Stunden.
    Shaw rührte sich zum ersten Mal, als ein großer Mann und eine Frau am Wartezimmer vorbeigingen: Katies Eltern. Er erkannte sie von einem Foto, das sie ihm mal gezeigt hatte. Sie sahen vollkommen erschöpft und mitgenommen aus. Eine Stunde blieben sie bei ihrer Tochter; dann kamen sie wieder heraus und ins Wartezimmer.
    Shaw erinnerte sich daran, dass Katie ihm mal erzählt hatte, ihr Vater sei Professor für Englisch. Er war groß und hager, sein Haar größtenteils grau. Katies Mutter wiederum sah genau wie ihre Tochter aus: schlank, blond, die gleichen Augen und der gleiche Gang.
    Katies Vater sagte: »Man hat uns gesagt, dass Sie unserer Tochter geholfen hätten.« Das war an Shaw gerichtet. Shaw konnte dem Mann kaum in die Augen sehen. Er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber kein Wort über die Lippen. Stattdessen senkte er den Blick wieder und war vor Schuldgefühlen wie gelähmt.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Katies Mutter.
    Shaw konnte sie noch immer nicht ansehen.
    Da er fühlte, was Shaw gerade durchmachte, stand Frank auf, führte Katies Eltern aus dem Raum und sprach leise mit ihnen. Später kam er wieder zurück und setzte sich neben Shaw. »Ich habe sie in einen anderen Warteraum gebracht. Sie rufen gerade den Rest der Familie an.«
    »Wie geht es Katie?«, fragte Reggie Frank.
    »Offensichtlich steht es noch immer auf Messers Schneide«, antwortete Frank. »Sie können das Ausmaß des Schadens nach wie vor nicht einschätzen.«
    Weitere Stunden vergingen. Frank hatte ihnen aus der Cafeteria etwas zu essen besorgt, doch nur er und Reggie aßen etwas davon. Shaw starrte einfach weiter zu Boden. Dann sahen sie Katies Eltern wieder aus der Intensivstation kommen.
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatten sie gute Neuigkeiten. Katies Mutter ging zu Shaw. Diesmal stand er auf, und sie umarmte ihn. »Sie wird durchkommen«, sagte die Frau. »Sie ist außer Gefahr.« Die Erleichterung war ihr deutlich anzuhören. Auch ihr Mann schüttelte Shaw die Hand. »Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist, aber ich möchte Ihnen von ganzem Herzen dafür danken, dass Sie ihr das Leben gerettet haben.«
    Ein paar Minuten später gingen sie wieder, um Katies Geschwister anzurufen und ihnen die frohe Botschaft mitzuteilen.
    Shaw stand einfach nur da und starrte auf seine Füße.
    »Du hast ihr wirklich das Leben gerettet, Shaw«, sagte Frank.
    Shaw winkte ab.
    »Shaw«, sagte Reggie, »du musst zu ihr gehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Dazu habe ich nicht das Recht«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Immer wieder ballte er die Fäuste und sah so aus, als würde er am liebsten die Wand einschlagen. »Wegen mir wäre sie fast gestorben. Und ihre Eltern danken mir dafür, dass ich sie gerettet hätte. Das ist einfach nicht richtig. Nichts von alledem ist richtig.«
    Reggie packte sein Gesicht und zwang ihn, sie anzuschauen. »Du musst zu ihr gehen.«
    »Warum?«, verlangte er erregt zu wissen.
    »Weil sie das verdient hat.«
    Eine gefühlte Ewigkeit lang starrten sie einander in die Augen. Langsam ließ Reggie ihn wieder los und trat zurück.
    Shaw ging stumm an ihr vorbei und verließ das Wartezimmer. Ein paar Minuten später stand er neben Katies Bett. Sie war über und über von Schläuchen bedeckt, und unzählige Maschinen surrten und piepten um sie herum. Die Krankenschwester sagte Shaw, er habe nur eine Minute; dann zog sie sich zurück und ließ ihn allein. Shaw nahm Katies Hand.
    »Es tut mir leid, Katie. Es tut mir ja so leid. So viele Dinge …«
    Shaw wusste, dass Katie mit Schmerzmitteln vollgepumpt und nicht bei Bewusstsein war, aber er musste diese Dinge sagen. Tat er es nicht, würde er platzen.
    »Ich hätte dich in Zürich nicht einfach verlassen dürfen. Ich hätte dir in Paris schneller folgen sollen. Ich …« Er stockte. »Du liegst mir wirklich sehr, sehr am Herzen. Und …« Die Tränen rannen ihm über die
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