Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Aber wenn man etwas Grassamen auf dem lehmigen Boden verstreute, würden diese Unebenheiten in ein paar Monaten verschwunden sein.
    Unten an der Holzpier schaukelte die kleine Barkasse im auflaufenden Kielwasser eines Frachters, der nach London fuhr. Er blickte dem Schiff nach und nahm einen Schluck von seinem Drink.
    »Gibt es etwas Neues über den Flugzeugabsturz?« hörte er Netta fragen.
    »Was? Oh, entschuldige. Ich habe geträumt.« Er wandte sich nach ihr um. »Du meinst die Maschine, die vor ein paar Tagen hier ins Meer gestürzt ist? Nein, ich glaube, sie haben die Suche nach dem Wrack aufgegeben. Für den Piloten bestand ohnehin längst keine Hoffnung mehr.«
    Netta erschauerte. »Es muss ein entsetzlicher Tod gewesen sein«, sagte sie. »Ich meine, wenn er den Absturz überlebt haben sollte. Stell dir doch einmal vor, im Cockpit eines Flugzeugs auf dem Meeresgrund gefangen zu sein und genau zu wissen, dass du nur so lange leben kannst, wie die Luft reicht.«
    »Vielleicht hat er versucht, herauszukommen und zur Oberfläche zu schwimmen.« Tom zuckte die Achseln. »Und Ertrinken soll angeblich keine unangenehme Todesart sein.«
    »Sei nicht so makaber.«
    Sie schwiegen eine Weile und dachten an die Ereignisse der vergangenen Tage: den Absturz der Maschine bei einem Testflug; dann das Eintreffen der Polizei-Barkassen und eines Marine-Schleppers mit Stahltrossen und Grundnetzen, die versuchten, das Wrack zu finden, und alle hatten irgendwann an der kleinen Pier gelegen, neben ihrer eigenen Barkasse, die nach dem Dorsch Morrhua hieß.
    Schließlich seufzte Netta, leerte ihr Glas und setzte es mit einer energischen Bewegung ab. »Das Essen sollte jetzt fertig sein«, sagte sie. »Ich möchte wissen, ob deine Freunde den Platz gefunden haben.«
     
    »Ein Gebüsch mit einem Tor daneben«, sagte Bruno und ging mit der Geschwindigkeit herunter. »Meinst du, dies könnte es sein?«
    »Sieht viel versprechend aus«, sagte Cress.
    »Okay, dann wollen wir uns hier ein wenig umsehen«, sagte Bruno. »Lasst mich nur erst einen Platz finden, wo ich die Karre parken kann.«
    Sie fuhren langsam auf das Tor zu, das er entdeckt hatte, und alle, selbst Gideon, der sich sonst immer sehr blasiert gab, starrten gespannt durch das Seitenfenster.
    »Es ist Kreide hier!« rief Glenn und deutete auf eine unbewachsene Bodenstelle neben den Wurzeln eines Baums.
    »Regt euch nicht auf«, sagte Bruno warnend. »Ah, hier ist eine Stelle, wo ich den Wagen lassen kann. Es wird ein bisschen holperig werden. Festhalten!«
    Er lenkte den Wagen von dem unbefestigten Weg auf eine unebene Grasfläche und schaltete die Zündung aus.
    »Mein Gott, ist das heiß«, rief Nancy.
    »Du musst dich doch immer über irgend etwas beschweren«, murmelte Gideon. »Zu heiß, zu kalt, zu hungrig, zu …«
    »Gid, hör auf damit!« sagte Liz, und der Westinder gab Nancy einen liebevollen Klaps auf die Schulter.
    »Tut mir leid, Baby, war nur ein schlechter Witz. Du hast völlig recht, es ist ziemlich warm geworden. Fast wie zu Hause.«
    »Aber Mädchen haben es besser bei warmem Wetter als wir«, sagte Glenn, als er ausstieg. »Ich wette, meine Klamotten wiegen doppelt so viel wie das, was die drei zusammen anhaben.«
    »Ich möchte dich mal mitten im Winter mit einem Minirock erleben«, sagte Cress, als sie ihm folgte.
    »Ich nicht«, sagte Bruno. »Kannst du dir Glenns Beine vorstellen, haarig und voller Flecken?« Er zog dramatisch die Schultern hoch und führte die anderen zum Gattertor des Grundstücks. »Hmm. Da hängt ein Schloss.«
    »Dann klettern wir eben rüber«, sagte Gideon, tat es und reichte die Hände rüber, um den Mädchen hinüberzuhelfen.
    Auf der anderen Seite des Zaunes fanden sie sich auf einer wildwachsenden Wiese, die kaum anders war als die bei der Forschungsstation, aber erheblich mehr Disteln aufwies, so dass das Gehen zu einem etwas schmerzhaften Unternehmen wurde; sie trugen alle Sandalen, bis auf Bruno, der zum Fahren Schuhe angezogen hatte. Sie vergaßen die stechenden Disteln jedoch sofort, als sie die etwa hundert Meter, von denen Tom Reedwall gesprochen hatte, hinter sich gebracht hatten und am Rand einer Miniaturbucht standen, die genauso aussah, wie Glenn sie beschrieben hatte: ein keilförmiger Strand mit relativ sauberem Sand auf der landwärtigen Seite, der zwar in Wassernähe in den unvermeidlichen Wattschlamm dieser Gegend überging, ein paar große, isolierte Felsen, die ein Stück vom Ufer entfernt aus dem Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher