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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger
Autoren: John Brunner
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sprachen, gingen sie langsam zwischen den Gebäuden entlang und erreichten schließlich den Bungalow der Reedwalls. »Kommen Sie doch auf ein Bier herein«, sagte Tom. »Ich glaube nicht, dass ich nach dem, was wir gerade gesehen haben, sofort weiterarbeiten kann.«
    Sie schwiegen einen Augenblick lang. Dann fragte Cress: »Warum werden Sie in einer Woche eine Aufheiterung nötig haben, Dr. Innis?«
    Innis seufzte. »Diese Geschichte ist noch längst nicht ausgestanden, junge Dame. Sie haben keine Ahnung, was für eine Masse bürokratischer Trägheit wir über mehrere ›Dienstwege‹ in Bewegung gesetzt haben.« Der Satz klang beinahe obszön, und während Tom sie ins Haus führte, fuhr er fort: »Einmal geht es um unseren unglücklichen, verstorbenen Kollegen. Natürlich wird sein Tod untersucht werden, und außerdem wird unser Ministerium wissen wollen, wohin einer seiner Angestellten verschwunden ist, ohne die üblichen … ah … sterblichen Überreste zu hinterlassen. Ich hoffe, nicht ungebührlich zynisch zu erscheinen; ich stähle mich lediglich für die bevorstehende Untersuchung, die am nächsten Montag beginnt, wenn eine ganze Horde wissenschaftlicher Beamter von Whitehall hier einfällt, von denen keiner seit einem Jahrzehnt oder länger in seinem angeblichen Spezialgebiet gearbeitet hat … Danke!« Er nahm das Bier, das Netta ihm reichte und trank einen gehörigen Schluck.
    »Es liegt auch nicht jenseits der Grenzen des Möglichen, dass Ihre Gruppe zur Zeugenaussage vorgeladen wird«, fuhr er dann fort, »doch wir werden versuchen, Ihnen das zu ersparen.
    Und dazu kommt noch die unglückliche Affäre von Chief Inspector Neville. Ich habe ihn anfangs nicht gemocht, aber er ist ein Mann, der nicht die Augen vor der Wahrheit verschließt und entsprechend handelt, wenn er sie erkannt hat, und wegen seiner Tatkraft hat er sich den Zorn seiner Vorgesetzten eingehandelt. Aber ich bin sicher, wenn er das nicht riskiert hätte, wäre der Gestaltwechsler in seiner Tarnung als Hund entwischt.«
    »Und das ist noch längst nicht alles«, setzte Tom hinzu. »Ich habe gestern mit Sergeant Branksome gesprochen. Anscheinend soll auch ein Disziplinarverfahren gegen Neville eröffnet werden, um festzustellen, warum er die Armee zu Hilfe gerufen hat, angeblich um einen gefährlichen Irren einzufangen, und weshalb er die Vernichtung von Marine-Signalraketen im Wert von dreitausend Pfund im Hafen von Coastley veranlasst hat. Sie sind natürlich nicht hochgegangen – sonst stünde ich jetzt nicht hier –, aber die Männer der Feuerwehr haben den Brand gelöscht und dabei den ganzen Posten durchnässt und unbrauchbar gemacht.« Er blickte Bruno und Cress an.
    »Sie sind über alles informiert, nehme ich an?«
    »In groben Zügen«, sagte Bruno. »Wir haben es uns aus den Zeitungsmeldungen sozusagen zusammengesetzt. Aber die Berichte waren ziemlich lückenhaft; anscheinend ist es niemandem gelungen, alle Zusammenhänge richtig zu erkennen.«
    »Und das ist etwas, wofür wir dankbar sein müssen«, sagte Dr. Innis. »Aber Sie dürfen deshalb nicht annehmen, dass das Problem nicht ernst genommen wird. Ich habe Mr. Dunstables Film einem Freund geschickt, der Spezialist in der Aufdeckung von Fälschungen ist, und er hat mir telefonisch versichert, er sei bereit, zu beschwören, dass der Film nicht gefälscht oder irgendwie manipuliert worden ist. Dadurch ist es mir gelungen, in offiziellen Kreisen ein wenig Besorgnis und Alarmstimmung auszulösen, und ich sehe eine Kampagne ähnlich der gegen den kalifornischen Kartoffelkäfer voraus, in der Fischer vor dem Fang bestimmter Fischarten gewarnt werden.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass …« Cress starrte ihn erschrocken an. »Natürlich! Ich habe völlig übersehen, dass es noch mehr davon geben muss, irgendwo draußen im Meer. Jesus! Ich werde nie wieder schwimmen gehen!« Sie beugte sich vor. »Aber warum haben Sie dann nicht die gesamte Bevölkerung gewarnt? Es könnte schon morgen wieder jemand angegriffen werden!«
     
    »Wir glauben nicht«, sagte Netta beruhigend. »Wir hatten inzwischen Zeit, das Exemplar, das Mr. Fleet vom Depot für organische Säuren gebracht hat, gründlich zu untersuchen, und – ich will nicht in die technischen Details gehen, aber wir sind jetzt überzeugt, dass es sich tatsächlich um einen Tiefseefisch handelt. Wir haben in seinem Protoplasma einige Komponenten entdeckt, die nach allen bisherigen Erfahrungen nur bei Fischen aus über tausend Meter
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