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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger
Autoren: John Brunner
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Luft herauslassen könnte? Hier, Bruno, deine Zigarette!«
    »Da ist ein Schild an dem Gatter«, sagte Liz Howell vom hinteren Teil des Wagens im Ton eines Menschen, der das Thema wechseln will, um Streit zu verhindern. »Was steht da drauf? Ich kann es von hier aus nicht lesen.«
    »Willst du das Fernglas haben?« sagte Bruno ironisch, machte jedoch keine Anstalten, es aus dem offenen Handschuhfach zu nehmen, in dem es lag.
    »MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT UND FISCHEREI, BRINDOWN FORSCHUNGSSTATION steht drauf«, sagte Bruno. »Nicht dass ich dadurch klüger würde … Was machen wir also jetzt, Glenn? Du tust doch so, als ob du Bescheid wüsstest.«
    Der Amerikaner zögerte und blickte auf die Karte von Kent, die er auf seine Knie gebreitet hatte. Er nahm seine Brille ab, rieb die Gläser mit einem zitronengelben Taschentuch sauber und setzte sie wieder auf seine breite Nase. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Gid, bist du sicher, dass dieser Strand, den ich vom Schiff aus gesehen habe, nicht woanders liegen könnte?«
    »Oh, verdammt …!« Der Westinder schlug seine Zeitschrift zu und kroch wie ein Aal zwischen den anderen hindurch nach vorne, den rechten Zeigefinger wie einen Dolch ausgestreckt. »Baby, du hast doch zugesehen, wie ich die Entfernungen auf einer geologischen Karte ausgerechnet habe! Du sagtest, du hättest diese Kreidefelsen vom Deck des Antwerpen-Dampfers um 7.15 Uhr gesehen. Das bedeutet, dass du zwischen diesem und diesem Punkt gewesen bist.« Er stach so hart mit dem Zeigefinger auf die Karte, dass das Papier fast riss. »Dies ist das einzige Stück der Küste von Nord-Kent, wo die Kreide bis zum Meer reicht. Wenn du weiter nach Osten gehst, findest du überhaupt keine Kreide mehr, bevor du am North Foreland vorbei bist. Ich habe das Gefühl, du hast von den weißen Klippen von Dover geträumt – konntest es nicht ertragen, sie auf deiner ersten Reise nach England nicht zu sehen.«
    »Hör auf, Gid!« sagte Bruno müde. »Aber es bleibt die Tatsache, dass wir jede verdammte Straße, die wir finden konnten, abgefahren sind, und was wir fanden, waren …« – er zählte es an den Fingern ab – »ein Camping-Platz, eine römische Ruine, irgendeine verrückte chemische Fabrik und dies hier.«
    »Es wird spät«, sagte Nancy Lane und warf ihr langes schwarzes Haar zurück. »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Gegen acht, glaube ich«, sagte Cress und warf einen Blick auf ihre Uhr. »Ja, genau fünf vor acht.«
    »Dann können wir noch eine Weile weitermachen«, sagte Glenn. »Wir haben noch mindestens eine Stunde Licht.«
    »Aber ich habe Hunger«, quengelte Nancy. Sie verlor allmählich die Geduld. Ihr rundes, hübsches Gesicht wirkte finster, und tiefe Falten hatten sich in die Mundwinkel gegraben.
    »Nimm dir etwas aus unserem Lunchkorb«, sagte Gideon, kroch wieder nach hinten und streckte sich neben der rechten Koje aus.
    »Lunchkorb!« rief Nancy wütend. »Ein schönes Picknick hatten wir heute, nicht wahr? Es hat wie aus Eimern geschüttet und …«
    »Machst du mich jetzt auch noch für das verdammte Wetter verantwortlich?« sagte Glenn scharf, wandte sich um und starrte sie wütend an.
    »Mir macht es nichts aus, wenn wir noch eine Weile fahren«, sagte Liz friedfertig. »Das Wetter ist doch wieder schön, oder nicht? Und dies ist ein Teil von Kent, den ich noch nicht gesehen habe.«
    »Ja, aber …« Bruno zögerte und flippte die Zigarettenasche aus dem offenen Fenster. »Ich frage mich, ob es viel Sinn hat. Vielleicht kann man diesen Strand, den Glenn gesehen hat, von der Landseite überhaupt nicht erreichen. Ich meine, vielleicht führt keine Straße dorthin. Und in dem Fall nützt es uns nicht viel, oder?«
    »Es sei denn, wir mieten einen Dampfer und bringen die Leute übers Wasser hin.«
    Glenns Gesicht hellte sich auf. »Hör mal, das wäre doch ein Knüller! Wir könnten es irgendwie an Seadeath anknüpfen und vielleicht einen dressierten Delphin mieten …«
    »Glenn, es ist schon so kompliziert genug«, seufzte Bruno. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, es ist eine Bombenidee, aber wenn wir nicht wenigstens einige Busladungen von Menschen an diesen Strand bringen können, ist sie erledigt. Punkt!«
    »Okay, okay, okay! « Glenn faltete die Karte zusammen. »Also blasen wir die ganze Sache ab, einverstanden? Und jetzt wollen wir Nancy füttern, bevor sie uns alle mit ihrer miesen Laune ansteckt.«
    »Vielleicht können wir morgen ein Boot mieten und die Küste von See her
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