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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
Autoren: John Doyle
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sagen dürfte. »Ja, natürlich«, antwortete ich ihm. »Aber nur wenn du deinen Job sofort loswerden willst.«
     
    Wenn sich Amerikaner kennenlernen und noch nicht wissen, wie die andere Person politisch, sozial oder sexuell so drauf ist, dann steigt man ziemlich »small« ein, daher der Begriff
Smalltalk.
Hier in Deutschland führt man natürlich auch Smalltalk, aber im Gegensatz zu meinem Heimatland habe ich das Gefühl, dass
German Smalltalk
nicht so richtig
small
ist. Sondern oft ziemlich groß. In manchen Fällen sehr groß. Das liegt meines Erachtens daran, dass Deutsche große Probleme mit der amerikanischen Art von Smalltalk haben. Sie empfinden ihn als belanglos und unbedeutend, und als eine sehr ineffiziente Art zu kommunizieren. Mein kanadischer Kumpel Don, der seit Jahren in Deutschland lebt und Business-Englisch in Düsseldorf unterrichtet, hat mich in diesem Punkt bestätigt und meinte noch zu diesem Thema: »Deutsche sind sehr effiziente Menschen und deswegen ist für sie Smalltalk, wie er in Amerika praktiziert wird, schlicht und ergreifend nicht der Rede wert.«
    Nach einem Comedy-Auftritt in Berlin vor nicht allzu langer Zeit saß ich zum Beispiel mit meinen Freunden und Kollegen und deren Bekannten in einem schönen Restaurant. Und weil viele von uns einander nicht kannten, war das eine perfekte Gelegenheit, ein bisschen Smalltalk mit der Runde zu betreiben, um die Stimmung ein bisschen
aufzulockern. Und Smalltalk war genau das, was ich zu hören bekam, aber nicht zu leichten Themen wie Sport, Wetter und neuen Kinofilmen, sondern mehr zu politischen wie Kriege, Menschenrechte und amerikanische Internierungslager auf Kuba. Stefanie fragte mich total nonchalant, bevor ich überhaupt wusste, dass sie »Stefanie« hieß (und sie, dass ich John war): »Und was macht ihr Amis überhaupt in Guantánamo?« Ich war leicht verdutzt und fragte mich:
Versteht man so was hier in Deutschland auch unter Smalltalk?
Und dann kam auch schon Stefanies zweite Smalltalk-Frage: »Und wie kann man in Amerika überhaupt zweimal Bush wählen?« Bevor ich ihr antworten konnte: »Es gibt sogar Leute, die hätten ihn ein drittes Mal gewählt, wenn das laut Verfassung nicht verboten gewesen wäre«, fügte sie hinzu: »Übrigens, ich bin die Stefanie, die Freundin von Oliver.«

Sprache/Language
    Ich mag die deutsche Sprache. Und ich mag es auch, wie sie klingt. Und ich weiß, dass es Menschen gibt, die Deutsch als hart und aggressiv empfinden. Manche von ihnen behaupten sogar, sie würden die deutschen Truppen wieder hören, die damals überall einmarschiert waren. Diese frage ich dann: »Und was ist mit Wörtern wie ›Hallöchen‹ oder ›Tschüsschen‹ oder ›Käffchen?«‹ Denn bei solchen Wörtern vernehme ich überhaupt keine Truppen, die irgendwo einmarschieren. Und was ist mit Sätzen wie »Na, du?«, »Alles klar, du?« und »Geht's dir gut, du?« Da höre ich höchstens ein paar Zivildienstleistende, die meckern, weil sie am Wochenende im Krankenhaus arbeiten müssen. Aber mehr nicht.
     
    In Amerika hat die deutsche Sprache glaube ich, diesen Ruf, zum größten Teil wegen der zahlreichen Kriegsfilme, mit denen viele Amerikaner aufwachsen. Denn in solchen Filmen hören sich die Dialoge ungefähr so an: »Achtung, hier kommen die amerikanischen Schweinehunde! Achtung!« Und dann schreien die amerikanischen GI 's: »Watch out, here come the Krauts!« Und zwischendurch hört man einen deutschen Soldaten — auf Englisch mit starkem deutschen Akzent - in die Richtung der Feinde schreien: » VEE VANT TO KILL YOU , Schweinehunde. VEE VANT TO KILL YOU , Schweinehunde!«
    Zwischendurch vernimmt man kein »Hallöchen« oder »Tschüsschen« oder »Möchte jemand ein leckeres Käffchen?«
Und das obwohl solche Wörter und Sätze genauso zur deutschen Sprache gehören.
    Viele dieser Kriegsfilme werden nach wie vor im amerikanischen Fernsehen gezeigt. Vor allem wenn man an einem unserer wichtigsten Feiertage - am Memorial Day, an dem der im Krieg gefallenen Soldaten gedacht wird - den Fernseher einschaltet, dann hört man oft den ganzen Tag nichts anderes. Einige TV -Sender veranstalten an diesem letzten Montag im Mai sogenannte World War II
-Marathons,
mit Filmen wie
The Great Escape, Stalag 17, The Dirty Dozen, A Bridge Too Far, The Bridge at Remagen, Battle of the Bulge, The Big Red One,
     The Desert Fox, Kelly's
Heroes und
The Young Lions.
Manchmal schaue ich mir auch solche Filme an, aber nur wenn ich in Amerika zu
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