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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
Autoren: John Doyle
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Besuch bin. Sorry, alte Gewohnheit. Und jedes Mal, wenn es in einem Film eine Szene gibt, in der Soldaten Kaffee trinken, denke ich nicht an Begriffe wie »Blitzkrieg«, »Schweinehund« oder »Achtung!«, sondern an viel schönere Sätze wie: »Draußen gibt's nur Kännchen!«
    Reist man als Amerikaner selbst nach Deutschland, merkt man schnell, dass die deutsche Sprache so viel mehr zu bieten hat als solche Sätze. Vor allem wenn man ein bisschen durch das Land fährt, dann erlebt man regionale Sprachbesonderheiten, die sehr wenig mit »Härte« zu tun haben. Zum Beispiel brauche ich nur über die bayerische Landesgrenze zu fahren und den bayerischen Dialekt zu hören, dann habe ich das Gefühl, eine Art »Sprach-Massage« gratis zu bekommen. Die lang gezogenen bayerischen Vokale sind fast so entspannend wie eine Ganzkörper-Massage! Aber ich brauche nicht einmal nach Bayern zu fahren, um dieses »Massage«-Gefühl zu bekommen. Wenn ich den Fernseher einschalte, bekomme ich mit nur ein bisschen Glück denselben
Effekt, nämlich dann, wenn ich Franz Beckenbauer sehe und - vor allem höre.
    Aber Bayern ist nicht der einzige Ort, an dem man nicht sofort an Härte denkt, wenn man die regionale Sprachfärbung hört. Wenn ich zum Beispiel nach Sachsen fahre, denke ich auch nicht daran. Wenn ich diesen Dialekt höre, denke ich überhaupt nicht an Härte, sondern viel eher an Comedy. Aber nicht im negativen Sinn wie »Mensch, klingen die blöd«, sondern viel mehr in dem positiven Sinne »Mensch, sind die mutig«. Und weil Deutsch in der internationalen Wahrnehmung längst viel mehr ist als nur ein Lieferant für WWII -Sprüche, verwendet man mittlerweile fast überall auf der Welt deutsche Begriffe. Wenn eine Amerikanerin ihr Kind morgens zum Beispiel in den »Kindergarten« schickt, sagt sie zum Abschied: »Have fun in kindergarten today, honey!« Und von denjenigen, die das hören, denkt keiner:
Why is she sending her daughter to the kindergarten? Doesn't she love
her? Oder wenn die New York Times einen Artikel über junge Skateboard-Fahrer bringt und darin das Wort »Zeitgeist« benutzt, um das Lebensgefühl dieser Menschen zu beschreiben, zuckt keiner in Amerika zusammen und denkt:
Why such a hard sounding German word? Isn't there enough pain and suffering in this world?
Und selbst das englische Wort »Okay«, das wir Amerikaner mindestens 8000 Mal am Tag benutzen, könnte einen deutschen Ursprung haben. Manche meinen, dass das Wort sogar einen bayerischen Ursprung hätte und die Abkürzung für »Ois klar!« wäre. Andere dagegen behaupten, dass das Wort seinen Ursprung im japanischen »okai« hätte. Wieder andere sind davon überzeugt, dass »okay« von dem Sioux-Indianer-Wort »Okey« stammt, was so viel bedeutet wie »die Luft ist rein«.
    Keine Ahnung, was stimmt, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass die Erklärung zu »Okey« sich ziemlich überzeugend anhört.
     
    Um meiner Meinung nach eine Fremdsprache richtig zu erlernen — sei es Deutsch oder Englisch oder von mir aus Urdu oder Kisuaheli —, muss man, natürlich auf einer metaphorischen Ebene gesprochen, richtig große »Eier« haben. Auf Spanisch würde man »cahones« dazu sagen, auf Englisch »balls«. Aber sagen wir, um ein bisschen vom Unterleibsbereich wegzukommen: Man muss einfach gute Nerven haben. Diese braucht man besonders, wenn man - wie es bei mir der Fall war - erst als Erwachsener eine Fremdsprache lernt. Denn wenn man jung ist und sprachliche Fehler macht, wirkt es irgendwie niedlich. Man plappert als Kleinkind irgendwas nach und wird gefeiert, als hätte man gerade ein Gedicht von Goethe auswendig aufgesagt. Aber als Erwachsener passiert das selten. Ganz selten. Wenn man Glück hat, wird man höchstens nur ab und zu ein bisschen blöd angeguckt.
    Ich kam mir ziemlich oft blöd vor, als ich erst mit Mitte zwanzig mit dem Deutschlernen anfing. Zwar wusste ich meistens genau, was ich - auf Englisch natürlich — sagen wollte, war aber dann nicht in der Lage, das auf Deutsch auszudrücken. Auf Partys war es besonders schlimm. Denn irgendwo saßen immer irgendwelche Leute auf irgendwelchen Sofas, die sich über alle möglichen Themen unterhielten. Sie waren in Gespräche vertieft, an denen ich gerne teilgenommen hätte. Gespräche über Politik, tolle Urlaubsorte oder Krankheiten, die man im Laufe der Jahre so kriegt.
    Auf so einer Party habe ich einmal ein Gespräch mitangehört, in dem es, glaube ich, um Frösche ging. Und
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