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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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mich um und sah zum Himmel hinauf. Ein kleiner schwarzer Punkt beschrieb einen Kreis und schoss anschließend im Sturzflug nach unten. Einer der Ye-arre hatte seinen Spähflug beendet. Da er nicht zu uns kam, bedeutete das, dass bislang keine Gefahr drohte.
    »Warum fliegen sie nicht einfach über die Berge?«, murmelte Typhus, die meinem Blick gefolgt war. »Sie bräuchten sich doch nicht in diesem Schneckentempo hier durchzuquälen wie wir.«
    »Nicht jeder lässt seine Gefährten so bereitwillig im Stich wie du.«
    »Aber auch ich stapfe mit euch durch diesen Schnee – obwohl ihr noch nicht mal meine Gefährten seid. Bei der Gelegenheit: Hast du mit Shen gesprochen?«
    »Worüber?«, fragte ich und linste zu dem Jungen hin, der immer noch schlief.
    »Über unseren kleinen Plan natürlich.«
    »Shen erinnert sich kaum noch an seinen Namen – und da willst du, dass er dich in einen anderen Körper verpflanzt? Warte noch zehn Jahre. Bilde ihn aus und hoffe auf ein Wunder.«
    »Zurzeit wollen alle nach Norden«, wechselte Typhus das Thema.
    »Das liegt an dir und deinen reizenden Freunden«, rief ich ihr mit größtem Vergnügen in Erinnerung. »Den Süden habt ihr uns ja gründlich vermiest.«
    »Die einfachen Menschen müssen sich nicht vor uns fürchten.«
    »Erzähl das jemand anderem. Der Krieg trifft letzten Endes alle.«
    »Aus, du Hund!«, unterstützte mich Yumi.
    Sie versengte ihn mit ihrem Blick, doch das beeindruckte ihn überhaupt nicht. Ich vergewisserte mich, dass wir nicht zu dicht an Kallen und Lartun herangekommen waren und sie uns noch immer nicht hören konnten, ehe ich mit gesenkter Stimme fortfuhr: »Lahen hat immer gesagt, dass Ghinorha an eine graue Schule geglaubt hat. Tust du das auch?«
    Daraufhin musste sie erst einmal mit gebührendem Interesse die Berge betrachten.
    »Ist das irgendwie von Bedeutung?«, ließ sie sich dann doch zu einer Antwort herab.
    »Ja.«
    »Mittlerweile weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich glaube«, gestand sie. »Früher habe ich gedacht, dass es auch mir um eine graue Schule ginge. Aber heute bezweifle ich das. Zumindest ist das schon seit langer Zeit nicht mehr mein Ziel. Ich glaube, dass wir Verdammte voller Fehler stecken und niemals eine neue, eine
reine
Generation heranziehen könnten.«
    »Was ist mit Shen und Rona?«
    »Am Anfang ihrer Ausbildung habe ja nicht ich gestanden … Ach was, vergiss alles, was ich eben gesagt habe«, meinte sie lächelnd. Doch in ihren Augen lag keine Freude. »Ich habe gelogen. In jedem einzelnen Punkt. Solche wie ich lügen ja, sobald sie nur den Mund aufmachen, das brauche ich dir nicht zu sagen.«
    Sie stieß ein unterdrücktes Lachen aus.
    »Aus, du Hund«, sagte Yumi, diesmal jedoch traurig, und ich hätte zu gern gewusst, was er meinte.
    »Weißt du was? Ich habe einfach die Nase voll davon, mit einem Haufen von Schwachköpfen durch die Gegend zu reiten. Dieser Rando bringt noch alle ins Grab, das kannst du mir glauben.«
    »Sagt dir das dein Gefühl?«
    »Das sagt mir meine Lebenserfahrung.«
    »Du hast die Geschichte der Treppe noch nicht zu Ende erzählt«, erinnerte ich sie.
    »Stimmt. Die drei Wege führen alle zur Burg, die ebenfalls
Treppe des Gehenkten
heißt. Sie steht auf dem höchsten Gipfel dieser Berge. Die letzte Viertelleague führen schmale Stufen zu ihr hoch. Du hast vielleicht bemerkt, wie eben der Weg ist. Man nimmt an, Cavalar habe ihn schlicht und ergreifend geschaffen, indem er die Berge geschmolzen hat. An der Burg hat er dann Stufen im Stein angelegt. Ehrlich, das ist doch fast, als sei er ein ebensolcher Nichtsnutz wie diese grandiosen Funkenträger aus der Vergangenheit, die uns um den Westlichen Kontinent gebracht haben.«
    »Du solltest ihnen lieber dankbar sein, dass sie uns noch den Östlichen Kontinent gelassen haben.«
    Ich musste über die einmalige Fähigkeit verfügen, die Verdammte in Rage zu bringen. Jedenfalls verzog sie mal wieder das Gesicht. Andererseits: Da neckte ich diese Schlange in einem fort – aber sie biss trotzdem nicht zu.
    »Das war ein Scherz«, lenkte ich ein. »Weißt du zufällig, warum dieser Ort einen derart merkwürdigen Namen trägt?«
    »Die Treppe des Gehenkten? Keine Ahnung. Vielleicht zeigt sich darin Cavalars Sinn für Ironie. Ich erinnere mich zumindest nicht daran, dass hier jemals jemand gehenkt wurde.« Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte, fuhr sie zu meiner Überraschung fort: »Diese Gegend ist wunderschön!«
    »Ist mir bisher noch nicht
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