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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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Preis eines Verdammten in Gefahr bringen?
    Ja.
    Das durfte ich.
    Das war nicht nur eine Frage der Rache, obwohl sie für mich an erster Stelle stand. Alles in mir brannte darauf, den Verdammten zu töten, sein Blut fließen zu sehen.
    Nein, es ging auch darum, dass ein solches Miststück wie Rowan nicht ungehindert durch die Gegend spazieren durfte. In ihm steckte schon lange nichts Menschliches mehr. Dieses allmächtige, starke, fast gottgleiche Monster hatte für jeden, der ihm über den Weg lief, nur Grausamkeit übrig. Obendrein glaubte dieses Scheusal, er würde immer und ewig ungeschoren davonkommen.
    Es würde einer der wenigen Morde sein, die mir Vergnügen bereiteten. Selbst wenn schon Tausende vor mir gescheitert waren, ich wollte es versuchen. Ich musste es versuchen.
    »Aus, du Hund!«, sagte Yumi und reichte mir das Bündel.
    Das Schicksal sei gepriesen, dass es mir diese Pfeile in die Hand gegeben hatte. Mit dem Funkentöter hätte ich wohl kaum eine Chance gegen Rowan gehabt.
    Ich nahm den Pfeil mit der seltsamen weißen Spitze an mich. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Typhus zusammenzuckte.
    »Aus, du Hund«, flüsterte Yumi und holte sein kleines Blasrohr heraus.
    »Aber lass zuerst mich schießen«, schärfte ich ihm ein.
    Ich atmete tief durch. Der Jagdeifer packte mich, brachte mein Blut zum Brodeln, fast als wolle ich mich auf tödlich dünnes Eis begeben …
    Vor mir wartete mein Ziel.
    Die Aufgabe, die ich zu Ende bringen musste.
    Jeder weitere Gedanke verbot sich von selbst.
    Grabwürmer muss man zerquetschen, sonst fressen sie dich bei lebendigem Leib.
    Typhus kam auf mich zugeeilt. In dieser Sekunde flog der Kopf aus dem Zelt. Er fiel in den Schnee, kullerte ein Stück weiter und blieb dann liegen. Danach trat Rowan erneut heraus.
    Er verpasste dem Kohlenbecken einen dermaßen wütenden Tritt, dass es umkippte.
    »Du hättest Lahen besser nie angerührt«, flüsterte ich.
    Ich spürte Typhus’ fiebrigen Blick auf mir, erhob mich, richtete mich zu voller Größe auf, hielt den Atem an – und zog die Sehne zurück.
    Der todbringende Pfeil löste sich mit einem Flirren von der Sehne, die Spitze leuchtete unerträglich grell, einen Lichtschweif hinter sich herziehend. Ein Nabatorer schrie noch eine Warnung.
    Doch zu spät! Viel zu spät!
    Die Berge, der Schnee, der Weg, die Gesichter der Soldaten und die Wolken wurden für den Bruchteil einer Sekunde in das Licht einer lilafarbenen Explosion getaucht. Der Pfeil hatte sein Ziel gefunden.
    Die Gardisten zogen die Schwerter blank und stürmten zu uns hoch. Ich erschoss zwei von ihnen, indem ich auf die Ritzen zwischen den einzelnen Panzerteilen und die ungeschützten Köpfe zielte. Typhus eilte, wie von Sinnen über die Steine springend, den Hang hinunter.
    Yumi spuckte eine seiner Giftnadeln, und ein weiterer Nabatorer fiel zu Boden, wand sich in Todeskrämpfen. Auf seine Lippen trat Schaum. Den Rest erledigte Typhus mit einer lässigen Handbewegung, die die Feinde zu Asche zerfallen ließ.
    Ich senkte den Bogen und starrte wie benommen auf die Leiche dieses Monsters, das noch vor wenigen Minuten gedacht hatte, es sei allmächtig und unbezwingbar.
    Typhus stand neben ihm.
    »Wie viele von diesen Dingern hast du eigentlich?«, schrie sie mich mit heiserer Stimme an.
    Mir war klar, dass sie sich nach den Pfeilspitzen erkundigte, aber ich erwiderte nichts, sondern trat an den Toten heran.
    Da Typhus begriff, dass sie keine Antwort von mir erwarten durfte, richtete auch sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf den Verdammten. Ohne falsche Scham hebelte sie ihn mit dem Fuß auf den Rücken.
    Der Pfeil hatte den teuren morassischen Panzer glatt durchbohrt, fast so, als bestünde dieser aus Papier. Ich zog den Pfeil aus der Wunde und bemerkte bedauernd, dass die Spitze zu einer formlosen Masse zusammengeschmolzen war. Genau wie der Brustpanzer des Verdammten Schwindsucht.
    Auf das bleiche, spitze Gesicht fielen lautlos Schneeflocken.
    Typhus konnte sich das kleine Vergnügen nicht verkneifen, einen Fuß auf die Brust des Toten zu setzen. Dann beugte sie sich über ihn und flüsterte: »Ich habe dir doch gesagt, dass du eines Tages straucheln wirst, mein Freund. Nun ist dieser Tag eingetreten. Und wie ich es dir versprochen habe, bin ich in diesem Augenblick an deiner Seite gewesen. Wohlan, mögest du im Reich der Tiefe schmoren, du Dreckstück!«
    Sie spuckte ihm ins Gesicht.
    Kallen kam in einer Geschwindigkeit zu uns heruntergerannt, dass er
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