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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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Schließlich kamen wir in ein kleines Tal – wo ich glatt den Moment verpasste, als wir die Treppe des Gehenkten erreichten: Es war ein breiter Weg, der nach Norden führte. Zu beiden Seiten erhoben sich lilafarbene, kaum von Schnee bedeckte Berge. Von diesem Hauptweg führten zahlreiche kleinere Pfade in benachbarte Schluchten.
    In der kargen Landschaft bewältigten wir mal wieder einen Anstieg. Der Wind pfiff uns um die Ohren. Hier peitschte er noch stärker als in der Höhe. In der dünnen Schneedecke zeichneten sich die Abdrücke etlicher Pferdehufe ab, die noch recht frisch waren, sodass wir uns ihretwegen ernsthaft Sorgen machten. Hier mussten Nabatorer durchgekommen sein …
    Mylord Rando schickte einen kleinen Spähtrupp voraus, damit wir dem Feind nicht unvermutet Auge in Auge gegenüberstanden. Die Ye-arre konnten das mit ihren Flügen jetzt nur noch selten übernehmen, dazu war es schlicht und ergreifend zu kalt.
    Yagul war gestorben, sodass Yanar jetzt das Kommando bei ihnen innehatte, ein Flatterer mit hakenförmiger Nase und reichlich zerzausten Flügeln. In seiner Begleitung fanden sich stets Yalak und Yakar, seine beiden Brüder, die im Grunde noch Jünglinge waren.
    Trotz aller Schwierigkeiten kamen wir schnell voran. Ich konnte mich nur wundern, dass wir auf keine Schneewehen trafen. Typhus erklärte mir daraufhin, in den Felsen sei bis heute die Magie des Skulptors gespeichert. Diese wiederum sorge dafür, dass die Straße selbst im tiefsten Winter passierbar bleibe.
    »Wie geht das?«, fragte Tiom und wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Schmelzen die Steine den Schnee weg?«
    »Weiß ich auch nicht«, musste unser sogenannter Pork zugeben.
    »Was sind das für Gänge?«, wollte ich von Shen wissen, als wir zum wiederholten Male an einem riesigen Eingang vorbeikamen, der in den Berg führte. Genauer gesagt ins Unbekannte.
    »Die Treppe besteht aus drei Wegen, die parallel zueinander verlaufen«, erklärte er mir. »Untereinander sind sie mit diesen Gängen verbunden. Ein Teil von ihnen ist allerdings seit Langem verschüttet, aber es gibt immer noch welche, die du problemlos benutzen kannst. Im Krieg der Nekromanten ist die Armee der Verdammten über alle drei Straßen gleichzeitig vorgerückt. Sie wurde von Ley, Rowan und Ghinorha, also den Verdammten Pest, Schwindsucht und Cholera, angeführt. Das stimmt doch, oder, Pork?«
    »Ja«, murmelte Typhus.
    Obwohl sie fürchterlich fror, machte sie keine Anstalten, auf ihren Funken zurückzugreifen. Im Übrigen hatte sie mal wieder eine Stinklaune.
    Der Tag zerrte an unser aller Kräfte. Die Späher wechselten sich unablässig ab. Mit jeder Stunde spürte ich die Gefahr stärker, die durch diese Schlucht heranrollte. Und nicht nur ich. Wir alle sahen uns mittlerweile ständig um. Die Ye-arre erwiesen sich in dieser Situation als wahre Helden und stiegen immer wieder in die Luft auf, um über der Straße ihre Kreise zu ziehen. Wenn sie zurückgekehrt waren, schöpften sie nur kurz frische Kraft, ehe sie wieder zum Himmel hinaufflogen. Irgendwann verbot Yanar seinen Brüdern diese Flüge, sodass er bis zum Einbruch der Dunkelheit als Einziger die Gegend ausspähte.
    Unser Nachtlager mussten wir direkt auf dem Weg aufschlagen, da wir nirgendwohin ausweichen konnten. Pfade zu anderen Schluchten gab es in diesem Abschnitt nicht, uns umgaben nur lotrechte Felsen.
    Die Folge davon war, dass nur die Hälfte von uns schlief, während die andere Hälfte Augen und Ohren offen hielt und Meloth anflehte, er möge seine schützende Hand über uns halten.
    Mittlerweile schneite es, als wolle es nie wieder enden, aber trotzdem bedeckte sich der Boden kaum mit Schnee. Er lag nur knöchelhoch. Brennholz gab es ebenso wenig wie ein Dach über dem Kopf. Rona setzte trotz Typhus’ missbilligender Miene ihren Funken ein, um einige Wärmekreise für die Menschen und die Pferde zu schaffen. Als sie zu erschöpft war, sie weiter aufrechtzuerhalten, löste Shen sie ab.
    Mit Worten lässt sich die Dankbarkeit der Soldaten nicht beschreiben.
    Typhus las abermals im Buch des Skulptors, bis sie sich irgendwann mit einem derartigen Schwung aufs Ohr haute, dass sie Yumi beinahe zerquetscht hätte. Der rief verärgert seinen Hund an.
    Gegen Mitternacht übernahmen Luk, Tiom und ich die Wache. Die bisherigen Posten vermochten sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen zu halten. Drei Stunden später kehrten wir völlig durchgefroren zu unseren Schlafplätzen zurück, nur um ein
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