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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition)
Autoren: Sonja Silberhorn
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anscheinend nicht anders ging. Unverwandt starrte sie auf ihren Monitor. »Hübsches Design, aber ansonsten nur aufgeblähtes Blabla. Womit die konkret ihr Geld verdienen, kapier ich immer noch nicht.« Sie pustete sich genervt eine ihrer wuscheligen dunklen Strähnen aus der Stirn. »… verstehen sich als Experten … aha, na dann kann ja nichts schiefgehen … Outsourcing … Office Management … Project Management und Consulting … und so weiter und so fort.« Gelangweilt lehnte sie sich in ihrem Drehstuhl zurück. »Ob die glauben, dass die Firmenbeschreibung überzeugender klingt, wenn sie in Anglizismen verpackt ist?«
    Achselzuckend legte Raphael die Vermisstenakte beiseite. »Vielleicht sollten wir damit unser angestaubtes Polizei-Image auch mal aufpeppen.«
    »Du meinst, als experts für victim consulting ?«
    »Zum Beispiel«, stimmte er grinsend zu. »Oder als homicide manager .«
    »Noch besser«, antwortete sie, lächelte ihn an und kniff ein Auge zu. Wie immer war der Anblick von Sarahs hübschem, normalerweise ebenmäßigem Gesicht, das sich dabei für einen Moment verzerrte, als hätte sie eine ausgewachsene Fazialisparese, eher skurril. Trotzdem hätte er sie am liebsten sofort in die Arme geschlossen. Aus unerfindlichen Gründen machten sie ihre missglückten Versuche, ihm lässig zuzuzwinkern, für ihn nur noch liebenswerter. Sofern das überhaupt möglich war.
    »Hörts bloß mit dem Schmarrn auf«, riss Herbert ihn unsanft aus dem Anbetungsmodus. »Ich versteh kein Wort.«
    Noch ehe er Herbert nahelegen konnte, dass es für einen Englisch-Crashkurs noch nicht zu spät war, klingelte Raphaels Mobiltelefon. Wieder der Rechtsmediziner. Hoffentlich war der nicht auf die Idee gekommen, die Obduktion zu verschieben und Sarah und ihn so zur Untätigkeit zu verdammen.
    »Herr Dr.   Melchior, was gibt’s?«, fragte er so dynamisch, als könnte er es kaum erwarten, Wahlners Leiche endlich auch von innen inspizieren zu können. Sollte Melchior wenigstens ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn er sie schon hängen ließe.
    »Grüß Gott, Herr Jordan, gut, dass ich Sie erwisch«, schnaufte Melchior in den Hörer. »Ich hab Schiss g’habt, Sie wären schon im Feierabend.« Noch einmal schnaufte er lautstark. »Ich war a weng neugierig, so eine Wasserleich hat man ja auch nicht ständig«, sagte Melchior fast entschuldigend.
    »Und?«
    »Und deswegen hab ich mir den Doden schon einmal genauer angesehen.«
    Raphael wunderte sich, weshalb das ein Grund war, nochmals anzurufen. Da Melchior aber zu keiner weiteren Erklärung ansetzte, sagte er beschwichtigend: »Macht doch nichts. Dann also bis morgen?«
    »Nein, nein, nein, Herr Jordan. Das Hemd, das der Dode trägt, ist zerrissen! Und Kratzer hat er auch!«
    »Ist doch kein Wunder, wenn er seit einem Monat flussabwärts treibt, oder?«, wandte Raphael langsam etwas ungeduldig ein.
    »Sie verstehen nicht: Es könnte sein, dass das Hemd gewaltsam zerrissen worden ist. Und die Verletzungen darunter, auf der Haut, sind dem Opfer möglicherweise von einem Menschen beigebracht worden! Vor seinem Dod!«
    »Fuck.« Diese Entdeckung würde in der Tat ein anderes Licht auf die Angelegenheit werfen.
    »Ja, Herr Jordan, so kann man’s auch sagen.«
    * * *
    Die Büros der Firma HEUREKA lagen im ersten Stock eines Altbaus in illustrer Lage direkt am Neupfarrplatz. Mit Parkplätzen hatten die Mitarbeiter aber mit Sicherheit, wie überall in der Regensburger Innenstadt, ihre liebe Mühe; der Innenhof des Gebäudes bot gerade einmal Platz für rund fünfzehn Autos. Wir erklommen die steile, mit einem roten Teppich ausgelegte Treppe und standen vor einer schmalen Glastür, die den Blick auf die hell erleuchtete, aber unbesetzte Anmeldung – mit futuristischem Tresen in hochglänzendem Weiß – freigab.
    Melchiors Verdacht hatte uns beide aufgeschreckt, und da sich Raphael zum Glück genauso ungern der Untätigkeit hingab wie ich, hatte ich mich eilends um eine sofortige Audienz bei Wahlners Geschäftspartner bemüht.
    Leider gab die Tür trotz des »Drücken«-Hinweises nicht nach. Dabei hatte Sascha Hoyers Sekretärin, die den Firmennamen mit etwas verkrampfter Zunge englisch ausgesprochen hatte, uns ausdrücklich für halb acht Uhr herbestellt. Mit zunehmender Ungeduld klopfte ich gegen die Glastür. Keine Reaktion.
    »Ich lauf mal runter«, sagte Raphael genervt. »Irgendwo muss es hier doch eine Klingel geben.«
    Auf sein Klingeln hin dauerte es nicht lange, bis
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