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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition)
Autoren: Sonja Silberhorn
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einfach ein bisschen früher anfangen, und wenn sie André jetzt gleich noch eine SMS schickte, würde er sich garantiert auch schon um halb acht hier einfinden, um ihr mit dieser elenden Rechnerei zu helfen.
    Wieder knarrte der Boden draußen auf dem Flur, und Celia beeilte sich, ihre Sachen in die Handtasche zu packen und die Schreibtischlampe zu löschen. Sekunden später huschte sie über den Flur in die Empfangshalle, schloss die Glastür auf, hinter sich wieder ab und machte sich durch die schneidend kalte Winterluft auf den Heimweg.
    * * *
    Der Haustechniker hatte das Schild neben der Bürotür ausgetauscht, stellte mit einem letzten Blick fest, dass es – der deutschen Gründlichkeit sei Dank – auch wirklich gerade hing, und verabschiedete sich mit einem Nicken.
    »Na, dann wollen wir doch mal sehen«, brummte Herbert, kämpfte sich aus seinem Drehsessel empor und schlenderte aus dem Büro. »›Kriminaloberkommissarin Sarah Sonnenberg‹«, las er laut vor und betonte dabei jede Silbe, als würde er mir den Nobelpreis für die Sicherung des Weltfriedens verleihen. »Doch, macht sich gut«, stellte er fest und lächelte mich an, ohne seinen Stolz zu verbergen. »Nur«, fuhr er mit listig blitzenden Augen fort und wandte sich Raphael zu, »dir gefällt das bestimmt nicht so gut. Jetzt hast du nicht mal mehr in der Arbeit die Hosen an.«
    »Aber dafür bringt die frischgebackene Frau Ober kommissarin jetzt genauso viel Geld nach Hause wie ich«, stellte Raphael fest und strich sich lässig eine aus dem Zopf gerutschte dunkelblonde Strähne aus dem Gesicht. »Nur noch eine Beförderung, dann hat Sarah mich überholt, und ich kann sie endlich heiraten, ihr den Hausmann machen und mich ansonsten aushalten lassen.« Der todernste Blick aus seinen klaren grünen Augen war beängstigend.
    Ha! Als wäre ausgerechnet Raphael scharf darauf, seine Tage zwischen drängelnden Supermarkt-Rentnern und sockenfressenden Waschmaschinen zu verbringen und sich von mir runterputzen zu lassen, weil er wieder mal sein ganzes Taschengeld schon Mitte des Monats für neue geblümte Kittelschürzen verprasst hat …
    Ja, Sie haben es wohl schon geahnt (oder kennen mich ohnehin längst): Die frischgebackene Frau Kriminaloberkommissarin, das bin ich. Sarah Sonnenberg, neunundzwanzig Jahre alt, seit nunmehr drei Jahren beschäftigt im K1 der Regensburger Kripo, wo ich mir die Zeit mit der Aufklärung von Regensburgs brisantesten Verbrechen vertreibe. Und natürlich damit, mich von Raphael in Angst und Schrecken versetzen zu lassen – das Wort »heiraten« aus seinem Mund befremdet mich nämlich noch ein wenig mehr als das Wort »Hausmann«, muss ich gestehen. Schließlich teilen wir erst seit Kurzem zusätzlich zu den Dramen um die nicht auf natürlichem Wege aus dem Leben Abberufenen auch noch die zuweilen recht spärliche Freizeit miteinander.
    Jetzt zwinkert er mir spöttisch zu. Aha, anscheinend hat er meine aufkeimende Panik mal wieder sowohl beabsichtigt als auch von meinem Gesicht abgelesen. Manche Dinge ändern sich wohl nie …
    »Ach, Hausmann als Lebensziel?« Herbert tapste zurück zu seinem Schreibtisch. »Wenn du dich weiterhin derartig sparsam um deine Lehrgänge bemühst, dann stehen die Chancen dafür tatsächlich nicht schlecht. Aber du wirst doch nicht schon mit deinen zweiunddreißig Jahren dran denken, den Dienst zu quittieren.« Kopfschüttelnd ließ er sich in seinen Bürostuhl fallen. »Was sollte ich denn da sagen?«
    »Jemand, der die Wochen bis zur Pensionierung schon mittels Strichliste abzählt, braucht dazu gar nichts zu sagen«, erwiderte Raphael. »Wie viele sind es denn noch?«
    »Siebenundvierzig«, antwortete Herbert tatsächlich, ohne auch nur eine Sekunde nachdenken zu müssen, und kratzte sich dann doch ein wenig verlegen den nur noch spärlich behaarten Hinterkopf. Just in diesem Moment klingelte sein Telefon. Bedeutend schneller als sonst griff er nach dem Hörer. Klar, jetzt musste er schließlich Motivation vortäuschen.
    »Hoffmann«, bellte er den armen Anrufer an und ignorierte unser wissendes Lächeln. Er lauschte gebannt, dann gruben sich Falten in seine Stirn. »Aha … Na dann prost Mahlzeit«, sagte er.
    »Entweder seine Frau hat für heute Abend überraschend die Kegeldamen eingeladen …«, raunte Raphael mir zu und lehnte sich an meinen Schreibtisch.
    »Oder es gibt Arbeit«, schloss ich. Beim Gedanken daran, das gut geheizte Büro zu verlassen und den kurzen Weg vom
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