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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
Autoren: Carlos Castaneda
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Menschen erklärten die Schamanen mit der Tatsache, daß der Montagepunkt bei der ganzen menschlichen Gattung an der gleichen Stelle der leuchtenden Energiesphären, die wir sind, lokalisiert ist: in Höhe der Schulterblätter, eine Armeslänge hinter ihnen, zum Rand der leuchtenden Kugel hin.
    Die sehende Beobachtung des Montagepunktes führte die Zauberer des alten Mexiko zu der Entdeckung, daß der Montagepunkt unter den Bedingungen normalen Schlafes, extremer Erschöpfung, bei Krankheit oder nach Einnahme psychotroper Pflanzen seine Position verändert. Die Zauberer sahen, daß, wenn sich der Montagepunkt in einer neuen Position befindet, ein anderes Bündel von Energiefeldern durch ihn hindurchgeht, so daß der Montagepunkt gezwungen ist, diese Energiefelder in  Sinnesdaten zu verwandeln und zu interpretieren, was im Ergebnis zur Wahrnehmung ganz neuer Welten führt. Die Schamanen behaupteten, daß jede dieser, auf solche Weise entstandenen neuen Welten eine in sich geschlossene Welt ist, verschieden von der Welt unseres Alltagslebens und ihr doch ähnlich in der Tatsache, daß man auch dort leben und sterben kann.
    Für Schamanen wie Don Juan Matus war das Beabsichtigen eine wichtige Übung, die dazu diente, eine Bewegung des Montagepunktes vorsätzlich auszulösen, also seine Verschiebung an gewisse, im voraus bestimmte Stellen des ganzen Konglomerats von Energiefeldern, das wir sind; und durch Jahrtausende langes Probieren fanden die Zauberer von Don Juans Linie heraus, daß es innerhalb der leuchtenden Kugel, die wir sind, Schlüsselpositionen gibt, die der Montagepunkt einnehmen kann: er wird dann einem Bombardement neuer Energiefelder ausgesetzt, das eine vollkommen wirkliche neue Welt erzeugen kann. Es sei eine energetische Tatsache, versicherte Don Juan, daß die Möglichkeit, sich in eine dieser Welten oder in sie alle zu begeben, zum gemeinsamen Erbe aller Menschen gehört. Diese Welten stünden auf Abruf bereit, sagte er, ähnlich wie Fragen, die einem manchmal auf der Zunge lägen; um sie zu finden, brauche ein Zauberer, oder jeder Mensch, nichts anderes zu tun, als die Bewegung des Montagepunktes zu beabsichtigen. Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Absicht, das aber in den Rahmen des universellen Beabsichtigens gehöre, war für die Schamanen im alten Mexiko die energetische Tatsache, daß wir vom Universum selbst dauernd mit  Forderungen traktiert werden. Es galt ihnen als energetische Tatsache, daß das ganze Universum in höchstem Maß räuberische Züge trägt, nicht aber räuberisch in dem Sinn, wie wir das Wort verstehen, als Raub und Diebstahl oder Schädigung und Ausbeutung anderer zum eigenen Vorteil. Für die Schamanen des alten Mexiko bedeutete der räuberische Charakter des Universums, daß das beabsichtigende Universum dauernd danach trachtet, Bewußtsein einzufordern. Sie sahen, daß das Universum zahllose organische Wesen und ebenso zahllose anorganische Wesen hervorbringt. Indem das Universum diese alle unter Druck setzt, zwingt es sie, ihre Bewußtheit zu steigern, und auf diese Weise versucht das Universum, seiner selbst bewußt zu werden. Daher geht es in der kognitiven Welt der Schamanen letzten Endes immer um das Bewußtsein.
    Bewußtsein verstanden Don Juan Matus und die Schamanen seiner Traditionslinie als ein vorsätzliches Bewußtmachen aller Wahmehmungsmöglichkeiten des Menschen, nicht nur jener Wahmehmungsmöglichkeiten, wie sie von einer bestimmten Kultur diktiert sind, der anscheinend die Rolle zufällt, die Wahrnehmungsfähigkeit ihrer Mitglieder einzuschränken. Eine Freisetzung oder Entfesselung aller Möglichkeiten menschlicher Wahrnehmung würde die Menschen aber, wie Don Juan sagte, keineswegs in ihrem funktionalen und zweckmäßigen Handeln beeinträchtigen. Im Gegenteil, Funktionalität des Handelns könnte sehr wichtig werden, weil ihr ein neuer Wert zukäme. Funktion und Zweckmäßigkeit würden also zur unabdingbaren Notwendigkeit. Von Idealbildern und Pseudo-Zielen befreit, bliebe den Menschen nur funktionale Zweckmäßigkeit als steuernde Kraft; ihres Handelns. Dies bezeichnen die Schamanen als Makellosigkeit. Makellos zu handeln bedeutet für sie, stets ihr Bestes zu tun, und noch ein wenig mehr. Die Idee solch einer Funktionalität ergab sich dadurch, daß sie die Energie sahen, die im Universum fließt. Wenn Energie nämlich auf eine gewisse Weise fließt, so fanden sie es nur funktional und zweckmäßig, dem Fluß dieser Energie zu fdgen
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