Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
nicht mehr. Er hoffte nur, dass er irgendwann an Land geschwemmt würde, gleichgültig wo. Und es kränkte ihn, dort ohne sein Pferd zu erscheinen. Zu Fuß, mit seinem Stelzgang, war er nur halb so prächtig und mächtig. Aber er war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass er Scheppertonne wieder zwischen seine Blechschenkel kriegte, so wahr er Junker Hohlkopf hieß und wenn tausend Köpfe rollen sollten.
    Noch einmal stimmte er sein Lied an:

    »Ich will morden, brennen, töten,
    grell soll sich der Himmel röten
    und ich finde nichts dabei.
    Durch die Länder will ich reiten,
    Angst und Schrecken zu verbreiten:
    >Junker Hohlkopf!< — gellt der Schrei!«

    Nach Wochen erblickte er Land am Horizont. Doch noch Stunden vergingen, bis sein Floß ans Ufer stieß. Das Schwert fest in der Faust, den Schild vor der Brust, so machte er sich daran, die üppige Wildnis zu erobern. Sein Türfloß ließ er einfach im Schilf liegen. Zuerst sah er sich um. Hier in der stillen Bucht wuchsen Palmen und viele Arten von Bäumen mit saftigen Früchten. Weiter entfernt standen tausende von Baumwollpflanzen, aus deren kapselartigen Früchten die Samenhaare hervorquollen.
    Er entdeckte eine morsche Bretterwand. Sie war mit Plakaten beklebt. Oben drüber stand die sinnreiche Nachricht: »Sie betreten hier das Ufer von Wattelland. Bitte nicht spucken. Jedes Verspritzen von Wasser ist untersagt. Bitte!« Dann las er weiter: »Wo ist der Held, der den Regen besiegt? Gelingt ihm das, soll er Watteia heiraten und Wattelland regieren. Das gelobe ich feierlich. Wattemutter.«
    Junker Hohlkopf dachte nach. Ein Gespräch fiel ihm ein, das er vor langer Zeit einmal mit Scheppertonne geführt hatte. »Du musst eine Königstochter heiraten«, hatte sie ihm geraten, »dann bist du kein Eroberer mehr, den alle hassen und stürzen wollen, sondern wirst ein rechtmäßiger Herrscher. Und dann wird dir Don Blech nichts mehr anhaben können, dann muss er den Rücken vor dir beugen!«
    Das war die große Gelegenheit — hier winkte ihm sein Glück. Er beschloss einen feierlichen Schwur zu tun. Langsam, ganz langsam ließ er sich auf die Knie nieder und presste das Schwert an seine Brust. Dann murmelte er: »So wahr ich Junker Hohlkopf heiße und so wahr ich die Erde beherrschen will, schwöre ich, mich der List und der Verschlagenheit zu bedienen. Ich will jedermann über meine wahren Absichten täuschen, will huldreich und freundlich erscheinen, mich jeder Gewalttat enthalten, keine Unklugheit begehen, bis diese Watteia meine Frau ist und ich die Krone trage — oder es soll mir von alleine der Kopf abfallen. Dann allerdings, ja dann soll mein Volk in mir den unbarmherzigen Herrscher fürchten lernen!«
    Froh gelaunt beschritt er danach den Dschungelpfad. Unverdrossen stapfte er durch die Wiese. Und bald kam er nach Wattelstadt.
    Er wunderte sich über das Aussehen der Bewohner, die in Scharen zusammenströmten, als er auftrat. Niemand wagte es, ihm nahe zu kommen.
    Hier hatte vor kurzem ein Regensturm gewütet, aufgeweicht war der Boden, durchnässt die Zelthäuser.
    »Wo ist dieses Wattemuster?«, fragte er einen Wattel.
    »Meint er Wattemutter?«, raunte es ringsum gedämpft.
    »Die Wattemutter, ja, ja, du Watteschlucker!«, antwortete er.
    Man wies ihm den Weg zum Wattepalast. Er aber packte zum Dank einen kleinen Wattel am Nacken, hob ihn hoch und polierte mit ihm seine Rüstung. Dazu — fand er — waren diese Wattebollen prächtig geeignet. Aber eingedenk seines Schwures sagte er dann entschuldigend: »Du gestattest doch sicher?«
    Junker Hohlkopf prangte jetzt. Er glänzte dem Ober-einpuderer nur so entgegen, als er oben auf der Treppe stand, geklingelt hatte und das Tor geöffnet worden war.
    »Ich will zur Wattemutter!«, rief Junker Hohlkopf.
    »Ah... jawohl... warum auch nicht?«, stammelte der Obereinpuderer. Er eilte davon, der goldene Junker klirrte hinterher. Er klapperte und dröhnte, die Wände aus Leinen begannen zu flattern.
    Wattemutter hatte noch nie so einen Lärm gehört.
    Auch Watteia klopfte das Herzchen und sie jubelte ahnungsvoll: »Er kommt, mein Held, er kommt!«
    »Oh...«, stöhnte Klein-Wattoneon auf der Trockenleine. Seine Fäserchen sträubten sich, er fing schon an zu trocknen.
    Junker Hohlkopf aber trat Wattemutter im großen Salon gegenüber.
    Wattemutter bebte. Ging die Sonne noch mal auf? Fast schmerzend trafen sie die von der Rüstung widergespiegelten Strahlen.
    »Welch ein Licht!«, seufzte sie.
    »Ich bitte um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher