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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen
Autoren: Max Kruse
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sah aus, als hätte ein Erdbeben gewütet. Die ohnehin schon zerfallenen Mauern waren noch weiter geborsten, Gänge und Tunnel nicht mehr zu finden.
    »Das ist der Beginn einer Zerstörung, die andauern wird, bis der Felsen vom Meer verschlungen ist«, sagte Don Blech. »Der Vogel ist erlöst, sein Horst wird nicht mehr gebraucht, das ist der Grund...«
    »Ja, aber der goldene Junker?«
    »Wir sind zu spät gekommen«, stellte Don Blech enttäuscht fest. »Er ist auf und davon. Wer weiß, wo er schon wieder Städte niederbrennt, Bauern beraubt, Bürger ermordet... auf, auf, wir müssen ihn suchen! Zurück nach Gurkonien, Scheppertonne wollen wir wenigstens zu uns nehmen, damit er sie uns nicht raubt. Ohne Pferd ist er nur halb so beweglich. Das ist unser Vorteil.«
    Sie kehrten nach Gurkonien zurück.

Ein Aufbruch

    Was war auf dem Vogelhorst geschehen?
    Damals, bald nachdem Don Blech die Gurkonier-Kinder befreit hatte, bebte die Erde, Steine prasselten von den Mauern, der Turm stürzte ein, Türen wurden aus den Angeln gehoben.
    »Hoho — «, rief Junker Hohlkopf in seinem Verlies, »das ist alles besser als die tödliche Ruhe.« Er schwankte, weil der Boden unter ihm schwankte. Ein Sturm tobte.
    Die Gefängnistür stand offen. Junker Hohlkopf torkelte hinaus, durch den Gang. Überall war es menschenleer. »Warte nur«, murmelte Junker Hohlkopf, »du sollst meiner Schwertspitze nicht entkommen.« Und er meinte Don Blech damit, den er nirgends fand. Er suchte einen Abstieg vom Felsen. Er fand die Treppe und tappte hinab.
    Unten donnerten die Wellen. Wie sollte er von hier wegkommen? Die Wolken hingen so tief, sie umhüllten ihn wie Watte. Plötzlich aber blinkte ein Sonnenstrahl. Da sah er: Im Wasser schaukelte ein großes Gebilde aus Holz. Es war das Tor, das einmal die Gurkonier-Kinder gefangen gehalten hatte. Jetzt hatte es der Sturm herabgeschleudert, von hoch oben ins Meer.
    Junker Hohlkopf erfasste sein Glück, er sprang hinauf, saß auf dem Floß, stieß sich mit dem Schwert ab, schützte sich mit dem Schild vor den Wasserspritzern. Und der Wind packte das Gefährt, drehte es, trudelte es, trieb es dahin, wellauf und wellab. Junker Hohlkopf musste sich auf den Bauch niederwerfen, damit er nicht herabgespült wurde.

    Und so auf der stürmischen See, halb schiffbrüchig und halb gerettet, trieb er einem neuen Ziele zu. Die Lust kam ihn an zu singen, ein böses, ein grausames Lied! Gröhlend erhob er seine Stimme:

    »Ich will morden, brennen, töten,
    grell soll sich der Himmel röten
    und ich finde nichts dabei.
    Durch die Länder will ich reiten,
    Angst und Schrecken zu verbreiten:
    >Junker Hohlkopf! < — gellt der Schrei.

    Ja, so liebe ich das Leben,
    wenn die Menschen vor mir beben,
    auch Don Blech ist bald dabei.
    Keine Gnade mit den Armen
    kenne ich und kein Erbarmen:
    >Junker Hohlkopf!< — gellt der Schrei.«

Ein neues Land

    Wattelland war eine Insel, ringsum von Wasser umgeben. Und daher hatten die Wattels, die putzigen Bürger des kleinen Staates, auch keine Feinde — jedenfalls keine lebendigen.
    Das war gut, denn die Wattels waren äußerst weich: von Körper, Gemüt und Seele. Von Verstand auch — der war nicht sehr entwickelt.
    Sie lebten in der blühenden, üppigen Landschaft ihrer Insel fast so unbeschwert wie Blumen unter Blumen: paradiesisch.
    Von uns Menschen unterschieden sie sich sehr durch ihr Aussehen. Sie glichen nämlich wandelnden Wattebällchen. Ihr Körper war sehr dünn, aber ihre Haut — oder soll man sie Fell nennen? — ihre Haut aus lauter Watte war dick, weich und wollig — baumwollig. Manche Wattels waren niedrig und rund, sie hatten kaum Arme und Beine und nur ganz winzige Köpfe. Andere sahen aus, als seien sie aus vielen Wattebäuschen zusammengesetzt. Wattekugel auf Wattekugel. Und manche kamen wie Nebelwolken dahergeschwankt. Manchmal auch geschwebt.
    Kleider trugen sie nicht. Das war auch nicht nötig. Ihr Watteflausch war bunt gefärbt, bläulich, grünlich, gelblich — in allen Regenbogenfarben. Das sah sehr kleidsam aus. Darüber hinaus war es in Wattelland sehr warm.
    Sie hatten nur eine Stadt, die hieß Wattelstadt. Sie lag einige hundert Meter vom Meer entfernt, dazwischen gab es Wald und Wiesen, durch die sich der Dschungelpfad schlängelte.
    Die Häuser in Wattelstadt waren eigentlich Zelte, verschieden groß und sehr phantasievoll geformt. Dächer und Wände bestanden aus gelb-grüner Leinwand. Leider verstanden es die Wattels nicht, sie ganz
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