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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker
Autoren: Max Kruse
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sich den Wind um die Nase wehen.

    Donito saß im Mastkorb, seine Beine baumelten herab. Er trompetete laut. Oder er kaute Kaugummikügelchen und blies sie zu Ballons auf, bis sie zerplatzten. Ganz oben auf der Spitze hockte Tura wie ein großer Wetterhahn auf einem Kirchturm.
    Im Bug lag Schmuser. Sein Kopf mit den gewaltigen Hörnern hing über der Bordwand. Das war sehr praktisch für Don Blech, denn er hatte das Netz daran befestigt. Wie ein langer Brautschleier hing es im Wasser.
    Der Seefalter schwankte, die Blechtöpfe am Wagen klapperten, und Schmuser hatte ein seltsames Gefühl im Magen. »Wahrscheinlich bekommt mir das Fischen nicht«, murmelte er und stieß auf. Und dann dachte er vorwurfsvoll: Kein Wunder, wenn man nicht gestreichelt wird!

Fischfang

    Junker Hohlkopf und Scheppertonne hatten sich an ihr Dasein unter Wasser gewöhnt. In mancher Beziehung war es sogar einfacher als in der Luft, zum Beispiel machte es gar keine Mühe, die Rüstungen zu tragen, das Wasser trug sie. Andererseits war es aber doch auch sehr langweilig. Obgleich Scheppertonne emsig mit den Beinen paddelte, kamen sie doch nur langsam voran. Schneckengleich kroch — oder schwebte — der Reiter dahin. Die Fische aber umsausten ihn wie Kunstflieger einen Fesselballon — und Junker Hohlkopfs Kampfgeschrei kümmerte sie nicht. Wohl zeigten die Haifische ihr Gebiß, sie schnappten auch nach Scheppertonnes Hinterbeinen, aber da sie nur auf Blech bissen, ließen sie es bald sein. Ein Polyp, der den Junker umarmte und zu frühstücken beabsichtigte, wendete sich uninteressiert von ihm ab. Und der Junker vermochte mit seinem Speer nichts gegen die Wassertiere auszurichten, sie waren viel flinker und beweglicher als er. Ein Ruck mit der Schwanzflosse genügte — und sie zuckten davon.
    Deshalb wünschte er sich auch bald wieder ins Tageslicht hinauf. Er hatte vollständig die Richtung verloren. Doch die Meeresströmung trieb ihn langsam nach Norden. Aber wenn er nicht zufällig auf eine Küste stieß — richtiger gesagt: auf einen Kontinentalabhang oder ein Küstenschelf — , wo er hinaufreiten konnte, verbrachte er noch Jahrhunderte im Ozean. Die Aussichten, daß Junker Hohlkopf und Don Blech sich jemals wieder begegneten, waren also denkbar gering.
    Der Seefalter lag übrigens prächtig vor dem Wind, die Segel waren prall gefüllt, die Bugwellen schäumten, und Don Blech war vollauf damit beschäftigt, das Boot zu steuern. Was für einen Kurs er nehmen sollte, wußte er zwar nicht, so entschied er sich für den nördlichen, weil die Kompaßnadel sowieso immer dorthin wies.
    Als Tura einmal hinabflog, da es ihm auf der Mastspitze zu langweilig wurde, und er sich neben Schmusers Kopf auf den Bootsrand setzte, brummte der Stier: »Immer noch kein Fisch im Netz? — Eine langweilige Beschäftigung ist das Fischefangen. Vielleicht ist es nützlich, vielleicht auch nicht. Aber ich ziehe eine grüne Wiese ganz entschieden dieser endlos grauen Wasserfläche vor. Nicht nur, weil auf Wiesen saftiges Gras wächst, sondern auch, weil sie nicht ständig in Bewegung sind — oh, Verzeihung, wenn ich manchmal aufstoße, aber mir wird immer schwummeriger! «
    »Ja, Seefahrten sind nichts für Stiere«, sagte Tura mitleidig. »Ich kann fliegen, falls wir untergehen sollten...«
    »Oh — hoppla — entschuldige!« seufzte Schmuser. »Mir kommt das Gras von voriger Woche hoch!«
    Tura plusterte und schüttelte sich. Dann flatterte er zu Don Blech ins Heck. Er überflog dabei den Wagen mit der großen Tonne, der neben dem Mast stand. Schmuser schloß ergeben die Augen. »Fische immer weiter, wenn das Horn auch bricht...«, murmelte er. Da fühlte er plötzlich einen ungewohnten Zug. »Hoppla!« murrte er. »Jetzt ist es gebrochen!«
    Gerade stieß Don Blech einen leisen Entzückungsruf aus. Er winkte Donito, und Donito kletterte auf der Strickleiter den Mast herab. Auf Zehenspitzen schlich er sich zu seinem Vater, der auf der Bank kniete und etwas betrachtete.
    »Ein Papillo, ein Kometenschwanz!« flüsterte Don Blech. »Der seltenste Schmetterling der Erde — rasch, bring mir mein Heft und die Farbstifte, aber vorsichtig, ganz leise, keine Bewegung!«

    »Da ist nur ein Farbklecks!« krächzte Tura.
    »Siehst du nicht die vier Augen auf seinen Schwingen, die braunrote Zickzackwelle auf den Vorderflügeln — wie kann er nur hierher gekommen sein? Man findet ihn nur auf der Schmetterlingsinsel! — Sollte sie in unserer Nähe
    sein? Dann muß ich
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