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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker
Autoren: Max Kruse
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Wagen.
    Am Abend war er fertig. Gerade als Tura zurückkehrte. Er berichtete, daß er den goldenen Junker gesehen habe, wie er zum Meer ritt. Mit geschlossenem Visier und furchteinflößend. »Niemand ist vor ihm sicher«, zeterte er. »Er trabt absichtlich durchs Getreidefeld und verhöhnt die Bauern. Er stößt gemeine Drohungen aus, legt seine Lanze ein und macht Jagd auf sie, auf ihre Hunde und Lämmer. Nur durch rasende Flucht können sie sich retten. Und nur, weil der Junker wohl noch nicht sehr geübt ist, vermögen sie ihm zu entkommen. Dem Roß Scheppertonne scheint es nichts auszumachen, wenn mutige Hunde es in die Fesseln beißen...«
    »Ja, sie sind ja auch aus Metall!« stöhnte Don Blech.
    »Aber lange wird es keinem mehr gelingen, Junker Hohlkopf zu entgehen!« rief Tura. »Er wird von Stunde zu Stunde geschickter. Ich selbst sah, wie er einen Schmetterling aufspießte, der auf einer Mohnblüte saß. Piks!, hatte er ihn!«
    »Oh!« jammerte Don Blech. »Das Ungeheuer hat ihn getötet?«
    »Nicht nur das! Als ich ihm Schimpfworte zurief, hielt er mir den Schmetterling auf der Lanzenspitze stolz entgegen und schrie: »Zeige ihn Don Blech, diesem Feigling - so wird am Ende auch er auf meinem Speer stecken!«

    »Das soll er nicht zweimal sagen!« drohte Donito. Seine Augen funkelten. »Papa, spann Schmuser ein!«
    Noch am selben Abend brachen sie auf. Don Blech war es lieb, daß die Dunkelheit ihren Auszug vor den Augen der Nachbarn verbarg.
    Der treue Knofus Knofonius blieb daheim, um das Haus zu besorgen. Er dachte jetzt schon über das Festessen nach, mit dem er die Heimkehrer überraschen wollte. Er winkte hinter dem davonrumpelnden Wagen her, bis dieser aus dem Hoftor gefahren war. Auf der obersten Rundung der Tonne, ganz vorn, hatte sich der Vogel Tura niedergelassen. Don Blech führte die Zügel, Schmuser legte sich ins Geschirr, und hinten ließ Donito seine Beine herausbaumeln.
    Während sie nun in die Nacht hinausfahren, können wir rasch den sonderbaren Wagen Don Blechs beschreiben. Auch er war ganz aus großen und kleinen Blechbüchsen gemacht. Er sah aus wie eine gewaltige Tonne. Am ehesten war er wohl einem Planwagen vergleichbar, wie ihn früher die Händler verwendeten, wenn sie mit ihren bunten Waren den Heeren der Landsknechte folgten.

    Im Inneren befanden sich zwei Matratzen zum Schlafen, die Lebensmittel, Getränke, die Kleidungsstücke, Don Blechs zweite große Rüstung und Donitos kleine, dazu die Waffen und das Werkzeug, vor allem Don Blechs
    Kneifzange. Don Blech hatte nicht einmal seine Lupe und das Heft »Die schönsten Falter der Erde« vergessen.
    Und Donito hatte sich einen großen Vorrat Kaugummikügelchen eingepackt, die in Burugel aus dem Saft der Nekaragier Gummibäume so köstlich hergestellt wurden.
    Der Wagen rollte auf hölzernen Achsen, und die Reifen der Räder bestanden aus einer in vier schmale Streifen geschnittenen Blechbüchse.
    Außen hing noch allerhand Krimskrams, zum Beispiel Kochtöpfe und Bratpfannen, die laut klapperten, aber auch prall gefüllte Wasserschläuche. Ja, Don Blech hatte sich sogar vorsorglich eine zugenähte Ziegenhaut, gefüllt mit würzigem Rotwein, »Wachstum Schloß Firifalo, Spätnekaragier«, mitgenommen. Zur Siegesfeier!

Stürmischer Ritt

    Junker Hohlkopfs Vorsprung betrug mindestens zwanzig Nacht- und dreißig Tagkilometer.
    Scheppertonne trabte prächtig — wenn auch höchst ungewöhnlich anzusehen — querfeldein. Auf Junker Hohlkopfs Blechbüchsenhelm, der bis hinab auf die Schulterstücke reichte, wippte der grellrote Federbusch. Der Junker hatte die Lanze stets eingelegt und gegen die ganze feindliche Welt gerichtet. Den Rundschild, der einstmals ein Blechbüchsendeckel gewesen war, trug er am abgewinkelten Arm vor der Brust, und die Sonne spiegelte sich hell darin.
    Auch sein Pferd spiegelte und glänzte wunderbar. Wer nicht ganz genau hinsah, mußte die beiden wirklich für einen goldenen Ritter auf goldenem Roß halten. Die beiden kamen natürlich nicht mit leise knirschendem Sattelzeug und sanftem Trab-Trab daher. Sie quietschten mit allen ungeölten Gelenken und Scharnieren, sie ratterten und klapperten, schepperten und klirrten.
    Glücklicherweise! Denn vor diesem Blechgewitter brachten sich die Hasen, Rehe, Hirsche, die Kaninchen, Ziegen und Schafe rasch in Sicherheit — während die Bauern und Bauersfrauen leider meist staunend und gaffend am Feldrand stehenblieben, bis Junker Hohlkopf mit tiefzielender Lanze auf
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