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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker
Autoren: Max Kruse
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Mündungsfeuer von Kanonen, er sprang auf, schleuderte seinen Spieß — und verfehlte den Seehund um Haaresbreite.

    Mit einem geschickten Sprung rettete sich dieser ins Wasser. Junker Hohlkopf angelte nach dem Schaft seines Speeres und zog ihn zurück.
    »Sieg, Sieg!« jubelte er. »Der Feind flieht!«
    »Ich sehe nur einen Eisberg, der davonschwimmt!« wieherte Scheppertonne. »Aber vielleicht bekommst du bald Gelegenheit zu zeigen, was du wert bist, denn weit entfernt sehe ich Land oder eine Insel, vielleicht die Insel mit dem unaussprechlichen Namen!«
    Der Seehund schimpfte. Er schwor, seine ganze Sippe aufzubieten, um Rache zu nehmen.

Lustige Gesellen

    Kaum einer kennt diese Insel mit dem unaussprechlichen Namen hoch im Norden. Ganz früher einmal wohnten dort Wikinger, die ja ziemlich viel in der Welt herumgekommen sind. Ihr König Wididnik hatte hier eine Burg gebaut. Nun war sie verfallen. Später waren die Wikinger nämlich abgezogen, nach Amerika oder irgendwo anders hin — und man vergaß die Insel. Sie war ja nur ziemlich klein.
    Immerhin stand noch diese verfallene Burg da. Unter ihr — am Fuß eines kleinen Berges — waren auch einige Lehmhütten übriggeblieben, eine Gastwirtschaft und eine Halle, die man als Schule verwenden konnte. Dies alles war baufällig, notdürftig repariert und bewohnbar gemacht worden. Darüber hinaus gab es nur noch öde Wiesen, Felsbrocken und einen versteckten, sehr tiefen See, das Loch-Nass.
    In dem Dorf lebten die Didniks. Sie waren verwandt mit jenen Trollen, die in den nordischen Sagen ihr Unwesen trieben. Aus diesen Urtagen hatten sie noch die Fähigkeit behalten, zu besonderen Zeiten ein kleines bißchen zu spuken. Sie taten es aber nicht oft, weil ihnen hinterher immer übel wurde.
    Sie sahen ähnlich aus wie dicke Kinder oder aufrecht gehende Zwergflußpferde. Oder auch wie lustige, aufblasbare Luftballonmännchen, die man auf Jahrmärkten kaufen kann. Wenn sie viel Luft schluckten (wodurch sie noch dicker wurden), konnten sie genauso lange fliegen, wie sie die Luft anhielten. Das Luftanhalten-Können war deshalb eine sehr wichtige Fähigkeit auf der Didnikinsel, man lernte es in der Schule, und bei jeder Gelegenheit hieß es: »Halt die Luft an!«
    Ihr einziger Mitbewohner auf der Insel war Nassi, das Seeungeheuer vom Loch-Nass. Oft gingen die Didniks ans Ufer des tiefschwarzen Wassers, wünschten Nassi »guten Tag« und fütterten sie mit Süßigkeiten. Davon war Nassi nach und nach ganz schön fett geworden. Süßigkeiten aß sie für ihr Leben gern — dafür schwamm sie sogar aus ihrer zweihundert Meter tief gelegenen Seeungeheuer-Wohnung, die sie mit viel Liebe und Geschmack in einer Höhle eingerichtet hatte.
    Es gab nicht sehr viele Didniks, gerade so viele, daß die Buchstaben des Alphabets für ihre Vornamen ausreichten. Sie hießen also: der Adnik, der Bednik, die Cednik, das Dednik — und so weiter, je nachdem, ob es Männer, Frauen oder Kinder waren. Sehr einfach. Reichten einmal unglücklicherweise die Buchstaben des ABCs nicht mehr aus, gab es auch mal einen Odnik oder Eudnik. Aber sehr selten.
    Die Didniks waren friedfertig, gemütlich und sicher nicht sehr gescheit. Sie hatten den Tick, so menschenähnlich wie möglich zu sein. Der Adnik mit dem langen weißen Bart, der auf der Burg wohnte und so etwas wie der Bürgermeister war, sammelte alle Nachrichten, die er über die Menschen bekommen konnte, und in der Schule wurde nicht nur das Luftanhalten gelernt, sondern auch ganz törichter Menschenkram, wie gehorchen, sich die Hände waschen, sich anständig benehmen und vieles andere mehr. Über der Eingangstür stand: »Schule zu Pflicht und Menschenwürde«. In ihr war alles verboten, was Spaß macht, nämlich lachen, laut kreischen, sich necken, Streiche, Ballspielen und Rennen. Der größte Wunsch der Didniks war, einmal einen richtigen Menschen zu sehen.
    Am Morgen dieses Tages schickte die Cednik das Dednik wie immer in die Schule. Sie zog ihm das gelbe Leinenröckchen an, kämmte ihm die blauen Haare, putzte ihm die breite, flache Nase und sagte: »Dednikchen, geh und lerne schön! Benimm dich anständig! Paß auf dein schönes neues Kleid auf, ich habe es gerade frisch gewaschen. Du solltest ein bißchen eitler sein — alle Menschen sind eitel. Und gib dem Emdnik nicht wieder von deinem Honigbrot ab, denk ein bißchen mehr an dich — alle Menschen denken nur an sich selbst!«

    Das arme Dednik nickte brav und trollte sich. Daran, daß
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