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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Gedanken an Geschäfte abzubringen und ihn zu bewegen, bei ihm zu bleiben, aber umsonst; und er gab endlich den Versuch auf, indem er äußerte, es wäre doch jammerschade, daß ein so feiner junger Mann sich selbst wegwerfe. Indessen drückte ihm Herr Anton bei der Abreise herzlich die Hand, schenkte ihm eine seiner Lieblings-Vogelflinten und lud ihn ein, sein Haus nicht zu vergessen, wenn er einmal wieder nach Albany käme. Die liebliche kleine Marie sagte nichts, als er ihr aber den Abschiedskuß gab, wurden ihre Grübchenwangen bleich, und eine Thräne trat in ihr Auge.
    Dolph sprang schnell an Bord des Fahrzeuges. Sie zogen die Segel auf; der Wind war günstig; bald verloren sie Albany, seine grünen Hügel und angebauten Inseln aus dem Gesicht. Munter steuerten sie die Catskill-Gebirge vorbei, deren helle Gipfel glänzend und wolkenlos dastanden. Sie kamen glücklich durch die Hochlande, ohne durch den Geist des Dunderbergs und seine Mannschaft belästigt zu werden; sie eilten quer an der Hawerstraw Bay und bei Croton Point, durch die Tapan-See und unter den Palissaden vorüber, bis sie am dritten Tage das Vorgebirge von Hoboken zu Gesicht bekamen, das gleich einer Wolke in der Luft hing, und bald darauf die Dächer der Manhattoes aus dem Wasser hervorragten.
    Dolphs erste Sorge war, nach dem Hause seiner Mutter zu eilen, denn ihn quälte stets der Gedanke, welche Unruhe sie seinetwegen ausstehen werde. Er war in Verlegenheit, als er während seines Ganges dachte, wie er seine Abwesenheit bemänteln solle, ohne die Geheimnisse des verzauberten Hauses zu verrathen. Mitten in diesen Gedanken betrat er die Straße, in welcher das Haus seiner Mutter lag, als er, wie vom Blitz getroffen, es nur als einen Schutthaufen wiederfand.
    Offenbar hatte eine große Feuersbrunst stattgefunden, die mehre große Häuser zerstört und die kleine Wohnung der armen Frau Heyliger mit in Asche gelegt hatte. Die Wände waren nicht so ganz vernichtet, daß Dolph nicht noch einige Spuren des Schauplatzes seiner Kindheit hätte unterscheiden können. Das Kamin, an dem er so oft gespielt hatte, war noch vorhanden, geziert mit holländischen Ziegeln, welche Stellen aus der biblischen Geschichte darstellten, auf die er oft mit Bewunderung geblickt hatte. Unter dem Schutt lagen die Ueberreste von dem Armstuhl der guten Frau, von dem sie ihm so manche gute Lehre ertheilt hatte; und dicht dabei lag die Familienbibel mit messingnen Haken, aber ach! fast zu Asche verwandelt.
    Einen Augenblick war Dolph über diesen traurigen Anblick ganz außer sich, denn er fürchtete, daß seine Mutter mit verbrannt sei. Er wurde jedoch durch einen der Nachbarn von dieser Furcht befreit, der zufällig des Weges kam und ihn benachrichtigte, daß seine Mutter noch am Leben sei.
    Die gute Frau hatte bei diesem unvorhergesehenen Unglück Alles verloren, denn das Volk war so begierig, die schönen Möbeln ihrer reichen Nachbarn zu retten, daß die wenigen gemietheten Gegenstände und Alles, was der armen Dame Heyliger gehörte, unaufhaltsam in Rauch aufging; ja, wäre nicht der emsige Beistand ihres alten Freundes Peter de Groodt gewesen, die würdige Dame und ihre Katze würden gleiches Schicksal gehabt haben wie ihre Wohnung.
    Unter diesen Umständen war Furcht und Betrübniß über sie gekommen und sie lag krank an Leib und Seele. Das Publikum bewies ihr indessen sein gewohntes Wohlwollen. Nachdem man ihren reichen Nachbarn die Möbel so weit als möglich aus den Flammen gerettet, sie besucht und ihnen pflichtschuldig und feierlich wegen des Verlustes ihres Eigenthums kondolirt und die vornehmen Damen besonders wegen der Erschütterung ihrer Nerven bedauert hatte, fing man endlich auch an, sich der armen Dame Heyliger zu erinnern. Sie wurde fortan wieder Gegenstand einer allgemeinen Theilnahme. Jedermann schenkte ihr mehr Mitleiden als je zuvor, und wenn das Mitleiden in baares Geld hätte ausgeprägt werden können – gerechter Gott! wie reich würde sie geworden sein!
    Es wurde indessen ernstlich beschlossen, ohne Aufschub etwas für sie zu thun. Der Geistliche that daher am Sonntag eine Fürbitte für sie, in welche die ganze Versammlung von Herzen einstimmte. Auch Cobus Groesbeek, der Rathsherr, und Mynheer Milledollar, der große holländische Kaufmann, erhoben sich in ihrem Kirchenstuhl und sparten bei dieser Gelegenheit keine Worte. Man glaubte, daß die Gebete solcher großen Männer von gehörigem Gewicht sein müßten. Doktor Knipperhausen besuchte
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