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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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gehen, obgleich er beim Scheiden Dolph herzlich die Hand drückte, ihm freundlich ins Gesicht sah und mit Vorsatz den Kopf schüttelte, denn der Herr erinnerte sich wohl, was er selbst in seinen jüngeren Jahren gewesen war.
    Das Zimmer, in welches Dolph einlogirt wurde, war geräumig und mit Eichenholz eingelegt. Es war mit Kleiderschränken und gut wachsirten Kommoden, die von messingenem Zierrath glänzten, ausmöblirt. Diese enthielten große Vorräthe von Leinwand, denn die holländischen Hausfrauen setzten einen lobenswerthen Stolz hinein, die Schätze ihres Haushaltes den Fremden zu zeigen.
    Dolphs Seele war indeß zu voll, um besondere Notiz von den Gegenständen um ihn zu nehmen; doch konnte er nicht umhin, die freie und offene Heiterkeit dieser häuslichen Einrichtung mit der hungrigen, schmutzigen, freudelosen Haushaltung des Doktor Knipperhausen immer wieder zu vergleichen. Etwas jedoch verdarb seine Freude, der Gedanke nämlich, daß er sich von seinem guten Wirthe und seiner schönen Wirthin verabschieden und sich den Ungewittern der großen Welt aussetzen müsse. Hier herum zu lungern, würde Thorheit gewesen sein; er würde nur immer tiefer in das Netz der Liebe verwickelt worden sein, und als ein armer Teufel, der er war, um die Tochter des großen Herrn van der Heyden zu freien – daran nur zu denken, war Tollheit. Die Güte, welche ihm das Mädchen bewiesen hatte, trieb ihn, bei ruhiger Ueberlegung, seine Abreise zu beschleunigen; es würde eine schlechte Vergeltung für die Gastfreundschaft seines Wirthes gewesen sein, das Herz seiner Tochter in eine unüberlegte Verbindung zu verwickeln. Mit Einem Worte, Dolph ging es wie manchen anderen jungen Denkern von besonders gutem Herzen und leichtfertigem Kopf, die denken, nachdem sie gehandelt, und verschieden von dem handeln, was sie denken; sie fassen vortreffliche Beschlüsse über Nacht und vergessen, sie am nächsten Morgen zu halten.
    »Wahrlich, der Beschluß, den ich wegen meiner Reise gefaßt habe, ist gut«, sagte er, indem er sich in ein prächtiges Federbett fast vergrub und die frische weiße Bettdecke bis zum Kinn heraufzog. »Anstatt einen Beutel voll Geld zu finden, um nach Hause zu gelangen, bin ich hier an einen fremden Platz gekommen, kaum mit einem Kreuzer in der Tasche, und, was noch schlimmer ist, habe mich noch obendrein verliebt. Indessen«, fügte er nach einer Pause hinzu, indem er sich in seinem Bette streckte und umdrehte, »ich bin ja wenigstens jetzt in einer guten Herberge, so will ich mich denn des Augenblicks freuen und den nächsten für sich selbst sorgen lassen; ich sage, Alles wird sich auf irgend eine Art, so oder so, zum Besten wenden.«
    Als er diese Worte sprach und die Hand ausstreckte, um das Licht auszulöschen, wurde er plötzlich von Staunen und Schrecken erfaßt, denn er glaubte das Phantom des verzauberten Hauses von einem dunkeln Theil des Zimmers aus ihn anstarren zu sehen. Ein zweiter Blick flößte ihm wieder Muth ein, denn er bemerkte, daß das, was er für ein Gespenst gehalten hatte, nichts weiter war, als ein niederländisches Porträt, das in einem dunkeln Winkel gerade hinter einem Schrank hing. Es war jedoch das vollkommene Ebenbild seines nächtlichen Besuchs. Derselbe Mantel und das mit einem Gürtel versehene Wams, derselbe gekräuselte Bart und die starren Augen, derselbe breite herabgekrämpte Hut mit einer an der einen Seite herabhängenden Feder. Dolph erinnerte sich nun auch der Aehnlichkeit, welche er so oft zwischen seinem Wirth und dem alten Mann des verzauberten Hauses wahrgenommen hatte, und war völlig überzeugt, sie müßten in irgend einer Weise in Verbindung stehen, und es müsse ein besonderes Geschick seine Reise geleitet haben. Er lag da und blickte auf das Porträt fast mit ebenso großer Furcht, als er auf das geisterartige Original gesehen hatte, bis ihn die gellende Hausglocke mahnte, daß es schon spät an der Zeit sei. Er löschte das Licht aus, dachte aber noch lange über diese seltsamen Umstände und zusammentreffenden Vorgänge nach, bis er endlich in Schlaf verfiel. Seine Träume waren nur eine Fortsetzung seiner wachenden Gedanken. Es kam ihm vor, als blicke er noch immer auf das Bild, bis es allmählig sich belebte: die Gestalt stieg von der Wand herab und schritt aus dem Gemach, er folgte ihr und fand sich endlich an dem Brunnen, auf welchen der alte Mann hinwies, dann ihn anlächelte und verschwand.
    Als er des Morgens erwachte, stand sein Wirth an der Seite
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