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Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Titel: Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest
Autoren: Enid Blyton
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doch dann nur für das Mädchen“, meinte die
Bankangestellte. „So bescheiden zu sein! Ein netter Zug.“ „Ja, sicher“, sagte Dolly. „Trotzdem wüßte ich gern… rothaarig,
sagten Sie?“
„Ja.“
„Hm.“
Als Dolly am Abend ihre Tochter badete, fiel ihr zum wiederholten Male ein feiner dunkler Schmutzrand am Haaransatz auf. Sie nahm sich vor, Olly zu fragen, wo sie gewesen waren, vergaß es im Trubel des Abends aber wieder. Auch die etwas trockene, rauhe Haut des Babys wunderte sie, da sie Kathrinchen doch jeden Tag mehrmals
sorgfältig eincremte.
Was es mit der geheimnisvollen Spenderin und dem verschmutzten
Kathrinchen auf sich hatte, darüber sollte Klaus am nächsten Tag
buchstäblich stolpern.
Weder Dolly noch er hatten in diesen Wochen viel Zeit, sich in dem
Möwenfels nahegelegenen Kreisstädtchen zu einem
Schaufensterbummel aufzuhalten. Dolly fuhr einmal wöchentlich
vormittags während der Schulstunden hinüber, um die wichtigsten
Einkäufe zu machen, zur Bank zu gehen und was sonst auf ihrem
Zettel stand, zu erledigen – Schuster, Reinigung, Reparaturen. An diesem Tag mußte Klaus den Wagen zur Reparatur bringen.
Eine Kleinigkeit nur, er hatte ausgemacht, den Wagen zwei Stunden
später wieder abzuholen. In der Zwischenzeit ging er zum Friseur und
bummelte dann noch ein bißchen durch die Einkaufsstraßen des
Städtchens.
In einer Passage, in der sich die Fußgänger drängten, fiel ihm eine
Bettlerin auf. Der krähende Ton, den das Kind, das sie in den Armen
hielt, bei seinem Anblick ausstieß, ließ ihn aufhorchen.
Die Frau war in einen schmutzigen Mantel gehüllt und trug ein
riesiges Tuch um den Kopf, nach Art der Türkinnen gebunden, ebenso
das Kind, von dem nur die Augen und das Naschen zu sehen waren.
Gesichter und Hände der beiden waren grau, unter den Augen lagen
tiefe Schatten. Vor ihnen stand ein Körbchen, in das die Passanten
eifrig Münzen warfen. Waren sie weitergegangen, ließ die Bettlerin
die Münzen blitzschnell in ihrer Manteltasche verschwinden, nur
zwei, drei Groschen blieben jeweils zurück. Klaus beobachtete sie
eine Weile von weitem. Er sah es silbrig blinken, eine Mark, zwei
Mark, jetzt sogar fünf Mark wanderten in das Körbchen, und ein
älterer Mann, der gerade aus der Weinstube kam, steckte ihr sogar
einen Zehnmarkschein zu. Und jedesmal bedankte sich die Frau mit
einer tiefen Neigung ihres Kopfes und murmelte ein paar undeutliche
Worte.
Als Klaus näher herankam, begann das Kind lebendig zu werden.
Es sträubte sich gegen die Arme der Mutter und bäumte sich auf, erst
fröhlich krähend, dann ungeduldig greinend, versuchte es, zu Klaus zu
gelangen. Die Frau senkte den Kopf fast bis auf die Erde, um ihr
Gesicht zu verbergen. Klaus beugte sich zu ihr hinunter. Ernst sah er
Olly an.
Olly schlotterten die Knie, als sie aufstand. Klaus-Henning
Schwarze war ein gutmütiger und humorvoller Lehrer, aber was er
über diesen Mißbrauch seiner Tochter sagen würde, das wagte sie sich
nicht vorzustellen. Er nahm ihr schweigend das Kind ab und ging vor
ihr her. Olly folgte wie ein geprügelter Hund. Kathrinchen krähte
beglückt und patschte dem Vater mit ihren dreckverschmierten
Händchen ins Gesicht.
„Warte hier, ich hole den Wagen“, sagte er, als sie in eine ruhige
Nebenstraße eingebogen waren. „Hier, halt mal Kathrinchen solange.“ Bald darauf kam er mit dem Wagen zurück. Sein Gesicht sah sehr
ernst aus, er suchte sichtlich nach den geeigneten Worten für Olly.
Olly sah, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg.
„Fliege ich jetzt von der Schule?“ stammelte sie unter Tränen. Auf
ihren Wangen bildeten sich kleine weiße Straßen in der grauen
Schminke.
Klaus-Henning Schwarze starrte Olly immer noch fassungslos an.
Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte er lachen müssen. „Du siehst so grotesk aus… und die Idee… wie hat dir das bloß ein
Mensch glauben können! Ich… ich bin einfach sprachlos! Und die
Kleine dort an die Straße zu setzen! Sie hätte krank werden können,
ist dir das nicht klar?“
„Sie haben es mir aber geglaubt!“ widersprach Olly nicht ohne
leisen Stolz. „Ich war sehr gut!“ Damit kramte sie ihre heutigen
Einnahmen aus den Tiefen ihrer Manteltasche. „Fast sechzig Mark
heute!“
Klaus holte tief Luft. Immer noch ungläubig sah er die beiden an. „Na kommt, zieht euch erst mal um. Und säubere dich und
Kathrinchen. Aber auch den Haaransatz, wenn ich bitten darf, Dolly hat sich schon gewundert über den Dreck! Wie seid ihr
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