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Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Titel: Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest
Autoren: Enid Blyton
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prasselten gegen die Fenster, daß Dolly jeden Augenblick damit rechnete, eine Scheibe würde splitternd ins Zimmer gedrückt.
„Ich gehe schnell nach oben“, rief sie. „Möchte doch lieber nachsehen, ob alle Fenster fest geschlossen sind und nichts passieren kann.“
Im Nordturm herrschte fast nächtliches Dunkel, Dolly mußte im Treppenhaus das Licht anknipsen. Die Stille in den leeren Schlafsälen der Mädchen und in den Zimmern der Lehrerinnen wirkte gespenstisch gegen das Toben der Natur draußen. Dolly hatte das Gefühl, als wäre das alte Gebäude auf einmal von unsichtbaren Elfen, Trollen und Geistern bewohnt, die mit ihr ein Spiel trieben.
Das Donnern des Hagels gegen die Scheiben klang bedrohlich, aber noch hielten sie dem Ansturm stand. Dolly trat ans Fenster und schaute aufs Meer hinaus. Sie hatte schon manchen Sturmtag hier oben erlebt, aber so etwas hatte sie noch nie gesehen. Meterhoch rollten die Wellen heran und schwappten gegen die Klippen, sogar das Schwimmbad drohten sie zu überfluten. Die Gischt stürzte in Kaskaden in das durch Felsen geschützte Becken.
„Du lieber Himmel, es wird doch nicht noch weiter steigen?“ murmelte Dolly und starrte in die aufgewühlten Wassermassen. „Das ist ja wie ein Weltuntergang!“
Aber nein, beruhigte sie sich. Einen solchen Orkan hatte es im Lauf der langen Geschichte der Burg schon hin und wieder gegeben. Aber nie hatte die Sturmflut die Mauern der Burg erreicht. Die waren fest gegründet und hätten vermutlich sogar einem Erdbeben standgehalten. Dolly ging durch alle Räume, überprüfte jedes Fenster, sah zufrieden auf die Reihen weißer Betten in den Schlafsälen, die an der einen Wand – durch Vorhänge voneinander getrennt – wie eine Turnerriege aufmarschiert schienen, während gegenüber die Kommoden darauf warteten, von den Bewohnerinnen mit all dem vollgepackt zu werden, was man aus den Weihnachtsferien mitgebracht hatte: neue Pullis, Strümpfe, Schals und Handschuhe, Briefmappen und Bücher, Fotoalben und Ferienerinnerungen.
Mit einem Blick musterte Dolly im Vorübergehen die Waschbecken an der Stirnseite der Schlafsäle, alles war sauber und bereit für den Ansturm der Mädchen am kommenden Tag. Dolly freute sich auf den Wirbel. Erfüllt von fröhlichen Stimmen, übermütigem Lachen und Schwatzen würde der Nordturm vermutlich nicht einmal bei einem solchen Orkan unheimlich wirken. Die Stille war es, die das Toben draußen so bedrohlich machte.
„Alles in Ordnung“, sagte Dolly, als sie die Wohnung betrat. „Aber das Meer solltest du sehen! Es kocht richtig, die Wellen habe ich noch nie so hoch gesehen.“
„Wir werden alle halbe Stunde einen Kontrollgang machen.“ Klaus brachte den frisch aufgebrühten Tee aus der Küche und schenkte ein. „Zum Glück kommt der Sturm direkt von Westen her, so daß er unsere Fenster nicht voll trifft. Bin gespannt, wie es drüben im Westturm aussieht.“
Dolly holte die Tüte mit dem Kuchen, den sie am Mittag in der Stadt gekauft hatten, und legte die Stücke auf einen Teller.
„Genießen wir trotz allem unseren letzten stillen Tag. Ab morgen ist es mit der Ruhe hier drinnen vorbei.“
Wieder blitzte es, fast im gleichen Moment krachte der Donner. Dolly schluckte das Unbehagen hinunter, das sie befiel. Daß es aber auch gar nicht aufhören wollte! Warum konnte es nicht endlich schneien, anstatt mitten im Winter derart zu stürmen!
Sie hatten gerade ihre erste Tasse Tee getrunken und ein paar Bissen gegessen, als es heftig an die Tür klopfte. Gleich darauf wehte es eine zierliche Person buchstäblich ins Zimmer.
„Frau Brosch!“
Klaus sprang auf und drückte hinter der Erschöpften die Tür zu, die der Wind wieder aufgeschlagen hatte.
„Dolly, Klaus, Gott sei Dank, daß Sie da sind! Bei mir drüben ist die Hölle los, ich brauche dringend Ihre Hilfe! Bitte kommen Sie schnell!“
„Selbstverständlich!“
„Klar!“
Dolly vergewisserte sich mit einem Blick ins Kinderzimmer, daß Kathrinchen, müde von dem Ausflug in die Stadt, fest schlief, dann lief sie hinter der Hausmutter des Westturms her, während Klaus ihr noch im Laufen einen Mantel überwarf und versuchte, die beiden Frauen mit einem Schirm gegen Schnee und Hagel zu schützen. Das allerdings war unmöglich, der Sturm schlug den Schirm von einer Seite zur anderen, stülpte ihn nach außen und wieder nach innen, und die wenigen Schritte zum Westturm hinüber genügten, um sie bis auf die Haut zu durchnässen.
Schon auf der Treppe schoß
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