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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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ausdrücken soll, könnt Ihr mich auch Dawson nennen.«
    Entweder entging Eschfurt der Sarkasmus, oder er ent schloss sich, ihn zu ignorieren. »Was ich meine, ist, dass Asterilreich dem Prinzen und dem Gespaltenen Thron nichts Böses wollte.«
    Dawson machte drei Schritte und deutete auf einen Pelz, der an der Wand hing. Die Jahre hatten das tiefgoldene Fell grau werden lassen, aber die schiere Größe der gegerbten Haut war immer noch beeindruckend.
    »Ist Euch der aufgefallen?«, fragte Dawson. »Der Berglöwe hat zehn meiner Leibeigenen getötet. Zehn. Ich habe den Hof einen Monat nach der Geburt meines ersten Sohnes verlassen, um ihn zu jagen. Drei Wochen habe ich gebraucht, um ihn aufzuspüren, und vier meiner Jäger sind gefallen, ehe wir ihn niedergestreckt haben. Ihr wart damals wohl … fünf Jahre alt? Sechs?«
    »Lord Kalliam, ich habe Achtung vor Eurem Alter, und ich erkenne, dass …«
    »Lügt mich nicht an, Junge. Wir wissen beide, dass es Messer gab, die für Asters Kehle bestimmt waren.«
    »Die gab es«, sagte Eschfurt. »An beiden Höfen. Asterilreich ist kein einheitliches Gebilde, genauso wenig wie Antea. Ein paar Leute sind Lord Maas und seinen Ambitionen gefolgt. Den ganzen Hof für die geheimen Taten einiger weni ger verantwortlich zu machen würde beide Königreiche ins Chaos stürzen.«
    Dawson strich über den Pelz der toten Katze, während er abwog, was er als Nächstes sagen sollte. Die Königreiche von Asterilreich und Antea waren wie Brüder. Vor Jahrhunderten hatten sie dem gleichen Hochkönig gehorcht. Vor einigen Generationen war es in den jeweiligen Adelshäusern Mode ge worden, untereinander Ehen zu schließen, weil sie hofften, dass sie so ihre Länder zum Frieden führen könnten. Stattdessen hatte man dadurch die Blutlinien verwischt und Herzögen in Asterilreich einen nachvollziehbaren Anspruch auf den Thron von Antea verschafft. Wenn man nur genug Leute dazwischen aus dem Weg räumte.
    Es war das Schicksal aller Reformen, dass sie sich gegen diejenigen wandten, die sie eingeführt hatten. Die Geschichte war voller Männer und Frauen, die darauf aus gewesen waren, die Welt nach dem Abbild neu zu erschaffen, das sie sich von ihr gemacht hatten. Unvermeidlich scheiterten sie. Die Welt widerstand dem Wandel, und es fiel dem Adel zu, die richtige Ordnung der Dinge zu bewahren. Wenn diese Ordnung nur immer eindeutig gewesen wäre. Er streichelte das tote Tier ein letztes Mal und ließ seine Hand dann sinken.
    »Was schlagt Ihr also vor?«, fragte Dawson.
    »Ihr seid einer von König Simeons ältesten und vertrauenswürdigsten Freunden. Ihr wart willens, Euren Ruf zu opfern und vom Hof verbannt zu werden, um die Verschwörung gegen den Prinzen aufzudecken. Niemand ist besser geeignet, um sich zugunsten von Verhandlungen auszusprechen.«
    »Und außerdem war ich der Gönner des jungen Palliako.«
    »Ja«, sagte Eschfurt gelassen. »Das auch.«
    »Ich dachte, Ihr wärt skeptisch, was das Märchen von Geder Palliako angeht.«
    »Der Graf mit dem klaren Blick, der die Stadt nieder brannte, zu deren Schutz er berufen war, um zurück nach Camnipol zu eilen und den Thron vor einem Aufstand schüt zen zu können. Sein mysteriöses selbst auferlegtes Exil im Osten auf der Höhe seines Triumphes und seine Wiederkehr mit Geheimwissen über die Verräter innerhalb des Hofes«, sagte Eschfurt. »Das klingt nach etwas, wofür man mit barer Münze bezahlt, damit es erzählt wird. Als Nächstes wird er wohl noch Drachen erwecken, um sich mit ihnen einen Rätselwettstreit zu liefern.«
    »Palliako ist ein interessanter Mann«, erklärte Dawson. »Ich habe ihn unterschätzt. Mehrmals. Er ist wie dafür geschaffen.«
    »Er ist der Held von Antea, Retter und Beschützer des Prinzen und der Liebling des Hofes«, sagte Eschfurt. »Wenn man ihn damit unterschätzt, dann muss die Wahrheit einem alten Epos entsprungen sein.«
    »Palliako ist … merkwürdig«, sagte Dawson.
    »Respektiert er Euch? Hört er auf Euren Rat?«
    Darauf hatte Dawson keine Antwort. Einst, als der junge Mann gerade aus Vanai zurückgekehrt war, war sich Dawson ziemlich sicher gewesen, dass er jedweden Einfluss, der ihm zupasskam, auf den jüngeren Palliako hätte ausüben können. Nun hatte Geder eine eigene Baronie, und Prinz Aster war sein Mündel. Man diskutierte bereits darüber, dass er Dawson an Rang übertraf, vielleicht nicht auf dem Papier, aber in der Wirklichkeit schon.
    Und es gab den Tempel. Seit der junge Mann aus der
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