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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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Wildnis der Keshet zurückgekehrt war, ließ sich nicht bestimmen, inwiefern die fremden Priester, die er mitgebracht hatte, seine Schoßtiere waren – oder er das ihre. Der Hohepriester, Basrahip, war für den Angriff auf Feldin Maas von höchster Bedeutung gewesen, den einstigen Baron von Ebbinwinkel, dessen Knochen nun auf dem Boden des Spalts lagen. Nach allem, was Dawson wusste, hätte ohne den Priester in jener Nacht alles verloren sein können. Geder wäre vielleicht nicht mit den Briefen geflohen, die alles bewiesen hatten, König Simeon wäre bei seinem Vorhaben geblieben, Prinz Aster als Mündel zu Maas zu schicken, und die Welt wäre vermutlich ein anderer Ort.
    Aber es gab dennoch eine ehrliche Antwort auf die Frage, die er geben konnte. »Selbst wenn Palliako nicht den Kopf beugt, um zu mir aufzublicken, wird er auf meinen Sohn hören. Jorey hat in Vanai mit ihm gedient. Sie waren so etwas wie Freunde, noch bevor sich jedermann mit ihm gutstellen wollte.«
    »Seine Fürsprache würde uns auf dem Weg, die Wogen zu glätten, ein gutes Stück voranbringen. Alles, wonach ich strebe, ist eine Privataudienz beim König. Wenn ich wüsste, welche Zusicherungen er braucht, hätte ich etwas, das ich mit nach Hause nehmen kann. Verschwörungen mit dem Ziel des Königsmordes gefallen König Lechan genauso wenig wie König Simeon. Wenn es in Asterilreich Adlige gibt, denen Gerechtigkeit widerfahren muss, wird Lechan derjenige sein, der sie ausübt. Es müssen keine Armeen ins Feld ziehen.«
    Dawson brachte ein leises Geräusch weit hinten in der Kehle hervor, weder Zustimmung noch Ablehnung.
    »König Lechan wäre sehr dankbar«, sagte Eschfurt, »für jede Unterstützung, die Ihr gewähren könnt, um die Kluft zwischen ihm und seinem geliebten Vetter zu überbrücken.«
    Nun lachte Dawson. Es war ein kurzes, bellendes Geräusch wie von einem seiner Hunde. »Wirke ich wie ein Kaufmann auf Euch, Lord Eschfurt?«, fragte Dawson. »Ich habe kein Interesse daran, Profit daraus zu schlagen, König Simeon zu dienen. Es gibt kein Geschenk, das mir Euer König anbieten könnte, um mich dazu zu bringen, gegen mein Gewissen zu handeln.«
    »Dann verlasse ich mich auf Euer Gewissen«, sagte Eschfurt und ließ das Bestechungsangebot fallen, als hätte es nie existiert. »Was sagt es, Baron Osterling?«
    »Wenn ich es mir aussuchen dürfte, hätte ich gern die Hoden eines jeden Mannes, der an Maas geschrieben hat, in einem Einmachglas«, sagte Dawson. »Aber das darf ich nicht. Simeon sitzt auf dem Gespaltenen Thron, also ist es seine Entscheidung. Ich werde mit ihm sprechen.«
    »Und Palliako?«
    »Ich werde veranlassen, dass Jorey an ihn herantritt. Vielleicht könnt Ihr Euch mit ihm treffen, wenn der Hof einberufen wird. Es dauert nur noch ein paar Wochen, und ich nehme an, dass Ihr ohnehin nach Camnipol reisen werdet.«
    »Wie es der Zufall will, zur Eröffnung des Hofes«, sagte Eschfurt. »Aber vorher muss noch einiges erledigt werden. Mit Eurer Erlaubnis, mein Lord, werde ich morgen früh Eure Ländereien verlassen.«
    »Was? Gibt es etwa noch weitere edle Anteaner, denen Ihr Lechans Großzügigkeit in Aussicht stellen müsst?«, fragte Dawson.
    Das Lächeln des Botschafters wurde dünner, aber es verschwand nicht. »Ganz genau, Lord Kalliam«, antwortete Eschfurt.
    Das Anwesen in Osterlingbrachen war Dawsons Zuhause gewesen, als er ein Junge gewesen war, und er erinnerte sich an Schnee und Kälte. Die vagen Muster, die er als Kind erahnt hatte, verorteten Herbstfeste mit Kürbisnaschereien und mit Branntwein getränkte Kirschen in Camnipol, Schnee und Eis in Osterlingbrachen. Beinahe bis ins Erwachsenenalter hatte er sich die Jahreszeiten als etwas vorgestellt, das in unterschiedlichen Städten zu Hause war. Der Sommer wohnte in den dunkel gepflasterten Straßen und hohen Mauern von Camnipol. Das Eis und der Schnee des Winters gehörten in das kleine Tal mit seinem schmalen Fluss. Sicher, die Vorstellung hatte bald ein poetisches Gesicht erhalten. Er war kein Unschuldslamm gewesen, das dachte, auf die Brücken, die über den Spalt führten, würde kein Schnee fallen, oder der Sommer würde die Jagdhunde in den Zwingern seines Vaters nicht mit völliger Trägheit schlagen. Aber dem Gedanken wohnte eine tiefe Romantik inne – eine richtige Ordnung der Dinge, die man kannte, wenn man jung war, und an die man den Glauben niemals ganz verlor.
    Das Anwesen stand seit Jahrhunderten unverändert an Ort und Stelle, am Fuß eines
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