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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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an den Cithrin ging, um zu essen und höfliche Gesellschaft zu haben. All das wollte sie nicht. Sie wollte schreien und fluchen und mit einem Stock auf Dinge einprügeln. Enttäuschung und Ohnmacht waren wie ein eiserner Käfig, und sie war ein Fink, der sich dagegenwarf, bis er einging. Ihre eigenen Räume befanden sich über dem Geschäftssitz der Bank und waren dort gewesen, seit es eine Bank war. Als sie die Stufen zum ersten Mal emporgestiegen war, hatte sich dort noch eine Spielhalle befunden. Und sie hatte sich den Raum mit Yardem und Marcus Wester und einem Karren voller Kisten geteilt, in denen sich Seide und Juwelen, Tabak und Schmuck und die mit Wachs versiegelten Rechnungsbücher befunden hatten, die wertvoller waren als der ganze Rest zusammen. Nun gab es dort ihr Bett, ihren Schreibtisch, ihren Schrank. Wo einst nackte Dielen gewesen waren, hatte sie einen dicken roten Teppich hingelegt, damit im Winter ihre Füße warm blieben. Ein Gemälde hing an der Wand über ihrem Bett, auf dem das Zeichen der Medean-Bank mit dem Siegel von Porte Oliva vereint war. Der Statthalter hatte es ihr geschenkt.
    Cithrin stand von ihrem Tisch auf und ging auf und ab. Stimmen drangen von unten herauf und erinnerten sie daran, wie dünn der Boden war und wie weit Geräusche trugen. In der Bank waren immer Wachen, die sicherstellten, dass niemand an den Tresor gelangte, der unter dem Gebäude im Stein eingelassen war. Er enthielt die materiellen Reserven der Bank. Aber ihr wahrer Reichtum lag in den Papieren – Darlehensverträge, Gesellschafterverträge, Einlagen –, die nicht einmal mehr im Geschäftssitz waren. Sie befanden sich in einem langen Gebäudeblock im Süden, in den Räumen, die sich Pyk genommen hatte, der geheimen Basis der Bank.
    »Sie hat mich ausgeweidet «, sagte Cithrin. »Sie hat alles genommen.«
    »So war die Übereinkunft«, erläuterte Yardem.
    »Es ist mir gleich, wie die Übereinkunft war«, entgegnete Cithrin und versuchte zu verhindern, dass ihre Stimme – so gar ihr Tonfall – bis zu den Ohren der Wachen unter ihnen durchsickerte. »Es ist doch nicht nur, dass sie anderer Meinung ist als ich. Oder dass sie so herablassend ist. Sie trifft schlechte Entscheidungen, Yardem. Sie wendet sich ab, während noch Münzen auf dem Tisch liegen. Und sie tut es, weil sie zu stolz ist, Ratschläge von einer unmündigen Halb-Cinnae anzunehmen.«
    Cithrin hob die Hände und forderte Yardem auf, ihr zu widersprechen. Er kratzte sich auf eine Art und Weise am Knie, aus der sie schloss, dass es gar nicht gejuckt hatte.
    »Nun, ich bin fertig damit«, sagte Cithrin. »Wenn sie Krieg will, dann, bei Gott, wird sie ihn bekommen.«

D AWSON K ALLIAM ,
    Baron von Osterlingbrachen
    »KRIEGE SIND LEICHTER BEGONNEN als beendet, und sie führen einen selten an den Ort, an den man ursprünglich gelangen wollte«, sagte der Botschafter. »Es wird für uns alle besser sein, wenn wir ihn vermeiden.«
    Dawson wandte sich vom Fenster ab. Sir Darin Eschfurt, der Herr von Harrin und Botschafter von König Lechan in Antea, saß in der alten Bibliothek, die Beine an den Knöcheln übereinandergelegt und ein mit Bedacht gewähltes, gewinnendes Lächeln auf den Lippen. Er war vor zwei Tagen auf Kalliams Ländereien in den Osterlingbrachen eingetroffen, angekündigt durch einen Brief und in Begleitung eines Gefolges, das so klein war, dass es keine offensichtliche Bedrohung darstellte. Sie hatten sich seit seiner Ankunft an die Etikette gehalten. Dies war die erste offene Unterhaltung, die sie führten.
    Die Mauern aus Granit und Drachenjade verliehen dem Raum eine Aura entsetzlichen Alters und eine Erhabenheit, die Dawson sehr schätzte. Dadurch strahlten die Bibliothek und das Anwesen die Beständigkeit aus, die sie auch verdienten. Das Gefühl, dass die richtigen Dinge ihre rechte Ordnung hatten. Es stand im Widerspruch zum Thema ihres Gesprächs.
    »Daran hättet Ihr denken können, ehe Ihr einen Plan ersonnen habt, um Prinz Aster zu töten«, sagte Dawson.
    Der Botschafter beugte sich vor, einen Finger erhoben. Er trug silberne Manschetten, von denen Dawsons Frau Clara ihm versichert hatte, dass sie in diesem Jahr in Kaltfel in Mode waren, und die schmückende Handgelenkskette, die an den Höfen von Asterilreich einen verheirateten Mann kenntlich machte.
    »Das ist nun genau die Art von Argumentation, vor der Ihr Euch in Acht nehmen solltet, Baron Osterling.«
    »Solange Ihr mich darüber belehrt, wie ich mich richtig
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