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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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irgendetwas, wo wir uns unterhalten können?«
    Cithrin war sofort aufgestanden und hatte Pyk nach hinten in das private Kämmerchen geführt. Sobald die Tür geschlossen war, beugte sich Pyk mit finsterem Gesicht über den kleinen Tisch.
    »Spielchen mit der Stadtwache? So führt Ihr also dieses Geschäft? Ich hätte gedacht, Komme Medeans Stimme würde im Palast des Statthalters sein und mit wichtigen Leuten speisen.«
    Cithrin konnte immer noch die Enge in ihrer Kehle spüren, wenn sie sich an diese Worte und den Spott erinnerte, der sie hatte bitter werden lassen.
    »In den kältesten Monaten tut sich nicht viel«, hatte Cithrin gesagt und sich stumm für den entschuldigenden Tonfall verflucht.
    »Auf Euch trifft das wohl zu«, hatte Pyk erwidert. »Ich hingegen habe Arbeit zu erledigen. Wollt Ihr mir die Bücher hierherbringen, oder gibt es irgendeinen Ort, an dem Ihr tatsächlich Geschäfte führt?«
    Seither war jeder Tag eine weitere kleine Demütigung gewesen, eine weitere Gelegenheit für die Notarin, Cithrin daran zu erinnern, dass sie keinerlei Kontrolle hatte. Wochenlang hatte Cithrin alles mit einem Lächeln geschluckt. Und monatelang hatte sie es zumindest hingenommen. Wenn es auch nur eine kleine Unterbrechung der Beleidigungen gegeben hätte, einen Sprung in der herablassenden Fassade, so hätte sie es als Sieg verbucht.
    Nichts davon war geschehen.
    »Hat sie einen Grund genannt?«, fragte Yardem.
    »Sie will nicht mit Südlingen verhandeln«, sagte Cithrin. »Offenbar hat eine Gruppe von ihnen vor neun oder zehn Generationen einen Teil ihrer Familie in Pût getötet.«
    Yardem wandte sich ihr zu, und seine Ohren klappten nach hinten, um beinahe flach am Kopf anzuliegen.
    Cithrin trank einen großen Schluck von ihrem Bier. »Ich weiß«, sagte sie. »Aber was soll ich dagegen tun? Keine Verhandlungen ohne die Anwesenheit der Notarin. Ich darf nicht einmal eine Unterschrift setzen. Und wenn sie sich nicht den Daumen dafür ritzt, wird es nicht geschehen.«
    Als Bestandteil ihres Abkommens hatte Cithrin alle Einflussmöglichkeiten, über die sie verfügt hatte, der Bank übergeben. Wenn Pyk eine Nachricht nach Carse sandte, in der stand, dass Cithrin eine Last für die Bank war, hatte Cithrin nichts, womit sie verhindern konnte, dass man sie vom Geschäft abkoppelte. Sie brach ein Stück Brot ab und kaute gedankenverloren darauf herum. Es hätte auch mit Dreck gewürzt sein können, so schmackhaft kam es ihr vor. Yardem deutete auf den Teller, und sie schob ihn in seine Richtung. Er zupfte eine Ecke vom Käse ab, die er sich in den Mund steckte. Einen langen Augenblick kauten sie schweigend. Das Feuer knisterte in seinem Rost. In der Gasse kläffte ein Hund.
    »Ich muss los und es ihm sagen«, erklärte Cithrin und nahm dann einen weiteren großen Schluck.
    »Gesellschaft erwünscht? Ich habe heute keine Bereitschaft.«
    »Er wird nicht ausfallend werden«, sagte Cithrin. »So einer ist er nicht.«
    »Ich könnte moralische Unterstützung bieten. Ermutigung.«
    Cithrin lachte freudlos. »Das ist der Grund, aus dem ich trinke«, erwiderte sie.
    »Ich weiß.«
    Sie blickte zu ihm hinüber. Seine Augen waren dunkelbraun, sein Kopf breit. Er hatte eine Narbe gleich unter dem linken Ohr, die ihr noch nie aufgefallen war. Yardem war einst ein Priester gewesen, ehe er zum Söldner geworden war. Es war noch Bier im Krug. Eins würde nicht viel helfen. Ein zweites würde ihr ein Gefühl von Lockerheit verschaffen, aber es würde sie auch dazu verführen, ein drittes zu wollen, und beim vierten würde sie vermutlich das Unangenehme auf morgen verschieben. Es war besser, dachte sie, es schnell zu Ende zu bringen und dann zu schlafen, ohne den Morgen zu fürchten.
    Sie schob den Krug zurück, und Yardem erhob sich, um sie aufstehen zu lassen.
    Die Unterkunft war mitten im Salzviertel, nicht weit von den kleinen Räumen entfernt, die Cithrin, Yardem und Marcus Wester während ihrer ersten Tage in der Stadt gemietet hatten. Die Straßen des Salzviertels waren schmal und krumm. An einigen Stellen waren die Gassen so eng, dass Cithrin mit den Fingerspitzen die Gebäude zu beiden Seiten hätte berühren können. Alles stank nach ungeklärtem Abwasser und Meer. Bis sie an den gekalkten Mauern und verblichenen blauen Fenstern des Hauses angelangt war, war der Saum ihres Kleides schwarz, und ihre Füße waren eiskalt und schmerzten. Sie zog sich ihr Tuch enger um die Schultern und stieg die beiden niedrigen Stufen zur
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