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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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sagte Cary.
    »Meine.«
    Regentropfen trafen wie kleine Nadelstiche auf das Dach über ihnen, auf die Pflastersteine vor ihnen. Die geübten Hiebe mit den falschen Schwertern und das Keuchen der jungen Männer, die sie führten, klangen herüber. Horniss war länger beim Trupp als Cary. Smit spielte mehr Rollen. Aber Cary würde sie anleiten. Wenn überhaupt, dann würde sie diejenige sein, die diese kleine Familie der Straße zusammenhielt, nachdem er weg war.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Es gibt etwas, von dem ich denke, dass ich es tun muss«, erwiderte er.
    »Wir könnten dabei helfen.«
    »Ich glaube, dass ihr es versuchen würdet. Aber …«
    »Aber?«
    Er drehte sich, um ihr in die Augen zu blicken. Ihr Arm glitt von ihm herab. Ihre Augen waren so dunkel wie ihr Haar und groß genug, um sie jünger wirken zu lassen, als sie war. Er konnte sie in diesem Moment so sehen, wie sie in jener ersten Nacht gewesen war, vor sieben Jahren in der Freistadt Maccia, wo sie auf einem öffentlichen Platz für Münzen getanzt hatte. Sie war damals kaum als Mädchen erkennbar gewesen, wild und hungrig und ohne das geringste Vertrauen in alles, was männlich war. Wie die Hitze eines Feuers hatte sie Talent und Ehrgeiz ausgestrahlt. Opal hatte ihn gewarnt, dass das Mädchen Schwierigkeiten machen würde, und ihm zugestimmt, dass es die Sache wert war. Nun war Cary eine erwachsene Frau. Er fragte sich, ob es sich so anfühlen würde, wenn er eine Tochter gehabt hätte.
    »Ich habe Angst, dass ich nicht tun könnte, was nötig ist, wenn ich euch auch alle beschützen müsste«, sagte er. »Ihr seid die Familie, die ich mir geschaffen habe. Wenn ich mir vorstellen kann, dass ihr sicher und zufrieden seid, dann glaube ich, dass ich alles andere opfern kann, was geopfert werden muss.«
    »So wie es sich anhört, erwartet Ihr einen hohen Preis«, sagte sie.
    »So ist es.«
    Cary seufzte, und das trockene Lächeln, das in Zeiten des Kummers um ihre Lippen geisterte, erschien auf ihrem Gesicht. Merk dir das , sagte er sich. Merk dir, wie sich ihre Lippen krümmen und wie sie die Augenbraue hebt. Halt es dicht bei dir. Pass gut auf.
    »Ach, piss drauf«, sagte sie.
    »Auch wenn es nichts zu bedeuten hat, ich bedaure es wirklich sehr zu gehen.«
    »Habt Ihr jemanden im Sinn, der die Rollen übernehmen könnte?«, fragte sie.
    Er erkannte den Schmerz in ihr. Er verriet Cary, ließ sie alle im Stich, und sie würde ihm das genauso wenig zum Vorwurf machen, wie sie sich die Zehen abschneiden würde. Er wünschte, er könnte sie bei der Hand nehmen, aber sie hatte den Ton für diese Unterhaltung festgesetzt, und es war nicht sein Recht, darüber hinwegzugehen. Nicht mehr.
    »Es gibt eine Truppe, die die nördliche Runde bespielt. Paldrin Leh und Sebast Berrin. Vor drei Jahren haben bei ihnen zwei um dieselben Rollen gekämpft. Sucht sie, und ihr könntet vielleicht jemanden finden, der den Text bereits kennt. Paldrin ist ein Haavirisch, aber das wird vielleicht einen Hauch von Exotik beisteuern, wenn ihr ihn nach Süden mitnehmt.«
    »Ich werde mich umhören«, sagte sie. »Wann werdet Ihr gehen?«
    »Heute Nacht«, erwiderte er.
    »Müsst Ihr allein gehen?«
    Der Abtrünnige zögerte. Das war eine Frage, die er noch nicht entschieden hatte. Die Aufgabe, die vor ihm lag, war unmöglich: dem Untergang geweiht und dennoch unvermeidlich. Sein Opfer war ganz allein seines, was es merkwürdig einfach machte. Jemand anders darum zu bitten, freiwillig neben ihm in den Tod zu gehen, war keine Gefälligkeit. Und doch, wenn es den Unterschied machte zwischen Erfolg und Scheitern, einer erlösten oder einer verlorenen Welt …
    »Vielleicht nicht«, sagte er. »Es gibt einen anderen, der womöglich helfen könnte. Aber nicht aus der Truppe.«
    »Und ich nehme an, es wäre zu viel verlangt zu erfahren, was das für ein mysteriöser Auftrag ist, der Euch wegführt?«, fragte sie. Und fügte dann im Widerspruch zu sich selbst hinzu: »So viel schuldet Ihr uns.«
    Der Abtrünnige leckte sich die Lippen, suchte nach Worten, die er nicht benutzt hatte, nicht einmal vor sich selbst. Als er sie fand, lachte er leise. »Das klingt vielleicht ein wenig übertrieben«, sagte er und kratzte sich mit einem langen Finger den Bart.
    »Nur zu.«
    »Ich werde eine Göttin töten.«

C ITHRIN BEL S ARCOUR ,
    Stimme und Vertreterin der Medean-Bank in Porte Oliva
    CITHRIN BEL SARCOUR, DIE Stimme der Medean-Bank in Porte Oliva, trat aus dem Bankhaus, den Kopf hoch
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