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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
Autoren: Fulvio Ervas
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mit einem Schal, so eng geknotet wie eine Schlinge, so einer von den Typen, die stets bereit sind, so zu tun, als würden sie sich erhängen, nur damit die Frauen alles daransetzen, sie zu retten: diese Waldspargel, diese Biskuittörtchen, diese Honigsauger!«
    »Aber wie sah er denn genau aus?«
    »Nur immer mit der Ruhe! Dieser Typ war mir schon vorher aufgefallen, in diversen Lokalen …«
    »Was für Lokalen?«
    »Ach ja, jetzt soll ich Ihnen die guten Adressen verraten, damit auch Sie dorthingehen können! Damit ich dort außer den Honigsaugern auch noch Polizisten antreffe! Jedenfalls, als ich die Schwarze mit diesem Mann gesehen habe, habe ich gedacht: Du lügst, und jetzt will ich die Wahrheit wissen. Drei Abende nacheinander bin ich ihr nach Feierabend gefolgt. Sie ging in ein Haus und später in ein anderes. Und dorthin kamen Frauen. Damit war klar, dass sie nicht gelogen hatte …«
    »Antimama! Und wie war er nun, dieser Mann?«
    »Antimama, Antimama … Einer vom Typ Bohnenstange, ein Intellektueller, mit vierzig noch ein Jüngelchen …«
    »Groß gewachsen, um die vierzig … geknoteter Schal«, murmelte Stucky.
    »Ein nutzloser Mensch. Hören Sie. Und vielleicht auch noch schlecht. Denn die Schlechtigkeit kommt vom Mangel. Wenn es wenig Sauerstoff gibt, brennt die Kohle und wird zu Gift, aber wenn es genug Sauerstoff gibt, passiert gar nichts. Wenn es genügend Liebe gibt, wird man niemals schlecht. Schauen Sie mich an: Ich bin geliebt worden, von meiner Großmutter …«
    Stucky sprang abrupt auf.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Ich danke Ihnen, Signor Pierini.«
    »Antonietta! Nicht einmal einen Espresso! Kein Wunder, dass nie jemand uns besuchen kommt …«

    Stucky, der im zäh fließenden Verkehr Richtung Treviso vorankroch, sagte sich, dass die Nebel sich allmählich lichteten. Er hielt an einer Bar an, für einen Espresso. Es war eine der vielen an der Straße gelegenen Bars für die Transitreisenden, vor allem für die Fernfahrer. Ein zwangsläufig heruntergekommenes Lokal. Er suchte sich einen Tisch, möglichst weit von der Theke entfernt, und rief Landrulli an.
    »In einer halben Stunde hier!«, und er erklärte ihm, wo er gerade Rast machte. Die Wartezeit verbrachte er damit, einen Mann zu beobachten, der auf den Tasten eines Videospiels herumhackte. In den Bewegungen des Spielers lag etwas Resigniertes, Niedergedrücktes.
    »Gewinnt man denn nie?«, fragte er ihn.
    »Nie«, antwortete der Mann, über die Tasten gebeugt.
    »Und warum spielen Sie dann überhaupt?«
    »Warum kümmern Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten?«
    »Ich bin von der Polizei.« Das rutschte ihm heraus.
    »Man braucht keine Ausbildung, um sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Sie sind kein Italiener, stimmt’s?«
    »Man nennt mich Adriatico … von der anderen Küste des Meeres, natürlich.«
    »Verstehe. Und halten Sie diese Küste hier für gastfreundlich?«
    Der Mann beugte sich noch tiefer über die Tasten.
    Als Landrulli auftauchte, bedeutete Stucky ihm, dass er sich einen Espresso holen und sich zu ihm setzen solle.
    »Hör zu, was ich mir zusammengereimt habe: Signorina Schepis versucht, sich von der Familie abzunabeln, und findet in Treviso Arbeit. Der Vater lässt sie nicht los und behält sie im Auge, mithilfe einer alten Bekannten, Signora Pitzalis. Jolanda versucht sich einzugewöhnen, die Stadt ist schwierig, sie verliebt sich. Es muss eine komplizierte Liebe gewesen sein, denn um sie in Freiheit auszuleben, sucht sich Jolanda eine andere Wohnung, ein Versteck. Sie beschließt, den Sprung zu wagen: Sie will ihrem Vater diese Liebesgeschichte offenbaren. Sie lädt ihn ins Hotel Cipriani ein. Sie will eine prächtige Kulisse und stellt sich vor, den alten Schepis auf diese Weise positiv stimmen zu können. Er nimmt die Einladung zunächst auch an, dann aber fährt er, vielleicht aufgrund einer Vorahnung, doch nicht hin. Und lässt sie untröstlich zurück. Es gelingt ihr nicht, Weihnachten so zu feiern, wie sie möchte, nämlich indem sie sich offen zu ihrer Liebe bekennt.«
    »Liebe? Liebe für wen?«
    »Immer mit der Ruhe, Landrulli! Bleib bitte ganz ruhig …
    Am Abend vor dem Mord backt sie also eine Torte und nimmt sie am Tag der Tat mit ins Geschäft; wir wissen ja, dass im Staubsaugerbeutel der Putzfrau Schokoladenkrümelchen gefunden wurden. Mit wem feiert sie? Mit der Veneziani oder mit dem Mörder?«
    »Falls der Mörder den Wein mitgebracht hat … oder ist das eine
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