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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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anderen Erfindungen zu schützen: Doktor Proktors Pupsonautenpulver.
    Lise formte einen Schneeball und zielte. Er landete direkt vor den Füßen des Professors, der zusammenzuckte und einen merkwürdigen Tanz aufzuführen begann. Die Arme rotierten wie ein Schaufelrad und verschoben die rosa Ohrenschützer so, dass ein Püschel sich über sein eines Auge schob.
    »Was machen Sie da?«, rief Bulle.
    »Ich … Ich fuchtele mit den Armen«, rief der Professor und fuchtelte noch wilder mit den Armen. »Und schwanke mit dem Oberkörper …«, stöhnte er, wobei sein langer, dürrer Oberkörper hin und her zu schwanken begann. »Und verliere das Gleichgewicht!«, schrie er und war weg.

    Lise und Bulle sahen sich erschrocken an und rannten auf die Rückseite des Hauses.
    »Hallo?«, rief Lise.
    »Hallo?«, rief Bulle.
    »Auch hallo«, tönte es trocken und hohl aus einem Loch im Schnee, aus dem zwei Hände ragten. »Wenn wir mit dem Hallosagen fertig sind, könntet ihr mir vielleicht behilflich sein.«
    Lise und Bulle packten jeweils eine seiner Hände und zum zweiten Mal an diesem merkwürdigen Tag wurde ein erwachsener Mensch aus dem Schnee gezogen. Na ja, was man so erwachsen nennt. Im Großen und Ganzen erfand Doktor Proktor lauter Dinge, die zwar unglaublich Spaß machten, aber ziemlich kindisch waren und sich in der Welt der Erwachsenen leider als wenig nützlich erwiesen. Aber was machte das schon, wenn man einen Garten mit einem Birnbaum und zwei gute Freunde hatte und obendrein mit der umwerfendsten und – soweit er das durch seine verrußte Taucherbrille beurteilen konnte, die er Tag und Nacht trug – hübschesten Frau Oslos verlobt war, Juliette Margarine.
    »Wieso tragen Sie Ohrenschützer?«, fragte Lise, als sie Doktor Proktor auf die Beine halfen.
    »Ich hatte so kalte Ohren und konnte meine Mütze nicht finden«, antwortete der Professor. »Was gibt’s?«
    Lise erzählte, was auf dem Schulhof vorgefallen war.
    »Gregor Galvanius, ach ja«, sagte Doktor Proktor und schüttelte Schneeflocken aus seinem struppigen Haar. »Was für eine Type.«
    »Sie kennen Herrn Hick?«, fragte Bulle. »Truls und Trym haben seinen Hosenboden mit ein paar fiesen Kreuzstichen am Schreibtischstuhl festgenäht. Kunst und Werken war mir nie ganz geheuer. Ich frag mich ja nur, wie sie das geschafft haben, ohne dass er was gemerkt hat.«
    Doktor Proktor seufzte. »Bestimmt war Gregor wieder eingeschlafen, der arme Kerl.«
    »Ein Lehrer schläft doch nicht mitten im Unterricht ein«, sagte Lise.
    »Doch, wenn du ein Lebewesen bist, das eigentlich jetzt Winterschlaf machen sollte«, sagte Doktor Proktor.
    »Was ist das?«, fragte Bulle und zeigte auf Doktor Proktors Füße.
    »Das«, sagte der Professor und schaute auf die rot-orangen Stiefel mit blauen Schnürsenkeln herab, »ist meine neueste Erfindung: Doktor Proktors Balanceschuhe. Schaut mal …« Er hob das eine Bein und zeigte ihnen die Sohle. »Das sind ein paar alte Boxerschuhe, in die ich aktive Magnetschienen eingearbeitet habe. Mit denen kann man überall balancieren. Man muss nur diesen Schalter hier einstellen.«

    Auf dem Fußrücken war ein gewöhnlicher Herdschalter montiert. Lise las die Einstellungsmöglichkeiten:
    STRAFFE LEINE
    SCHLAFFE LEINE
    GARTENZAUN
    BRÜCKENGELÄNDER
    DACHFIRST
    »Super!«, rief Bulle. »Darf ich sie testen?«
    »Noch nicht, lieber Bulle. »Das Ganze muss noch ein wenig perfektioniert werden, um … ähm … perfekt zu werden.«
    »Und warum sind Sie dann damit übers Dach spaziert?«, fragte Bulle ein bisschen eingeschnappt. Denn wenn Bulle Erfindungen von Doktor Proktor testete, dann am liebsten solche, die noch nicht ganz perfekt waren.
    »Ich wollte die Antenne richten«, sagte der Professor und zeigte aufs Dach, wo die Fernsehantenne gerade Linien an den bleichen Winterhimmel zeichnete. »Ich kriege bald kein einziges Fernsehprogramm mehr rein.«
    Lise stöhnte. »Aber Professor! Haben Sie denn nicht mitbekommen, dass Fernsehsignale inzwischen nur noch digital empfangen werden? Die alten Antennen funktionieren nicht mehr.«
    Doktor Proktor hob eine Augenbraue und sah Lise an. Dann sah er die Antenne auf dem Dach an. Und dann seine Uhr.
    »Wie die Zeit vergeht. Was liegt an?«
    »Ich habe etwas verschwinden sehen, als der Schnee geschmolzen ist«, sagte Bulle.
    »Das hat Schnee so an sich, wenn er schmilzt«, sagte Doktor Proktor und gähnte. »Sonst noch was?«
    »Auf der Schulfahne stand ein L weniger«, sagte Lise.
    »Das klingt,
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