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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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und warf die Kugel in einem perfekten Bogen in den Mülleimer neben Lise. »Wann fange ich an?«
    Beatrize verdrehte die Augen. »Glaubst du, wir wollen einen rothaarigen Zwerg als Dirigenten?«
    Die anderen Mädchen kicherten.
    »Da stimmen ja ganz bestimmt alle für uns«, flüsterte eine.
    »Und keiner lacht sich kaputt«, flüsterte eine andere.
    »Komplett inaktuell, Knalltüte«, sagte Beatrize.
    »In exakt fünf Sekunden läuft das Angebot aus«, sagte Bulle. »Vier, drei … Na, was sagt ihr?«
    Die Antwort kam tatsächlich wie von einem Chor: »NEIIIN!!!«
    »Bitte schön«, sagte Bulle. »Aber behauptet nicht, ich hätte euch keine Chance gegeben, wenn wir nächstes Jahr gewinnen.«
    »Wir?« , fragte Beatrize.
    »Jepp«, sagte Bulle.
    »Die da wären?«
    »Lise, Sopran, und ich, Tenor.«
    Die Mädchen lachten hysterisch und Lise guckte sauer.
    »Bulle …«, setzte sie an.
    »Habt ihr schon einen Namen?«, fragte Beatrize lachend.
    »Klaro«, sagte Bulle und malte die Buchstaben in die Luft, wobei er den Namen übertrieben langsam aussprach. »Bulles Ziemlich Harmonischer und Sehr Gemischter Chor.«
    »Ha, ha!« Beatrize lachte höhnisch. »Euer Chor besteht nur aus zwei Mitgliedern? Hallvard Tenoresen hat mindestens dreißig!«
    »Wer hat zwei gesagt?«, sagte Bulle. »Natürlich sind wir mehr.«
    »Und wer, wenn ich fragen darf?«
    »Also, da wäre noch Doktor Proktor, Bariton«, sagte Bulle und runzelte eine Augenbraue, als er an den Fingern abzählte, als könnte er sich sonst unmöglich an alle erinnern. »Und … als Altstimme haben wir seine Verlobte, Juliette Margarine. Und dann haben wir noch eine Kastratenstimme, gesungen von Perry.«
    »Wer ist Perry?«
    »Perry ist eine siebenbeinige peruanische Saugespinne. Die singt so hohe Töne, dass ein unmusikalisches menschliches Ohr nicht in der Lage ist, sie zu hören. Der Wahnsinn, sag ich euch.«
    »Pfff«, sagte Beatrize. »Das denkst du dir doch wieder mal aus, Bulle. Das weiß doch jedes Kind, dass es keine siebenbeinigen, peru… peru…«
    »Nicht?«, sagte Bulle. »Dann möchte ich euch …«, er riss sich die orange Pudelmütze vom Kopf, »… Perry vorstellen!«
    Die Mädchen kreischten. Einige von ihnen so laut, dass ein paar anderen vor Schreck die Butterbrote auf den Boden fielen. Denn dort, auf Bulles Kopf, thronte eine schwarze, o-beinige Spinne. Okay, sie machte keinen ausgesprochen peruanischen, sauglustigen oder sangesfreudigen Eindruck, aber eine Spinne war es zweifelsohne. Und wer sich die Mühe gemacht hätte nachzuzählen, wäre tatsächlich auf sieben Beine gekommen.
    »K-kann die wirklich singen ? « , stammelte Beatrize.
    »Ja, klar«, sagte Bulle. »Hört ihr das nicht?« Er schloss die Augen und bewegte hingerissen den Kopf hin und her, während er leise »Halleluja, halleluja« vor sich hin summte.
    Die Mädchen glotzten Bulle und die Spinne mit offenen Mündern an.
    Lise seufzte. Das Ganze war ja noch peinlicher als sonst.
    »Mal im Ernst«, sagte Beatrize. »Ich höre nur dich, du Schrumpelwicht.«
    »Natürlich«, sagte Lise. »Er hat doch gesagt, dass Saugespinnen so hohe Töne singen, dass ein unmusikalisches Ohr sie nicht hören kann.«
    Beatrize gaffte Lise an. Immerhin endete Musik auf -ik und Lise behauptete mehr oder weniger direkt, dass sie – Beatrize – unmusikalisch war!
    »Halleluja, halleluja«, sang Lise jetzt auch und wiegte ihren Kopf im Gleichtakt mit Bulles.
    »Mal im Ernst«, schnaubte Beatrize verächtlich und stand auf. »Kommt, Chormädels.«
    Die Mädchen streckten die Nasen in die Luft und marschierten an Lise, Bulle und Perry vorbei auf den Schulhof.
    »Ja, ja«, sagte Lise. »Das war’s dann mit den Freundinnen. Und dem Chor. Und das, wo ich zum ersten Mal seit langem auf ihrer Bank sitzen durfte.«
    »So haben wir wenigstens mehr Platz«, sagte Bulle und setzte sich neben sie. »Und wer will schon in einem Chor singen, wenn er in der Schulkapelle spielen kann?«
    Als Lise darüber nachdachte, musste sie ihm vielleicht sogar recht geben.
    »Das ist aber eine schöne Spinne.«
    Bulle und Lise zuckten zusammen. Sie hatten niemanden kommen hören. Der krummrückige Werklehrer Gregor Galvanius beugte sich über sie und starrte sie – oder vielmehr Bulle – mit Glupschaugen an.
    »Herr Hick«, rutschte es Bulle heraus.
    »Herr Hick?«, fragte Galvanius, während die Augenlider über die leicht vorstehenden Augäpfel wischten, die auf Perry gerichtet waren. »Heißt das Prachtexemplar so?«
    »Die
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