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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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besitze ich noch ein Landhäuschen in der Nähe von Nutbeam Hall, und bei meinen Büchern und meinem Klavier werden wir zweifellos ebenso glücklich sein wie bisher. Allerdings fürchte ich, Doktor, daß ich Sie nicht länger als meinen Hausarzt behalten kann, so gern ich es möchte.»
    Zu sagen gab's da nichts mehr.
    «Leben Sie wohl, mein lieber Doktor. Und meinen innigsten Dank.»
    Ich griff in meine Tasche.
    «Ich —ich hab dafür nicht viel Verwendung», sagte ich. «Wäre besser, Sie hätten sie. Könnte Ihnen vielleicht ein bißchen weiterhelfen.»
    Und ich gab ihm die goldene Zigarettendose zurück.
    Miles befand sich bereits in seiner Wohnung, als ich einlangte.
    «Oh, Gaston!» rief Connie, als sie die Türe öffnete.
    Er sah gar nicht auf, als ich eintrat.
    «Es wäre am besten, wenn du auswandertest», bemerkte er ruhig.
    «Ja, es wäre am besten», bestätigte ich.

Zwanzigstes Kapitel

    Es hatte den ganzen Tag lang heftig geregnet. Es hatte den ganzen vergangenen Tag lang heftig geregnet. Und es hatte heftig geregnet, so weit ich zurückdenken konnte, und ich bekam langsam das Gefühl, unter Wasser zu leben.
    Ich blickte durch die Fenster der Klinik, die zum größten Teil aus alten Petroleumkanistern erbaut war. Da gab's den Amazonenstrom zu sehen, dickschlammig und voll von Krokodilen. Drüben ein paar Bäume. Hinter der Klinik Bäume, und rundherum noch mehr Bäume. Ich fand die Lieder verdammt blöd, die diese Dinger besangen.
    Wann würde ich London Wiedersehen? Ich hatte eine jammervolle Woche verbracht, während mir Miles den Job in der Öl-Gesellschaft vermittelte, und war herumgeschlichen, um von Dingen Abschied zu nehmen, über die ich bisher kaum nachgedacht — wie der Nelson-Säule und den Schwänen auf dem Serpentine-Teich. Ich hatte bereits vergessen, wie lange ich mich in Brasilien befand, da die einzigen Zeitungen nur mit dem wöchentlichen Postboot eintrafen; aber es waren wohl erst ein paar Monate. Das bedeutete weitere vier Jahre oder mehr, bevor ich wieder einen Mundvoll köstlichen lieben Londoner Nebels zu verkosten bekommen würde. Ich fragte mich, ob Miles einen Posten gekriegt hatte. Ich fragte mich, ob Sir Lancelot zu seinem Geld gekommen war. Ich fragte mich, wer das November-Handicap gewonnen habe. Ich fragte mich, ob ich langsam überschnappen und meine alten Freunde nur zwischen einem Paar jener Kerle in netten blauen Uniformen Wiedersehen würde, die manchmal um das St. Swithin herumstreichen.
    Meine Meditationen wurden durch einen Ruf unterbrochen, der hinter mir ertönte. «Hallo, Grimbärtchen, alter Dachs! Wie wär's wieder einmal mit einem Spielchen Rummy?»
    Als ich mich umwandte, stand ich Frau Dr. Janet Pebbley, meiner lieben Kollegin, gegenüber.
    «Nun ja. Scheint für die nächsten fünf Jahre wohl keine andere Beschäftigung zu geben.»
    «Huh, sind Sie aber witzig! Sag ich doch immer, 's gibt keinen besseren Zeitvertreib als Kartenspielen. Als meine Freundin Hilda und ich auf der Gebärklinik Femina ausgebildet wurden, pflegte ich stets zu ihr zu sagen: , sagte ich, »
    Janet Pebbley und ich waren gemeinsam hierhergekommen, um uns in die Arbeit zu teilen, die in der Betreuung schwärender Füße und in Gelbfieberimpfungen bestand, und sie war die einzige Engländerin, mit der ich sprechen konnte. Genau genommen war sie die einzige Person in ganz Brasilien, mit der ich sprechen konnte, außer mit mir selbst, und das hatte ich bereits mehrmals getan. Im allgemeinen hab ich gar nichts gegen Ärztinnen, heutzutage tragen sie alle nette Frisuren und nette Nylonstrümpfe, aber Jane gehörte jenem Standardtyp an, dessen seelische Entwicklung irgendwann im Ballspielstadium steckengeblieben ist. Sie war ein großes Mädel mit stark rosigem Teint, hatte ein paar Jahre zuvor ihre Ausbildung an der Londoner Femina abgeschlossen und sah aus, als könnte sie mit der bloßen Hand die Stonehenge-Blöcke wieder in Ordnung bringen.
    Das Fürchterliche war, ich begann mich in sie zu verlieben.
    Wahrscheinlich hätte der Psychiater in der Wimpole Street dies als einen Konflikt zwischen meinem Es und meinem Über-Ich erklärt, aber soweit ich es beurteilen konnte, war's eine verdammt blöde Sache. Dadurch, daß ich Janet tagtäglich sah, blieb mir irgendwie keine andere Wahl. Es war, wie wenn man im Physiologielabor ein Rattenpärchen in
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