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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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meines Romans mit Autogrammen zu versehen, und wenn auch die meisten Leute, die hereinkamen, fragten, ob ich Postkarten verkaufe, hatte es mir Spaß gemacht, einmal etwas anderes zu unterzeichnen als Rezepte für Hustensaft. Die alten Wattles umringten mich ständig, ja, Mama Wattle hielt sogar eine Rede.
    «Wir sehen in Gaston Grimsdyke einen Sohn Porterhamptons», erklärte sie voll Feuer. «Es wird für Dr. Wattle und mich, die wir nun unserem Lebensabend entgegensehen, ein großer Trost sein, uns an die Tage zu erinnern, die er unter unserem bescheidenen Dach verbrachte. Aber ich darf Ihnen nun nicht länger unseren geehrten Gast vorenthalten, der uns sicher mit seinem köstlichen Witz aufwarten wird — hatte Porterhampton doch bereits den Vorzug, diesen ausgiebig zu genießen. Mittlerweile aber gereicht es mir zu meinem größten Vergnügen, ihm im Namen seiner ehemaligen Patienten diese reizende Spieluhr zu überreichen.»
    Nachher erzählte ich ihnen die Geschichte vom Papagei, die jedermann nun doch komischer als zuvor fand. Freilich verschlug es mir mittendrin fast die Rede, als ich die kleine Avril Atkinson am Ende der Tafel erblickte.
    «Es tut mir leid, daß ich damals in der nebligen Nacht so zornig war», stellte sie sich mir lächelnd in den Weg, als ich zu meinem Zug stürzte. «Schuld dran war nur dieser Mumps, wissen Sie. Haben Sie sich nicht auch dabei elend gefühlt?»
    «Aber nun sind hoffentlich alle Wunden geheilt?»
    «Alle, Gaston. Aber ich möchte Sie noch um eine einzige kleine Gefälligkeit bitten. Könnten Sie mir vielleicht Melody Madders Autogramm verschaffen? Jetzt stehen Sie ihr doch wirklich nahe, nicht wahr?»
    Ich traf rechtzeitig in London ein, um mit Muße darüber schlüssig zu werden, welches West-End-Restaurant ich zur Stätte meines Dinners erwählen wollte, und bekam Lust, noch auf einen Whisky mit
    Soda in meinen Klub zu gehen. Die erste Person, der ich im Frühstückszimmer begegnete, war der liebe gute Miles.
    «Mein lieber Junge», begrüßte ich ihn, ihm eine Zigarre offerierend. «Wie macht sich der neue Job im St. Swithin?»
    «Gratuliere.»
    «Herzlichsten Dank. Aber ich glaube, du hast mich schon freundlichst beglückwünscht, kurz nachdem mein Buch herauskam.»
    «Das meine ich auch nicht. Daß du Mitglied dieses Klubs geworden bist.»
    Er schien nur mit Mühe sprechen zu können, so sehr knirschten seine Zähne.
    «Ach so, das. Danke. Das hab ich dem alten Carboy zu verdanken. Er meint, ein Autor muß ein bißchen das Dekorum wahren. Darf ich dich auf einen Drink einladen?»
    «Nein. Nein, danke. Muß zu einer Versammlung im St. Swithin.»
    Er wandte sich zum Gehen.
    «Gaston —»
    «Ja, Miles?»
    «Ich gebe zu, daß ich schließlich im Stab der Spezialisten des St. Swithin gelandet bin. Ich gebe zu, daß ich mein Leben lang darum gekämpft und danach getrachtet habe, hineinzukommen. Ich gebe zu, daß ich noch vor Erreichen der mittleren Jahre meinen Hauptehrgeiz befriedigt habe. Aber hol's der Teufel! Wenn ich an all die Arbeit, die Jahre, die Sorgen denke... und... und... du, der du nichts anderes getan hast, als Papier zu beschmieren...»
    Der arme Kerl schien den Tränen nahe, und dies, war ich überzeugt, hätte sich im Parthenon alles andere als gut gemacht.
    «Beruhige dich, alter Junge.»
    «Schön. Ich beruhige mich. Sage kein Wort mehr. Nur das eine noch. Weißt du zufälligerweise, Gaston, daß du mich zur Zielscheibe des Spottes nicht nur des St. Swithin, sondern der gesamten Ärzteschaft gemacht hast? Wenn du's nicht weißt — ich merke es, ich merke es nur zu gut. Natürlich zeigt man's nicht offen. O nein. Nicht jetzt, wo ich leitender Arzt geworden bin. Aber die Studenten... erst neulich hörte ich einen brüllen: , als ich den Hörsaal betrat. Jeder Mensch weiß genausogut wie ich, daß diese Gestalt eine schauerliche Karikatur meiner Person ist. Und noch dazu von meinem eigenen Cousin!»
    «Darf ich darauf verweisen, daß laut Vermerk auf der Rückreise des Titelblattes sämtliche Personen des Buches reine Erfindung sind und jede Ähnlichkeit mit —»
    «Pah!» machte Miles und wandte sich zum Gehen.
    «Herzliche Grüße an Connie», rief ich ihm nach.
    Ich bestellte meinen Drink und überlegte, ob ich nicht noch einen Sprung zu Cartier machen und ein Hochzeitsgeschenk für Petunia kaufen sollte, bevor man schloß. Ich war recht verblüfft gewesen, als sie mir am Tag vorher im Studio erzählt hatte, daß sie
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