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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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sprechen?» sagte Mama.
    «Wenn Sie nochmal unterbrechen, Mrs. Madder, muß ich Sie auffordern, den Raum zu verlassen.»
    Sie sprang auf. «So, das werden Sie, ja? Und wo wäre ein einziger von euch ohne meine Tochter, möchte ich gerne wissen?»
    «Bedaure, Mrs. Madder. Bedaure aufrichtig. Aber ich leide an schlechten Nerven und einem unausgeglichenen Budget, und ich kann es einfach nicht mehr ertragen, mir von Ihnen oder sonst irgend jemandem sinnlose —»
    Neben mir brach Geheul aus, und Hosegood torkelte, die Hände auf den Bauch gepreßt, auf die Beine.
    «Hol's der Teufel!» keuchte er. «Schuld an allem ist nur diese verdammte geile Gans!»
    «Wie haben Sie meine Tochter genannt, Sie Schwein?» schrie Mama. «Heiraten wollen Sie sie? Nur über meine Leiche!»
    Und sie versetzte ihm mit einem Hammer, der griffbereit neben ihr lag, einen Hieb auf den Kopf.

Neunehntes Kapitel

    «Was habe ich eigentlich bei diesem Affentheater zu tun?» fragte Petunia.
    «Nichts, außer Sir Lancelots kleine Ansprache zu verlesen. Ich hab sie übrigens ein bißchen überarbeitet. Hielt es nicht für sehr angebracht, dich Latein zitieren zu lassen.»
    «Werd ich nicht mit einer Menge Ärzten sprechen müssen?»
    «Nur mit meinem Cousin Miles, und dem hat es schon seit ein paar Tagen die Rede verschlagen. Der famose Job im St. Swithin, hinter dem er so her ist, wird am Donnerstag nächster Woche vergeben.»
    Petunia zündete sich eine Zigarette an.
    «Das Gute ist, daß ich mich nicht mehr halb soviel vor Ärzten und Spitälern fürchte wie früher. Vor allem seit ich den armen lieben Jimmy nach seinem Unfall besucht hab.»
    «Wie geht's denn unserem Patienten?»
    «Oh, recht gut. Die Ärzte haben ihn bereits auf Erholung geschickt. Er ist nach Morecambe gegangen.»
    Es war Mitte September, der Herbst war in London eingezogen, die Plakate der Zeitungsverkäufer trugen Aufschriften wie «Spielschluß» und «Endresultate der Sportwettkämpfe», und die ersten scharfen Winde begannen den Bäumen die Sommerkleider abzureißen. Ich hatte eben Petunia von ihrer Wohnung in Chelsea abgeholt und fuhr mit ihr zu Sir Lancelots Versammlung im St. Swithin.
    «Ich mach nur einen Sprung zu Seiner Gnaden, tun ihn mitsamt seiner Spende aufzuladen», sagte ich, als wir am Belgrave Square vorfuhren. «Sobald du dein Sprüchlein aufgesagt hast, braucht er Sir Lancelot nur seine zehntausend Pfund einzuhändigen, dann können wir alle davongehen und einen Drink einnehmen. So einfach ist das.»
    Ich traf Lord Nutbeam vor dem Kamin sitzend an; er versiegelte gerade den Umschlag.
    «Hallo», begrüßte ich ihn. «Wie steht das Befinden heut früh?»
    In den vergangenen Wochen war ich wegen meines Patienten leicht beunruhigt gewesen. Er schien mir merkwürdig deprimiert und melancholisch und zeigte die Neigung, wie in seinen schlimmsten Tagen in Long Wotton dazusitzen und aus dem Fenster zu starren. Aber ich vermutete, dies sei nur die verständliche Reaktion eines Menschen, der die letzten Monate damit verbracht hatte, sämtliche Nachtklubs Londons durchzukosten.
    «Ich bin noch immer ein bißchen gedrückt, danke, Doktor. Ein bißchen gedrückt, ja. Ich fürchte sogar, ich bin kaum den Anstrengungen gewachsen, meine bescheidene Gabe persönlich zu überreichen.»
    Ich nickte. «Ich würde Ihnen sicherlich nicht empfehlen, sich in das Gedränge einer Versammlung zu begeben, wenn Ihnen nicht danach zumute ist. Freilich werden alle Teilnehmer schrecklich enttäuscht sein.»
    «Ich erwarte außerdem zu Mittag einen Besuch, den ich nicht gerne warten lassen möchte.»
    «Ich werde also den Umschlag dem Lord Mayor geben», schlug ich vor.
    «Dem Lord Mayor? Ich würde es vorziehen, wenn Sie ihn mit ein paar Worten persönlich präsentierten, Doktor.»
    «Ich? Ich bin doch nicht wichtig genug, zum Teufel!»
    «Aber wieso denn, mein lieber Doktor! Ich versichere Ihnen, daß Sie's in meinen Augen jedenfalls sind. Ich denke, ich werde hierbleiben und ein Buch lesen. Oder vielleicht einige Stücke auf dem Klavier spielen.»
    «Na dann schön», stimmte ich zu, bestrebt, rasch wegzukommen. «Ich werde Ihnen nachher all die netten Dinge berichten, die man in der Dankadresse gesagt hat.»
    Die Versammlung war, wie jede andere Spezialdarbietung Sir Lancelots inner- oder außerhalb seines Operationssaals, in großem Stil organisiert. Die alte Gründerhalle im St. Swithin konnte recht eindrucksvoll wirken mit all ihren Bildnissen toter Chirurgen, die von den Wänden
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