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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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Cousin Mr. Miles Grimsdyke, öffentlich Ausdruck zu verleihen. Ihrer Vermittlung verdanken wir es, daß wir heute nachmittag mit der Anwesenheit einer so reizenden und distinguierten Dame aus der Welt des Theaters, wie es Miss Melody Madder ist, beehrt werden.»
    Nochmals ertönte Beifall, diesmal enthusiastischer als zuvor.
    «Wir sind», fuhr Sir Lancelot fort, indem er den Umschlag auf-riß, «zudem den beiden Herren zu tiefem Dank verpflichtet, da sie Lord Nutbeam zu dieser überaus großzügigen —»
    Plötzlich lief er rot an. Ich faßte ihn schreckensvoll ins Auge. Schon fürchtete ich, daß der Arme eine Art Schlaganfall erleiden werde.
    «Grimsdyke!» zischte er. «Was soll dies, zum Teufel?»
    «Was, bitte, Sir?»
    «Sehen Sie sich das an, Sie Narr!»
    Ein bißchen peinlich berührt, wegen der allgemeinen Aufmerksamkeit und der Fernsehkameras, nahm ich den Scheck.
    «Scheint mir doch ganz in Ordnung zu sein, Sir», sagte ich, von einem Fuß auf den anderen tretend. «Zahlbar an Sie und mit unterzeichnet. Sie wollen doch nicht am Ende andeuten, daß er nicht gedeckt ist?» fügte ich, leicht in meiner Würde gekränkt, hinzu.
    «Das bezweifle ich keinen Augenblick, in Anbetracht dessen, daß er auf ein Pfund vier Shilling acht Pence lautet.»
    «Großer Gott, Sir, in der Tat! Aber — aber verdammt! Wollte sagen, da muß irgendein Irrtum —»
    «Verlassen Sie die Halle auf der Stelle! Sie Strolch! Sie Vagabund! Sie unaussprechlicher Idiot! Unterstehen Sie sich nicht, mir je wieder mit Ihrer unerträglichen Visage —»
    «Aber ich bin überzeugt, daß sich eine Erklärung — » Mir wurde bewußt, daß sich ein merkwürdiges Schweigen auf die ganze Versammlung herabgesenkt hatte.
    «Hinaus!» brüllte Sir Lancelot.
    «Oh — ja, Sir. Schön, Sir.»
    Ich ließ die Versammlung in einiger Verwirrung zurück. Ich glaube, es war der Lord Mayor, der die Geistesgegenwart besaß, aufzuspringen und God Save The Queen anzustimmen.

    Zwanzig Minuten später riß ich Lord Nutbeams Haustüre auf und rannte dabei jenen merkwürdigen Kauz in gestreifter Hose über den Haufen, den ich seinerzeit Nutbeam Hall verlassen gesehen hatte. Da ich jedoch nicht die Absicht hatte, den Tag mit ihm zu verbringen, raste ich in den Salon weiter, wo ich zu meiner Überraschung Lady Nutbeam in ihrer alten Schwesterntracht neben Seiner Gnaden auf dem Sofa sitzen sah.
    «Hören Sie mal!» platzte ich sofort heraus. «Wenn das wieder einmal einer Ihrer blödsinnigen Scherze sein soll —»
    «Mein lieber Doktor! Was ist denn los, um Himmels willen? Sie sehen ja ganz außer Fassung aus.»
    «Verdammt, ich bin auch ganz außer Fassung.» Ich schmiß ihm den Scheck hin. «Sie haben mich, Sir Lancelot und die gesamte Ärzteschaft St. Swithins zu kompletten Narren gemacht, von allen möglichen City-Snobs ganz zu schweigen. Ich gehe zu dem Rummel im Glauben, die zehntausend Pfund erhalten zu haben, die Sie mir versprachen —»
    «Aber, mein lieber Doktor! Ich habe eine derartige Summe nie versprochen.»
    «Doch, hol's der Teufel! Ich sagte Ihnen, zehntausend Pfund würden benötigt, diesen verdammten Fonds zu gründen, und Sie sagten sie mir zu. Behaupten Sie nicht, Sie hätten es einfach vergessen. Oder ist es Ihnen vielleicht nur entfallen, die Nullen hinzuzufügen?» fragte ich mit einem leisen Hoffnungsschimmer.
    «Ich erinnere mich sogar sehr gut, daß Sie diesen Betrag nannten», sprach Lord Nutbeam gelassen weiter. «Aber ich habe doch nie gesagt, daß ich ihn Sir Lancelot geben würde.»
    «Aber, zum Teufel! Warum dann, um alles in der Welt, ein Pfund vier Shilling und acht Pence?»
    «Weil dies, lieber Doktor», erwiderte Lord Nutbeam schlicht, «alles ist, was mir verblieb.»
    Schweigen.
    «Oh», sagte ich. «Verstehe.»
    «Wir wunderten uns noch, warum alle Leute solch ein Getue mit der Überreichung machten», fügte Lady Nutbeam hinzu.
    «Aber ich versichere Ihnen, Doktor, es bereitet mir außerordentliches Vergnügen, meinen gesamten Besitz einer so verdienstvollen Sache wie der chirurgischen Forschung zur Verfügung zu stellen.» Er ergriff die Hand seiner Frau. «Ich habe in letzter Zeit wohl etwas über meine Verhältnisse gelebt. Dafür haben aber Ethel und ich einen reizenden Sommer verbracht, nicht wahr, meine Liebe?»
    «Und nun sehe ich mich nach einem Posten um, und wir beginnen wieder ganz von neuem», sagte Lady Nutbeam.
    «Noch heute nachmittag kommen die Leute die Wagen und die Einrichtung -holen. Gottlob
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