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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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herabstarrten, nicht zu vergessen die Scharlachroben, den reichen Blumenschmuck, die Kerle, die herumhopsten, um Aufnahmen zu schießen, und die Fernsehkameras. Ich hatte mir einige Sorgen gemacht, wie die leitenden Ärzte des St. Swithin auf Petunia reagieren würden, da sie in einem Kleid erschien, das bis zum Schwertfortsatz des Brustbeins ausgeschnitten war, aber sie waren alle sichtlich entzückt, sie kennenzulernen, und beugten sich tief über ihre Hand. Sir Lancelot selbst begrüßte uns äußerst leutselig und führte uns zu einem Paar vergoldeter Sessel mitten auf der Estrade, wo er den Lord Mayor und einige der kostbarsten Blutdrucke der City placiert hatte.
    «Ich bedaure es in der Tat sehr, zu hören, daß Lord Nutbeam indisponiert ist», sagte er, «aber ich brauche kaum zu betonen, daß Ihr heutiges Erscheinen, Miss Madder, unserer guten Sache beträchtliches Interesse zuführen wird. Darf ich Ihnen einen meiner jüngeren Kollegen, Mr. Miles Grimsdyke, vorstellen? Er führt den Vorsitz.»
    Sir Lancelot klopfte auf den Tisch.
    «Euer Gnaden, My Lord Marquis, My Lords, My Lord Mayor, meine Damen und Herren», begann er, «darf ich um Ruhe für unseren Vorsitzenden bitten?»
    Mein Cousin hielt eine wirkungsvolle kleine Ansprache, und wenn er ein bißchen zuviel beim lieben alten Spital verweilte und seiner unwandelbaren Treue und Loyalität ihm gegenüber, so mußte er wohl die Propagandatrommel rühren. Dann flammten mit einem Schlag, wie in der Walpurgisnacht auf dem Brocken, die Blitzlichter auf, als Petunia sich erhob. Auch sie hielt eine wirkungsvolle kleine Ansprache, obwohl dieser, wie ich glaube, niemand viel Aufmerksamkeit schenkte. Dann erfolgte mein Stichwort.
    «Da Lord Nutbeam bedauerlicherweise abwesend ist», verkündete ich, «fällt mir, als seinem Freund sowohl wie seinem Arzt, die hohe Ehre zu, diesen auf zehntausend Pfund lautenden Scheck zur Gründung eines so würdigen Fonds zu überreichen.»
    Allgemeiner Applaus. Ich zögerte eine Sekunde, ob ich als Draufgabe noch die Geschichte vom Bischof und dem Papagei erzählen sollte, nahm aber dann Abstand davon.
    «Dies ist ein Augenblick, der mich mit hohem Stolz erfüllt», erklärte Sir Lancelot, den Umschlag ergreifend. «Wie viele von Ihnen wissen, ist es mehr als vierzig Jahre her, daß ich als Student dieses Spital zum erstenmal betrat. Zu dieser gar nicht so fernen Zeit war Appendicitis noch eine Operation auf Leben und Tod, die Tuberkulose war eine richtige Geißel der Zivilisation, und Lungenentzündung verbürgte mehr oder weniger einen tödlichen Ausgang. Es war auch jene Zeit, da sich jeglicher Politiker, der sich in die Angelegenheiten unseres großen Spitals einzumengen versuchte, recht tüchtig die Finger verbrannte.
    In den Jahren, die seither verstrichen sind, haben diese Mauern, die wir Männer vom St. Swithin so tief zu verehren lernten, kaum ein anderes Aussehen angenommen, als sie es in den vergangenen zwei Jahrhunderten hatten. Aber innerhalb dieser Mauern hat eine Umwälzung in der Therapie stattgefunden, die in nichts jenen erregenden Zeiten nachsteht, da Lister die Asepsis einführte, Pasteur die Wissenschaft der Bakteriologie begründete und John Snow als erster mit seiner Äther-Anästhesie die Pein der Patienten und die Hemmnisse des Chirurgen milderte. Aber es bleibt uns natürlich noch immer vieles zu tun. Viele unserer veralteten Spitalsgebäude schreien zum Beispiel danach, abgebrochen zu werden, um uns das Leben in Form einer Parkmöglichkeit für unsere Autos zu erleichtern. Doch die chirurgische Forschung liegt vielen, die heute in dieser Halle versammelt sind, am meisten am Herzen. Meinem Herzen liegt sie jedenfalls am nächsten. Ich bin überzeugt, wir alle haben jene Worte des unsterblichen Martial im Sinne, die da lauten: , wenn ich dankbaren Herzens diese Spende — diese überaus großzügige Spende — Lord Nutbeams entgegennehme, die bestimmt ist, unsere Sorgen zu lindern.»
    Abermals erscholl allgemeines Beifallklatschen.
    Ich muß schon sagen, ich war recht mit mir zufrieden; schien's doch erst gestern gewesen zu sein, daß mich Sir Lancelot aus dem Operationssaal hinausgeworfen hatte, weil ich auf seinen linken Fuß getreten war statt auf den Diathermiehebel unter dem Operationstisch. Und mein Stolz stieg, als er fortfuhr:
    «Es drängt mich, meiner — und des gesamten Spitals — Anerkennung für diese beiden jungen Männer, Dr. Gaston Grimsdyke und seinen
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