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Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Titel: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.
Autoren: Erich Kästner
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ist.
    Wenn’s doch Mode würde, zu verblöden!
    Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
    Wenn’s doch Mode würde, diesen Kröten
    jede Öffnung einzeln zuzulöten!
    Denn dann wären wir sie endlich los.

Der Streichholzjunge
    Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
    Drei Schachteln zwanzig!
    Sie lachen, statt was zu kaufen.
    Oder sie sind entrüstet
    und knurren, während sie weiterlaufen.
    Wenn ihr nur wüßtet …
    Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
    Drei Schachteln zwanzig!
    Vater kriegt zehn Mark Unterstützung
    und Mutter ein kleines Gesicht.
    Wir haben ein Zimmer mit Küchenbenützung.
    Aber wir benützen die Küche gar nicht.
    Gestern trank Vater paar Flaschen Bier.
    Mutter hat nicht mittrinken gemocht.
    Vater sang: »Ein freies Leben führen wir!«
    Und dann hat er das Fenster zerpocht.
    Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
    Drei Schachteln zwanzig!
    Mein Pappkarton wird nicht leer.
    Den Aufsatz muß ich noch machen.
    Wenn ich bloß nicht so müde war.
    Kaufen Sie Streichhölzer, statt zu lachen!
    Mit braunen und schwarzen Schnürsenkeln verdient man natürlich mehr.
    Doch da brauchte ich erst mal drei Mark.
    Und wo nehm ich die her?
    Streichhölzer! Braune und schwarze Streichhölzer!
    Drei Paar zwanzig …

Der synthetische Mensch
    Professor Bumke hat neulich Menschen erfunden, die kosten zwar, laut Katalog, ziemlich viel Geld, doch ihre Herstellung dauert nur sieben Stunden, und außerdem kommen sie fix und fertig zur Welt!
    Man darf dergleichen Vorteile nicht unterschätzen.
    Professor Bumke hat mir das alles erklärt.
    Und ich merkte schon nach den ersten Worten und Sätzen: Die Bumkeschen Menschen sind das, was sie kosten, auch wert.
    Sie werden mit Bärten oder mit Busen geboren, mit allen Zubehörteilen, je nach Geschlecht.
    Durch Kindheit und Jugend würde nur Zeit verloren, meinte Professor Bumke. Da hat er ja recht.
    Er sagte, wer einen Sohn, der Rechtsanwalt sei, etwa benötige, brauche ihn nur zu bestellen.
    Man liefre ihn, frei ab Fabrik, in des Vaters Kanzlei, promoviert und vertraut mit den schwersten juristischen Fällen.
    Man brauche nun nicht mehr zwanzig Jahre zu warten, daß das Produkt einer unausgeschlafenen Nacht auf dem Umweg über Wiege und Kindergarten das Abitur und die übrigen Prüfungen macht.
    Es sei ja auch denkbar, das Kind werde dumm oder krank und sei für die Welt und die Eltern nicht recht zu verwenden.
    Oder es sei musikalisch! Das gäbe nur Zank, falls seine Eltern nichts von Musik verständen.
    Nicht wahr, wer könne denn wirklich wissen, was später aus einem anfangs ganz reizenden Kinde wird?
    Bumke sagte, er liefre auch Töchter und Väter, und sein Verfahren habe sich niemals geirrt.
    Nächstens vergrößre er seine Menschenfabrik.
    Schon heute liefre er zweihundertneunzehn Sorten.
    Mißlungene Aufträge nähme er natürlich zurück.
    Die müßten dann nochmals durch die verschiednen Retorten.

    Ich sagte: Da sei noch ein Bruch in den Fertigartikeln, in jenen Menschen aus Bumkes Geburtsinstitute.
    Sie seien konstant und würden sich niemals entwickeln.
    Da gab er zur Antwort: »Das ist ja gerade das Gute!«
    Ob ich tatsächlich vom Sichentwickeln was halte?
    Professor Bumke sprach’s in gestrengem Ton.
    Auf seiner Stirn entstand eine tiefe Falte. -
    Und dann bestellte ich mir einen vierzigjährigen Sohn.

Besagter Lenz ist da
    Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.
    Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.
    Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.
    Und alles andre ist nicht von Belang.
    Nun brauchen alle Hunde eine Braut.
    Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine warme Hände
    und krabble ihr mit diesen auf der Haut.
    Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.
    Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.
    Wer kleine Kinder hat, der führt sie aus.
    Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.
    Und in den Adern rinnt’s wie süße Sahne.
    Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.
    Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.
    Man sollte wieder mal spazieren gehn.
    Das Blau und Rot und Grün war ganz verblichen.
    Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!
    Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.
    Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.
    Auf den Balkons stehn Männer ohne Westen und säen Kresse in die Blumenkästen.
    Wohl dem, der solche Blumenkästen hat!
    Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.
    Die Sonne heizt und nimmt am Winter Rache.
    Es ist
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