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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen
Autoren: Jaromir Konecny
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abzog. Oder was Ähnliches. Plötzlich aber! Ein Wunder geschah! Oma stand auf und watschelte in den Wald. Hey, Mann! Die würde ziemlich viel Zeit brauchen, um eine ruhige Stelle zum Pieseln zu finden. Vielleicht war’s aber ganz anders: Vielleicht wollte Oma gar nicht pieseln. Vielleicht lief sie jetzt tief in den Wald, zog sich dort aus, und wälzte sich nackig im mit Tau bedeckten Moos. Damit sie vor uns dann bei dieser Hitze weiter die Verhüllte spielen konnte. Mir egal! Aus Protest zog ich mir jetzt ganz unsittlich die Chucks aus und ließ meine nackten Füße durchs seichte Wasser gleiten. Nach der Erfrischung aber nichts wie hin zu Bebisch.
    Wir hockten auf unseren Isomatten. Danis spielte schon im Wasser mit Leyla. Baba schwamm weit in den See hinein. Das GESPRÄCH stand an:
    »Eine harte Prüfung!«, sagte ich.
    Bebisch packte mich am Fuß. Zum Glück waren meine Füße nach dem Wasserlauf super sauber. Bebisch guckte zum Wald, damit wir von Oma nicht überrascht wurden, und streifte mir dabei so nebenbei mit den Fingern über die Fußsohle. Das hat gekitzelt wie Sau, doch ich wollte mir nichts anmerken lassen. Sonst würde sie damit aufhören und das wäre noch schlimmer, als gekitzelt zu werden, oder? Die erste lange Berührung von ihr. Nach sechs Jahren Pause. Huch! Noch nie wurde ich so durchgekitzelt wie jetzt! Normalerweise würde ich bei einer solchen Kille-Kille-Attacke vor lauter Krampf in die Sonnencremetube kriechen, blieb aber weiter standhaft. Obwohl ich schreien und kreischen und mich in den Boden reinbuddeln wollte wie ein Maulwurf. Sie checkte gar nichts und streichelte mich weiter an der Fußsohle. »Du hast schon alle Prüfungen bestanden«, sagte sie. Das war eine super Nachricht. Doch wenn sie mit mir weiter Kille-Kille machte, würde ich hier noch die Isomatten vollpieseln. »Warum bist du so unruhig?«, fragte sie mich. Jesses! Was fragte sie da? Warum war ich so unruhig? Zum Glück hörte sie mit dem Kitzeln der Fußsohle auf und packte mich am großen Zeh. Auch nicht schlecht! »Am Nachmittag fahren wir alle nach Nürnberg«, sagte sie. »Babas Tante besuchen. Du kannst dir doch das Fahrrad von meinem Cousin ausleihen. Gleich wenn wir vom See zurückkommen. Und sagen, dass du Schnauze besuchst. Seine Oma wohnt hinterm Wald.«
    »Ich weiß gar nicht, ob Schnauze in Franken ist.«
    »Schnauze ist jedes Wochenende bei seiner Oma. Und …«
    »Was?«
    »An diesem Wochenende ist Selma mit ihm da.«
    »Echt? Selmas Eltern haben ihr erlaubt, mit Schnauze ein Wochenende zu verbringen?«
    »Nö! Sie denken, Selma ist mit uns bei Saba.«
    »Mann, oh, Mann. Das sollten wir auch machen.«
    »Was sollten wir machen?«
    »Na, du sagst deinen Eltern und deiner Oma, dass du bei Selma bist. Ich sage, Danis ist ein Mathegenie, er weiß schon alles und braucht mich nicht mehr. Und dann fahren wir beide mit der Bahn zusammen nach München und du schläfst bei mir.«
    »Das würden deine Eltern erlauben?«
    »Ja! Die schlafen doch auch zusammen.«
    Sie kicherte. »Sagst du also meinen Eltern, dass du Schnauze besuchen fährst?«
    »Klar!«, sagte ich, »eine super Idee.« Das meinte ich auch so. Nach diesem ganzen Oma-Stress ein paar hübsche Stunden mit Schnauze und Selma zu verbringen, wäre doch übelst fein. Zu Babas Tante wollte ich echt nicht. »Okay. Dann fahre ich zu Schnauze.«
    »Spinnst du?«, sagte Bebisch. »Das soll nur eine Ausrede sein, dass du Schnauze besuchst. Du radelst nur ein Stück weiter. Um zwei kannst du zurückkommen.«
    »Wieso?«
    »Weil ich bei der Tante auf dich warte.«
    »Allein?«
    »Nee … mit Oma!« Tja. Die Enttäuschung fraß mir Löcher ins Hirn. Emmentalerhirn.
    »Logisch allein!«, sagte Bebisch. »Warum sonst sollte ich hier solche Pläne schmieden? Schon vor dem Mittagessen sage ich, dass es mir nicht gut geht. Das glaubt mir jeder. Ich esse doch sonst so gern. Wenn alle weg sind, kommst du ins Haus.«
    »Ich liebe dich!«, sagte ich.
    »Das sagen Jungs so«, sagte sie. »Ihr seid sehr schnell mit dem Satz ›Ich liebe dich‹. Dann seid ihr aber auch sehr schnell weg.«
    »Ich nicht!«
    »Und wer hat mich dann damals mit zehn sitzen lassen?«
    »Jetzt hör auf damit!«
    »Warum gehst du nicht baden?«
    »Eeh … ich will mich vor Oma nicht in meiner Badehose präsentieren. Hab sonst nichts zum Umziehen.«
    »Das beeindruckt mich, wenn du für die Liebe leidest«, sagte sie. Plötzlich ließ sie meinen großen Zeh los. Oma kam aus dem Wald geschossen wie eine
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