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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen
Autoren: Jaromir Konecny
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Bombe. Wahrscheinlich hatte sie gesehen, wie wir zwei allein auf der Wiese saßen und wollte unsittliche Handlungen verhindern, wie zusammen zu lachen und so …
    »Trotzdem solltest du in Bewegung bleiben«, rief Bebisch, lief zum Wasser und legte trotz Kleider ein Kraul hin wie Britta Steffen. Oh, diese krasse Sportlerin aus dem Morgenland. In Bewegung bleiben? Ohne ’ne kleine Pause? Das Mädchen machte mich wahnsinnig!
    »Alles klar?«, fragte ich Oma, als sie anwackelte, aber sie warf mir nur einen säbelscharfen Blick zu. Besser kommunizierte ich wieder mit meinem iPhone.

    Die Sonne auf ihrem glorreichen Weg nach oben. Das schien die Oma nicht die Bohne zu interessieren. Sie konzentrierte sich voll auf mich und fügte mir mit ihren strengen Blicken schlimme Verletzungen zu. Vielleicht fing sie langsam an zu überlegen, ob ich tatsächlich der Mathe-Nachhilfelehrer von Danis war oder doch ein fieser Schurke. Auf welche Art von Kurvendiskussion hat es dieser deutsche Bursche abgesehen? Zum Glück wurde sie abgelenkt. Ein noch größerer Bösewicht als ich tauchte auf unserer Wiese auf: ein Althippie in Shorts und einem Hemd aus Naturwolle, das er aber leider nicht lange trug. Er zog sich blitzschnell aus und stand vor Oma nur in der Sonnenbrille da. Ansonsten nackt. Nicht mal Haare auf der Brust trug er. Was ich bei Dok an der Isar befürchtet hatte, trat jetzt mit der Wucht einer Atombombe ein. Der Sonnenanbeter stemmte die Hände in die Seiten, stellte sich breitbeinig hin und fing an, seine Hüften zu kreisen. Wollte hier wohl etwas Gymnastik machen, bevor er ins Wasser gehen würde. Beim Hüftkreisen pendelte seine Gurke zwischen seinem linken und rechten Bein wie der Pendel an der uralten Schrankuhr meines Opas in Oberhaching. Doch unserer türkischen Oma musste sein Ding wie der Pendel des Todes vorkommen. Schockiert schaute Oma schnell zum Wasser. Schon kraulte Bebisch zurück, und auch Danis und Leyla schickten sich an, aus dem Wasser zu steigen. Keine Frage, da musste Oma handeln, ihr blieb nichts anderes übrig. Die geistige Gesundheit ihrer Enkelinnen war ernsthaft bedroht. Verbal ging bei Oma gar nichts, wenn Leyla im Wasser war, also packte Oma das nasse Handtuch von Danis, schwenkte es in der Hand wie eine Keule und stürzte sich auf den Nackten. Der starrte sie zunächst nur an, wie sie auf ihn mit dem nassen Handtuch in der Hand zulief und wie ein Tiger brüllte, aber plötzlich weiteten sich seine Augen vor Angst, er packte sein Kleiderbündel und rannte davon. Zu spät! Oma war bereits bei ihm angelangt und briet ihm mit dem nassen Handtuch eine rote Wurst auf den Rücken. Sicher lief die Wurst Sekunden später blau an, doch das konnte ich nicht mehr sehen. Inzwischen hatte der nackte Hippie eine weite Strecke hinter sich gebracht und Oma abgehängt. Sicher Weltrekord.
    Etwas außer Atem kam Oma zurück. Mann, oh, Mann! Eine alte Frau! Aber leichtfüßig wie ein Reh. Eine vermummte alte Amazone, die einen irren Sprint hingelegt hatte. Hmm … Wie streng sie mich wieder anblickte! Als ob sie sagen wollte: »Du pass bloß auf, dass du meinem Mädchen nicht zu nahe kommst.« Jetzt ging sie schweren Schrittes am Waldrand entlang und suchte nach einem günstigen Ast. Dort hängte sie das nasse Handtuch von Danis hin. Während ich an die Zukunft dachte. Der Nackte hatte einen fetten Bluterguss abbekommen, nur weil er sich hier nackt ausgezogen hatte. Was würde Oma aber mit mir anstellen, wenn sie mich nackt bei Bebisch erwischte?
    Inzwischen war Bebisch zurückgekommen und hockte sich auf ihre Isomatte. Hmm … so mit Wasser etwas durchsichtig gemacht, standen ihr die Kleider super. Hoffentlich würde Oma sie nicht in eine Decke wickeln. »Was war da los?«, fragte sie.
    Ich guckte zum Wald. Das Handtuch war wieder zum Boden gesegelt. Oma versuchte, es erneut aufzuhängen. »Äh, ein California Dream Boy!«
    »War der echt nackt? Ich konnte es vom Wasser aus nicht gut sehen.«
    »Sei froh!«, sagte ich. »Es gibt schönere Gurken.«
    Bebisch lachte, guckte zum Wald und gab mir einen Klapps. »Siehst du?«, sagte sie. »Oma muss uns immer beschützen. Wenn sie hier allein wäre, hätte sie nichts gemacht, aber so musste sie den Spanner vertreiben.«
    »Das war kein Spanner«, sagte ich. »Das war ein Mann, der die Sonne liebt!«
    »Ah geh«, sagte Bebisch. »Keiner liebt die Sonne so, um sich vor fremden Leuten nackt auszuziehen.« Mann, oh, Mann! Wenn die mal mit Dok in einer Wohnung leben würde,
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