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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition)
Autoren: Stephen King
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man ihm eine Ohrfeige verpasst – den Schwarzen Opa.
    » Weißt du über Kinderschänder Bescheid?«, fragte Dick. »Über Kerle, die mit Kindern Sex haben wollen?«
    »So in etwa«, sagte Danny vorsichtig. Er wusste auf jeden Fall, dass er nicht mit Fremden sprechen und erst recht nicht zu einem ins Auto steigen sollte. Weil die einem was antun konnten.
    »Tja, der alte Andy war nicht bloß ein Kinderschänder. Er war außerdem ein verfluchter Sadist.«
    » Was ist das denn?«
    »Jemand, dem es Spaß macht, anderen Schmerzen zuzufügen.«
    Danny nickte, weil er das sofort begriff. » Wie Frankie Listrone bei mir in der Schule. Der verdreht einem den Arm und nimmt einen in den Schwitzkasten. Wenn er’s nicht schafft, einen zum Weinen zu bringen, hört er auf. Aber wenn er es schafft, hört er nie auf.«
    »So was ist schlimm, aber das war schlimmer.«
    Dick verfiel in einen Zustand, den ein Passant als Schweigen interpretiert hätte, aber die Geschichte ging weiter, mit einer Reihe von Bildern und Sätzen, die jene miteinander verbanden. Danny sah den Schwarzen Opa, einen hochgewachsenen Mann in einem Anzug, der so schwarz war wie er selbst, und mit einem eigenartigen
    (Filzhut)
    Hut auf dem Kopf. Er sah, dass dieser Mann immer Speichelbläschen in den Mundwinkeln hatte und dass seine Augen rot gerändert waren, als wäre er müde oder hätte gerade geweint. Danny sah, wie der Mann Dick – jünger, als Danny jetzt war, etwa so alt, wie er in jenem Winter im Overlook gewesen war – auf den Schoß nahm. Wenn die beiden nicht allein waren, beschränkte er sich aufs Kitzeln. Sonst griff er Dick mit der Hand zwischen die Beine und drückte ihm die Eier zusammen, bis Dick dachte, er würde vor Schmerz in Ohnmacht fallen.
    »Na, magst du das?«, keuchte der Schwarze Opa Dick ins Ohr. Er roch nach Zigaretten und Whiskey. »Klar magst du das, jeder Junge mag das. Aber selbst wenn du’s nicht magst, erzählst du niemand was, klar? Sonst tu ich dir weh. Ich werde dich verbrennen.«
    »Scheiße«, sagte Danny. »Das ist krass.«
    »Das ist noch lange nicht alles«, sagte Dick. »Aber ich werd dir nur noch eines erzählen. Nachdem seine Frau gestorben war, hat der Schwarze Opa eine andere Frau angestellt, die ihm im Haushalt helfen sollte. Sie hat geputzt und gekocht. Beim Essen hat sie alles zusammen auf den Tisch geknallt, vom Salat bis zum Nachtisch, das hat dem alten Schwarzen Opa nämlich so gepasst. Zum Nachtisch gab’s immer Kuchen oder Pudding. Der kleine Teller damit stand neben dem großen Teller, damit man ihn ansehen und Hunger drauf bekommen sollte, während man das andere Zeug runtergewürgt hat. Bei Opa galt die eiserne Regel, dass man den Nachtisch zwar ansehen, aber nicht essen durfte, bis man jeden Bissen gebratenes Fleisch und gekochtes Gemüse und Kartoffelpüree aufgegessen hatte. Man musste sogar die Soße verputzen, die klumpig war und nach nichts geschmeckt hat. Wenn die nicht ganz weg war, hat der Schwarze Opa mir ein Stück Brot gegeben und gesagt: ›Saug sie damit auf, Dickie-Bird, mach deinen Teller blitzblank, wie wenn der Hund ihn abgeschleckt hätte.‹ So hat er mich genannt, Dickie-Bird.
    Manchmal hab ich es einfach nicht geschafft aufzuessen, und dann hab ich den Kuchen oder den Pudding nicht bekommen. Er hat das Zeug genommen und selber gegessen. Und manchmal, wenn ich es doch geschafft hab, hab ich gemerkt, dass er eine Zigarettenkippe in mein Stück Kuchen oder meinen Vanillepudding gesteckt hat. Das konnte er tun, weil er immer neben mir gesessen hat. Er hat es als tollen Scherz ausgegeben. ›Ach, da hab ich wohl den Aschenbecher nicht getroffen‹, hat er gesagt. Meine Mutter und mein Vater haben nie was dagegen unternommen, obwohl ihnen sicher klar war, dass man so was mit einem Kind nicht macht, selbst wenn es ein Scherz sein soll. Stattdessen haben sie einfach mitgespielt und auch getan, als wäre es ein Scherz.«
    »Das ist echt schlimm«, sagte Danny. »Deine Eltern hätten dich beschützen sollen. Meine Mama tut das. Mein Daddy würde es auch tun.«
    »Sie haben sich vor ihm gefürchtet, und das hatte gute Gründe. Andy Hallorann war ein richtig übler Typ. Er hat gesagt: ›Los, Dickie, iss einfach drum herum, es wird dich schon nicht vergiften.‹ Wenn ich einen Bissen gegessen hab, musste Nonnie – so hieß seine Haushälterin – mir einen neuen Nachtisch bringen. Und wenn nicht, blieb das Zeug einfach stehen. Nach einer Weile konnte ich nie mehr aufessen, weil mir immer
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