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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten
Autoren: Norbert Klugmann
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warf sich gegen die Tür, hörte das Geräusch von reißendem Holz. Er trat und drückte und taumelte in die Wohnung. Die Roth stand in der Küche vor dem geöffneten Fenster, sie holte aus und wollte den schweren Sack hinausschleudern. Sattler fiel ihr in den Arm, der Sack polterte zu Boden, Messer, Gabeln und Löffel verrieten sich durch ihr Geräusch.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Sattler erzürnt. Die Frau wehrte sich, biss ihn in den Arm, er schlug ihr ins Gesicht und erhielt selbst von hinten einen Schlag gegen den Hals. Er taumelte, wollte sich wehren, aber der zweite Angreifer schlug gezielt und hart, Sattler bekam keine Luft mehr und sah nicht mehr klar. Er brach in die Knie, ein fürchterlicher Hieb, dann war es vorbei.
    Der Mann schnappte sich den Sack und die Frau. Gemeinsam verließen sie die Wohnung. Sattler, auf dem Küchenboden liegend, schlug die Augen auf, am Erstbesten wollte er sich indie Höhe ziehen, öffnete die Herdtür, glühende Scheite fielen auf ihn. Schreiend stürzte er davon, aber die Küchentür war geschlossen, und der bereits brennende Mann schaffte es nicht mehr, sie zu öffnen. Bevor er fiel, setzte er alles in Brand, was in der Küche brennbar war.
    Als sie die Feuerglocke der Marktkirche hörten, wussten alle, dass etwas schiefgegangen war. Weil die Glocke ein Feuer ankündigte, trat man rasch ans Fenster, doch niemand rechnete damit, das Feuer so nahe zu sehen. Es brannte am Markt! Aus Fenstern in der dritten Etage quoll dicker Rauch. Menschen standen gestikulierend vor dem Haus, andere eilten hinzu. Boff sah, wie eine Frau auf die Haustür zulief. Alle flohen aus dem Haus, sie lief hinein. Nicht nur daran erkannte er, dass es sich um Hermine handeln musste. Er mochte sogar die Art, wie sie lief. Er wollte hinaus, an der Tür hielten sie ihn auf, der Bürgermeister, Galgen-Dosse und Cassian.
    »Falsche Tür«, rief Cassian. »Ihr geht hinten hinaus. Die Kutsche wartet.«
    »Unmöglich! Ich muss zu Hermine!«
    »Später, sie wird sich zu helfen wissen. Wenn eine Frau, dann diese … Da drüben ist etwas schrecklich aus dem Ruder gelaufen. Ihr verschwindet von der Bildfläche, bis wir die Sache wieder im Griff haben. Vielleicht ist es gar keine schlechte Lösung, wenn Ihr Euch für einige Zeit unsichtbar macht.«
    »Aber ich …«
    »Albert Boff!«
    »Albrecht.«
    »Albrecht Boff, Ihr habt jetzt Pause. Seid froh, dass Ihr hier heil herauskommt. Jetzt geht alles der Reihe nach. Erst löschen, dann lügen, dann retten wir unser Fell. Dann vergeht Zeit. Dann reden wir miteinander, falls Ihr dann noch in der Nähe seid und nicht in Italien oder bei den Finnen!«
    »Ich muss zu meinen Leuten! Ich habe eine Verantwortung!«
    »Mit Verlaub, ich scheiße auf Eure Verantwortung. Eurem Gefühl für Verantwortung haben wir doch den Schlamassel zu verdanken. Warum seid Ihr noch hier? In zehn Sekunden will ich Euch nicht mehr sehen. Nehmt die Kutsche und …«
    »Lewerkühn?«
    »Wer denn sonst? Jede Kutsche wird von diesem Teufelsreiter gelenkt. Als ob es in der Stadt nur diesen einen gäbe! Lachhaft, völlig unglaubwürdig. Vielleicht sehen wir uns eines Tages unter schöneren Bedingungen wieder! Ich zähle die Sekunden. Zehn, neun, acht …«
    Ende

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