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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot
Autoren: George Elizabeth
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Karamellbiskuit stand darin, also war für den Nachtisch schon gesorgt. Ganz weit hinten lag noch ein altes Wurstbrötchen. Das taugte vielleicht als Hauptgericht. Und als Vorspeise …? Eine Minutenterrine? Für die Gemüsebeilage ließe sich doch bestimmt eine Konserve finden. Kichererbsen? Karotten und Pastinaken? Bea fragte sich, wo sie mit ihren Gedanken gewesen war, als sie das letzte Mal eingekauft hatte. Offenbar weit weg. Wahrscheinlich hatte sie den Wagen durch die Gänge geschoben ohne die geringste Ahnung, was sie kochen wollte. Vermutlich hatte ihr Anspruch, zumindest Pete gesund zu ernähren, sie zu einem spontanen Besuch auf dem Markt veranlasst, aber dort hatte sie irgendetwas abgelenkt, ein Anruf auf dem Handy etwa, und das Ergebnis war … das hier. Sie holte das Karamellbiskuit heraus und beschloss, Vorspeise, Hauptgang und Beilage zu überspringen und gleich mit dem Dessert anzufangen. Warum sollte sie sich das verwehren, wo sie doch Aufheiterung brauchte, und die Süßspeise hatte das größte Potenzial, sie ihr zu gewährleisten.
    Sie wollte sich gerade darüber hermachen, als das vertraute Klopfzeichen an ihrer Tür ertönte, gefolgt von Rays Schlüssel im Schloss und seiner strengen Stimme: »… Wesen eines Kompromisses, Kumpel.«
    Worauf Pete erwiderte: »Pizza ist doch schon ein Kompromiss, Dad, wenn man eigentlich McDonald's will.«
    »Wage ja nicht, ihm einen Big Mac zu kaufen«, rief Bea.
    »Siehst du?«, sagte Ray. »Mum ist ganz meiner Meinung.«
    Mit diesen Worten traten sie in die Küche. Beide trugen die gleiche Baseballkappe, und Pete hatte sein Arsenal-Trikot an. Ray trug Jeans und eine farbbespritzte Windjacke. Petes Jeans hatte ein großes Loch über dem Knie.
    »Wo sind die Hunde?«, fragte Bea.
    »Bei mir«, antwortete Ray. »Wir waren …«
    »Mum, Dad hat einen Paintball-Platz gefunden. Total irre«, verkündete Pete. »Es war fantastisch. Peng!« Er zielte mit dem Finger auf seinen Vater. »Wumm! Zack! Peng! Man zieht solche Overalls an, und dann wird man aufgeladen, und es geht los. Ich hab's ihm ordentlich gegeben, stimmt's nicht, Dad? Ich hab mich angeschleicht …«
    »Angeschlichen«, verbesserte Bea geduldig. Sie betrachtete ihren Sohn und musste unwillkürlich lächeln, als er vorführte, wie er seinen Vater mit Farbe bespritzt hatte. Sie hatte sich immer geschworen, dass ihr Sohn niemals etwas Derartiges spielen dürfte: eine Nachahmung von Krieg. Und doch, blieben Jungen am Ende nicht immer einfach Jungen?
    »Du hättest nie gedacht, dass ich so gut bin, oder?«, fragte Pete seinen Vater und boxte ihn freundschaftlich auf den Arm.
    Ray streckte den Arm aus, legte ihn um Petes Hals und zerrte den Jungen zu sich heran. Er platzierte einen geräuschvollen Kuss auf seinem Kopf und fuhr ihm mit den Fingerknöcheln durchs dichte Haar. »Los, geh deine Sachen holen, du Paintball-Wunder. Wir müssen uns ums Abendessen kümmern.«
    »Pizza!«
    »Curry oder chinesisch. Das ist das Äußerste, wozu ich bereit bin. Oder Kalbsleber mit Zwiebeln zu Hause. Mit einer Beilage aus Blumenkohl und dicken Bohnen.«
    Pete buhte lautstark, stürmte aus der Küche, und sie hörten ihn die Treppe hinaufpoltern.
    »Er wollte seinen CD-Spieler«, erklärte Ray. Er lächelte, als sie Pete in seinem Zimmer herumstöbern hörten. »Die Wahrheit ist, er will einen iPod. Und sein Plan ist, mir vorzuführen, wie viele CDs er mit sich herumschleppen muss, wo er doch stattdessen nur dieses Gerät von der Größe … Wie groß sind die Dinger eigentlich? Ich komm bei den neuen Technologien einfach nicht mehr mit.«
    »Dazu hat man heutzutage Kinder. In Hightech-Fragen bin ich ohne Pete völlig aufgeschmissen.«
    Ray betrachtete sie einen Moment, während sie einen Löffel Karamellbiskuit zum Mund führte. Ein wenig verlegen wedelte sie ihm damit zu. »Wieso habe ich das Gefühl, das ist dein Abendessen, Beatrice?«
    »Weil du Polizist bist.«
    »Es stimmt also?«
    »Hm-m.«
    »Bist du auf dem Sprung?«
    »So würde ich weder meinen momentanen Betriebszustand noch den Zustand der Ermittlung beschreiben.«
    Sie beschloss, es ihm zu erzählen. Er würde es früher oder später ohnehin erfahren. Dann also lieber früher und von ihr selbst. Als sie ihm sämtliche Details geliefert hatte, wartete sie auf seine Reaktion.
    »Verflucht«, sagte er. »Das ist ein totaler …« Er schien nach einem passenden Wort zu suchen.
    »Schlamassel?«, offerierte sie. »Von mir höchstpersönlich
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